Seite 47 - lausebande-10-2014

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Interview :: Seite 47
Das ist witzig. Mein Motto war eher: Endlich 40! Ich
finde das ein tolles Alter, noch besser als 30. Kör-
perlich geht noch alles, man weiß aber schon, wer
man ist und wo man steht. Mir geht es so gut wie nie
zuvor. Jetzt bekomme ich mit 40 noch ein Kind. Ich
kenne auch Menschen, die sind 25 und wirken wie
65, während andere 65-jährige leuchtende Augen
wie ein Teenager haben. Auch wenn es viel mit Ge-
sundheit zu tun hat, ist Alter doch sehr relativ.
Wirken sich Alter und zweite Schwangerschaft auch
auf die angebotenen Rollen in TV und Film aus, also
weg von der Romanze hin zum „Muttertier“?
Das fände ich für mich spannend, wenn es diese Ent-
wicklung nehmen würde. Das wäre ja auch wesent-
lich authentischer. Wir dürfen aber hoffentlich auch
mit 40 oder 60 noch romantisch sein. Insofern hoffe
ich, dass ich meinem Lieblingsgenre nicht „Auf Wie-
dersehen“ sagen muss und trotzdem weiter roman-
tische Filme machen darf. Aber wenn sich meine
Filmfiguren mit mir ändern, fände ich das schön.
Insofern wären Familiencomedys und mehr Famili-
enalltag schon passend.
Letzte Frage noch mit einem Blick auf Ihr gesell-
schaftliches Engagement: Wenn Sie drei Wünsche
frei hätten, wie würden Sie die Welt verbessern?
Wenn jeder versucht, seine kleine Welt etwas posi-
tiver zu gestalten, wäre schon viel geholfen. Dazu
zählt ein toleranter Umgang und dass jeder seine
Meinung haben darf. Die Welt braucht auch mehr
Liebe. In unserer Gesellschaft zählen meist nur Kör-
per und Geist. Wir müssen wahnsinnig schlau sein,
gut aussehen, immer gut drauf sein und viel leisten,
die Kinder müssen mit fünf Jahren schon zwei Spra-
chen sprechen. Wir laufen ständig im Hamsterrad.
Das ist nicht der Sinn des Lebens, das macht uns auf
Dauer unglücklich. Gerade wir in der Öffentlichkeit
müssen dazu stehen, dass das Leben nicht immer
einfach ist und wir auch Unterstützung brauchen.
Wir sollten uns entspannen und nicht denken, wir
müssten immer mehr sein, als wir sind. Wir müssen
im Alltag wieder mehr über Herz und Seele spre-
chen. Wir brauchen glückliche kleine Menschen,
die anfangen, ihren Weg in der Welt zu finden. Das
klingt jetzt sehr pathetisch, aber genau das wäre mir
wichtig.
Danke für das sympathische Gespräch.
Filmdreh ab nächstem Sommer. Wenn es uns soweit
gut geht und das Baby gesund ist, dann hätte ich
auch große Lust, das zu machen. Aber das geht nur
mit der Unterstützung der Familie.
Sie unterstützen auch die Aktion für Hebammen in
Deutschland. Wenn Sie im Advent Ihr zweites Kind
erwarten, bevorzugen Sie selbst eine natürliche Ge-
burt oder doch eher den bequemeren Kaiserschnitt?
Es ist für mich ein großes Anliegen, Frauen an ihre
Instinkte zu erinnern. Der gesunde und natürliche
Geburtsprozess ist wichtig und dazu brauchen wir
Hebammen. Aber wir verlieren ihn langsam. Das ist
nicht nur traurig für die gebärende Frau, sondern es
stecken auch viele Gesundheitsaspekte für die Zu-
kunft des kleinen Menschen dahinter. Leider haben
wir Frauen oft den Glauben daran verloren, dass un-
sere Körper das allein leisten können. Wir hätten uns
aber auf der Welt nicht so vermehrt, wenn wir das
nicht könnten. Ich glaube einfach daran, dass der
Körper weiß, wie er schwanger wird, wie ein Baby
wächst – und dass er dann auch weiß, wie ein Baby
zur Welt kommt. Das hat wenig mit dem Kopf und
mit Bewusstsein zu tun. Die Erfahrung der Geburt
kann auch sehr positiv sein, wenn die Frau eine gute
Unterstützung hat. Dazu muss sie sich sicher und
geborgen fühlen. Die Realität sieht aber anders aus.
Heute ist die Geburt oft zu einem schweren medizi-
nischen Eingriff geworden. Das macht Mütter und
Kinder krank. Für mich war die erste Geburt sehr
traumatisch. Ich habe lange gebraucht, mich davon
zu erholen. Damals wollten ständig Ärzte eingreifen.
Ich habe mich sehr unwohl und unsicher gefühlt,
auch wenn ich immer dachte, ich bekomme das trotz
intensiver Schmerzen selbst hin. Alle halbe Stunde
stand da jemand vor mir und wollte einen Kaiser-
schnitt machen oder mir eine Rückenmarkspritze
geben, dann lag das Kind nicht gut und dann wurde
geredet, dass es so nichts wird. Man bekommt durch
andere Angst, und wenn man Angst hat, öffnet und
entspannt man sich nicht. Deshalb plane ich es für
meine zweite Geburt komplett anders. Ich habe so-
weit eine gesunde Schwangerschaft. Und wenn das
so bleibt, möchte ich nur eine Hebamme sehen und
weit und breit keinen Arzt.
Sie sind in diesem Jahr auch 40 geworden, für viele
Frauen das blanke Grauen. Hat das für Sie eine Be-
deutung?