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Titelthema :: Seite 23
(englisch: Rapid Eye Movement). Dabei wurde fest-
gestellt, dass unser Gehirn im REM-Schlaf sogar
aktiver ist als im Wachzustand. Hirnscans haben
eine hohe Aktivität in emotionalen Zentren erge-
ben, während der für Logik und Handlungsab-
sichten zuständige Hirnbereich ruht – es fehlt also
jegliche Kontrollinstanz. Emotionen übernehmen
das Kommando – und in der Folge träumen wir
bizarre Erlebnisse, die bei Tätigkeit entsprechen-
der „logischer“ Hirnareale erst gar nicht entstehen
könnten. Träume handeln deshalb oft von Dingen
und Ereignissen, die theoretisch unmöglich oder
bei wachem Zustand unwahrscheinlich sind. Oft
sind sie stark mit emotionalen Erlebnissen verbun-
den. Geistige Tätigkeiten werden in Träumen viel
seltener wiedergespiegelt als aktive körperliche
Handlungen.
Nicht nur Frauen und Männer, auch Kinder
und Erwachsene träumen auf unterschiedliche Art.
Im Kindesalter kommt es häufger zu Albträumen,
und oft sind Kinderträume fantastischer und we-
niger real. Kinder erinnern sich auch öfter an ihre
Träume – sie träumen sehr häufg davon, durch
die Lüfte zu fiegen. Die Träume aller Menschen
sind eher durch Gewalt als durch Freundlichkeit
gekennzeichnet, Menschen träumen öfter vom Un-
glück als vom Glück, die negativen Gefühle über-
wiegen. Kinder träumen mehr von Tiersymbolen,
das nimmt mit zunehmendem Alter gleichmäßig
ab. Das alles sind zumindest Aussagen vieler Bei-
träge der Schlaf- und Traumforschung.
Alle Menschen mit einem normalen Schlafver-
halten träumen in etwa gleich viel, unabhängig
von ihrem Erinnerungsvermögen daran. Im Durch-
schnitt erlebt jeder Mensch fünf bis sieben Träume
je Nacht, wonach ein siebzigjähriger Mensch fast
153.000 Träume erlebt hat. An die meisten Träu-
me haben wir keine Erinnerung, erst beim Wecken
wird uns das Geträumte bewusst, indem das Ge-
hirn aus dem gerade erlebten Traum resultierende
verstreute Restaktivitäten interpretiert.
Unser Körper schützt sich während des Schla-
fens und Träumens übrigens selbst. Vor dem Ein-
schlafen merkt er sich im Allgemeinen, wie groß
das Bett und somit der Spielraum ist, in demwir uns
bewegen können. Erwachsene fallen deshalb nur
selten im Schlaf aus dem Bett. Kindern fehlt jedoch
diese Erfahrung, weshalb an Kinderbetten entspre-
chende Schutzmechanismen notwendig sind.
Bedeutung des Träumens
Die methodische Hürde, dass ein Traum nur
abhängig vom Wachzustand untersucht werden
kann, stellt noch immer eine unüberwindbare
Schwierigkeit der Traumforschung dar – neue
Messverfahren liefern aber erste Einblicke in das,
was während des Schlafes und Träumens im Ge-
hirn passiert. So haben Wissenschaftler festge-
stellt, dass schon in der 30. Schwangerschaftswo-
che das Gehirn eines Embryos in der Form wie im
späteren REM-Schlaf aktiv ist. Kinder betreiben
dabei schon im Mutterbauch eine Art „Gehirngym-
nastik“. Auch in der frühkindlichen Entwicklung
ist diese Traumphase besonders ausgeprägt, den
Großteil seines 16-stündigen täglichen Schlafes
verbringt ein Baby im REM-Schlaf. Das Gehirn löst
dann Probleme, die während des Tages entstanden
sind und gibt der inneren Welt eine Struktur, um so
die Aufgaben im Wachbewusstsein zu erleichtern.
Einige Wissenschaftler glauben, dass der Mensch
quasi im Schlaf seine Sprache erlernt – also das
verarbeitet, was tagsüber erlebt wird. Für diese
Theorie spricht auch, dass Babys und Kleinkinder,
mit denen Eltern viel reden und gemeinsam Zeit
verbringen, über deutlich größere Sprachkompe-
tenzen verfügen.
Andererseits ist die Forschung sich aber noch
unsicher, ob Träume einen echten Nutzen haben.
Auf jeden Fall ist der Schlaf wichtig für das Ge-
dächtnis – es ist so, als ob nachts im Gehirn eine
Datensicherung abläuft. Nachts schläft nur unser
Körper, das Gehirn nicht – es arbeitet ohne Pause
und nutzt die nächtliche Inaktivität des Körpers,
um die Erlebnisse des Tages zu ordnen, zu bewer-
ten und zu speichern. Eine der wichtigsten Funk-
tionen des Schlafs scheint somit die Verarbeitung
und Verknüpfung von neuen Eindrücken mit
älteren, bereits emotional gefärbten Gedächtnis-
inhalten zu sein. Für den Lernprozess im Schlaf
setzt das Gehirn eine biochemische Maschine in
Gang, die Nervenzellen neu vernetzt und Erinne-
rungen vom Tag im Gehirn verankert. Zudem setzt
im Schlaf eine rege Produktion von Eiweißen ein,
die für den Umbau der Nervenstrukturen verwen-
det werden. Tagsüber angehäufte Informationen
werden im Gehirn hierarchisch strukturiert, um
sie sicher abspeichern zu können. Vor allem in
der Tiefschlafphase wird ordentlich aufgeräumt.
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