Seite 28 - lausebande-10-2014

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Titelthema :: Seite 28
empfinden. Dadurch fühlt sich das Neugeborene
angenommen und geliebt und erfährt so gleich-
zeitig, dass sein Körper etwas Liebenswertes ist.
Zusätzlich ist der Mund eine der ersten erogenen
Zonen und beim Stillen und Lutschen oder Saugen
am Finger macht das Baby seine ersten körperli-
chen Lusterfahrungen. Dabei kann es schon in den
ersten Lebensmonaten bei Jungen zu Erektionen
kommen und bei Mädchen zu feuchten Scheiden.
Das muss Eltern nicht beunruhigen, sondern ist
Ausdruck für das Wohlbefinden des Kindes. So-
bald ein Baby gelernt hat zu fühlen und zu greifen,
wird nicht nur alles in der nächsten Umgebung an-
gefasst, sondern auch der eigene Körper. Es merkt
sich, dass die Berührung der Genitalien bei der
Köperpflege angenehm ist und berührt sich auch
selbst dort. Dies gehört zur sexuellen Entwicklung
des Kindes dazu und Eltern sollten das nicht unter-
binden.
Zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr
kann das Kind Zusammenhänge herstellen. Mit
dem Erlernen der Sprache wird auch die Sexuali-
tät vom Entdeckungsdrang beeinflusst. Der For-
scherdrang für den eigenen Körper gewinnt an
Fahrt, denn Kleinkinder erkennen jetzt bewusst
geschlechtliche Unterschiede zwischen sich und
anderen Mädchen oder Jungen sowie Männern
und Frauen. Sie stellen Fragen nach dem Namen
der Geschlechtsteile und wollen wissen, woher die
Babys kommen. Die erste Aufklärung des Kindes
beginnt in diesem Alter. Auch Selbstbefriedigung
ist im Kleinkindalter keine Seltenheit, denn Kinder
untersuchen die eigenen Geschlechtsorgane und
finden heraus, dass diese stimuliert werden kön-
nen. Dabei können Kinder durchaus schon eine
Form des Orgasmus erleben, ohne dass es etwas
mit dem erwachsenen Ziel der sexuellen Ekstase
zu tun hat. Sie stimulieren ihre Geschlechtsteile
einfach solange, bis sie zufrieden sind. Ein erstes
Objekt, das dazu oftmals genutzt wird, ist die Ku-
scheldecke an der sich Kinder reiben. Auch wenn
das Eltern befremden mag, sollte man diese Erfah-
rung nicht unterbinden und verbieten. Es ist weder
schmutzig noch eklig, wenn Kinder auf diese Wei-
se ihren Körper entdecken. Andererseits ist auch
vollkommen normal, wenn Kinder sich für eine
solche Erfahrung überhaupt nicht interessieren.
Für andere Geschlechter beginnen sich Kinder
etwa ab dem dritten Lebensjahr zu interessieren,
diese Phase währt etwa bis zum Schulbeginn. Ei-
nerseits untersuchen sie das andere Geschlecht
und stellen Fragen, auf der anderen Seite verglei-
chen sie auch gleichgeschlechtliche Kinder mit
sich selbst, um Gemeinsamkeiten festzustellen.
Sogenannte Doktorspiele sind dabei ein genera-
tionenübergreifendes Mittel unter Kindern, ihren
Drang nach Erkenntnissen zu erfüllen. Einfach
gesagt, sie ziehen sich nackt aus und untersuchen
sich von Kopf bis Fuß und auch im Genital- und
Analbereich. Erziehungsexperten beschreiben das
als eine ganz normal Entwicklung und Erfahrung.
Allerdings ist es wichtig, dass es für solche Doktor-
spiele klare Regeln gibt:
• sie müssen immer freiwillig sein
• sobald ein Kind sich unwohl fühlt, sollte es das
klar formulieren können und das Spiel beenden
• sie sollten nur zwischen gleichaltrigen und gleich
entwickelten Kindern stattfinden
• die Kinder müssen die Grenzen kennen und wis-
sen, dass die Genitalien nicht verletzt werden
dürfen und z.B. keine Gegenstände eingeführt
werden dürfen
Da Kinder in diesem Alter durchaus wissen kön-
nen, dass das nicht von allen gesehen werden soll,
suchen sie sich oft Rückzugspunkte, in denen sie
ungestört und unbeobachtet von Eltern oder Er-
ziehern sind. Doktorspiele spiegeln die kindliche
Neugier wieder und sind noch nicht mit sexuellem
Begehren zu verwechseln. Sie werden genutzt, um
das andere Geschlecht zu erkunden und sich abzu-
sichern, dass andere genauso sind wie man selbst.
Schöne Gefühle, die dabei entstehen können, stär-
ken das eigene Körpergefühl des Kindes und seine
Sinneswahrnehmung. Daher sollten die Spiele un-
ter Einhaltung klarer Regeln auch nicht tabuisiert
oder verboten werden. Sind die Unterschiede und
Gemeinsamkeiten zum eigenen und anderen Ge-
schlecht einmal klar, ebben sie von selbst wieder
ab. Es ist wie bei vielem im Leben, wird etwas ver-
boten, wird es umso interessanter. Eltern sollten
ihren Nachwuchs allerdings darüber aufklären,
dass spitze Gegenstände bei „Untersuchungen“ ge-
fährlich sind. Kinder proben in dem Alter auch ihre
künftige Geschlechterrolle. Mädchen schwärmen
für ihren Vater und finden sich oft umringt von
Puppen und familiären Rollenspielen wieder, wäh-
rend Jungs ihren Müttern Heiratsanträge machen,
wild sind und sich mit anderen messen wollen.