Seite 24 - lausebande_11-2012

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Titelthema :: Seite 24
gar nicht gesucht hat. Mit einem Klick kann man
schnell hohe Rechnungen verursachen, ohne ir-
gendetwas davon mitzubekommen. Auch auf diese
Gefahr sollten Sie Ihr Kind aufmerksam machen.
Auf Kinder, die online spielen, lauern weitere Kos-
tenfallen. Einige Spiele erfordern eine Anmeldung
und eine Bezahlung. Hier ist es wichtig, dass Sie
die AGBs genau lesen. In anderen Spielen kann
man mit realem Geld virtuelle Gegenstände kau-
fen. Auch das kann auf Dauer und bei fehlender
Kontrolle ziemlich teuer werden.
Bei der Vielzahl der Angebote und der damit ein-
hergehenden Befriedigung des Unterhaltungsbe-
dürfnisses, kombiniert mit der Bequemlichkeit
des heimischen Sofas, ist es nicht verwunderlich,
dass das Internet, Konsolen, und ähnliches süch-
tig machen. Dabei handelt es sich vor allem um
Spielsucht. Dieser Begriff ruft gedankliche Bilder
von alten Männern vor einem einarmigen Banditen
in einer verqualmten Spielhölle hervor. Doch weit
gefehlt: Die Sucht kann sich im hübsch dekorierten
Kinderzimmer entwickeln.
Die Diplompsychologin und Expertin im Bereich
der Internet- und Computersucht Silvia Kratzer
sagt in einem Interview mit der Augsburger All-
gemeinen, dass in der Altersgruppe der acht bis
12-Jährigen zwischen einem und drei Prozent
süchtig nach Onlinespielen seien. Darüber hinaus
bestehe eine Gefährdung für noch einmal drei bis
vier Prozent der Kinder in diesem Alter. Vor allem
Jungs seien davon betroffen und die Zahlen spre-
chen in diesem Fall eine klare Sprache: Von den
Süchtigen seien zwischen 80 und 90 Prozent Jun-
gen. Diese Zahlen betreffen Online-Spiele und wer-
den somit nicht eins zu eins auf die Nutzung von
Spielekonsolen zu übertragen sein. Das Potenzial,
ein Kind süchtig zu machen, sollte aber äquivalent
hoch sein. Die Spielsucht steht hier exemplarisch
für das Suchtpotenzial neuer Medien. Das Inter-
net, gleichgültig von welchem Gerät aus es genutzt
wird, kann wie eine Droge wirken. Das Gleiche gilt
für alle anderen Medien. Problematisch hierbei ist,
dass sich eben diese vollständig in unseren Alltag
integriert haben. Deshalb ist es schwer festzustel-
len, ob bereits ein Suchtverhalten vorliegt oder es
sich bloß um eine Gewohnheit handelt, der Prozess
verläuft schleichend. Da es sich aber um eine kör-
perliche Sucht handelt, wie etwa die nach Rausch-
mitteln, gibt es verschiedene Anzeichen, auf die
Sie achten können. Bei der nachfolgenden Auf-
stellung der Symptome handelt es sich lediglich
um Hinweise auf Möglichkeiten, im Zweifelsfall
sollten Sie mit Ihrem Kind einen Experten wie zum
Beispiel einen Psychologen oder eine Suchtbera-
tung aufsuchen. Suchtberatungen finden Sie in
jeder größeren Stadt. Spezielle Einrichtungen für
die Problematik der Internetsucht finden Sie zum
Beispiel in Berlin.
• Der Drang, das Medium zu nutzen, ist ausgespro-
chen stark ausgeprägt.
• Ihr Kind zeigt keinerlei Interesse dafür, an der re-
alen Welt teilzuhaben.
• Wird diesem Drang nicht nachgegeben, erfolgt
eine Verhaltensänderung in eine negative Rich-
tung.
• Wird diesem Drang nachgegeben, erfolgt eine
Verhaltensänderung in eine positive Richtung.
• Sie können Entzugserscheinungen feststellen,
wie zum Beispiel Schwindel, Übelkeit und erhöh-
ten Blutdruck.
Abschließend soll noch auf ein Risiko hingewiesen
werden, das verglichen mit den vorhergehenden
Gefahren recht banal erscheint. Es fällt unter das
Stichwort „Generation Doof“. Das kommunizieren
über SMS, Messenger, Chatrooms und soziale Netz-
werke hat faul gemacht. Viele verzichten gänzlich
auf Rechtschreibung. So sinnvoll ein sicherer Um-
gang mit Medien für Kinder und Jugendliche allein
schon im Hinblick auf das spätere Berufsleben ist,
bringt auch die größte Medienkompetenz nichts,
wenn man „hübsch“ mit „p“ schreibt und einen
Smiley aus einem Semikolon und einer geschlosse-
nen Klammer dahinter setzt.
Pädagogisch wertvoll
Es gibt verschiedene Mittel und Wege, Ihren Kin-
dern einen sicheren Umgang mit den neuen Medi-
en zu ermöglichen. Bei Spielen für den Computer
oder die einzelnen Konsolen ist es vergleichsweise
einfach, da diese Angebote meistens mit der soge-
nannten FSK-Kennzeichnung versehen sind. Wenn
das eigene Kind also erst sechs Jahre alt ist, emp-
fiehlt es sich nicht, ein Spiel mit dem Aufdruck
FSK 18 zu kaufen. Bei Internetseiten ist es schon
schwieriger herauszufinden, ob eine Seite für Kin-
der geeignet ist. Klar ist, dass Gewalt- oder Sexu-
aldarstellungen potenziell kindergefährdend sind,