gegenüber Trägern ähnlich, dort wurde Klage gegen
die Stadt eingereicht. Jetzt will die Stadt Cottbus auch
eine Klage durch uns provozieren – für uns viel Arbeits-
zeit, die wir herzlich gern in eine Qualitätsverbesserung
der Kita stecken würden.
Fühlen Sie sich durch das aktuelle Ultimatum der
Stadt erpresst?
Ja, ganz klar. Die Stadt Cottbus sagt:
macht was wir euch sagen oder wir streichen unsere
Zuschüsse, oder sie will uns die Kita gleich ganz weg-
nehmen. Setzt man das um, was angedroht wird, fehlen
uns im Jahr ca. 100.000 Euro beim Betrieb einer Kita.
Da wir in vielen anderen Projekten der Jugend- und Fa-
milienhilfe Zuschüsse der Stadt erhalten, hat das Vor-
gehen der Stadt auch seinen Beigeschmack. Wir woll-
ten in den 26 Jahren unserer Existenz immer ein streit-
barer Partner für die Stadtverwaltung sein, das wird of-
fenbar immer problematischer. Wir sahen uns nie als
Bittsteller und wollen es auch in Zukunft nicht sein!
Warum folgen viele andere Träger der Gebühren-
erhöhung ohne öffentliches Murren?
Einem Groß-
teil der Träger steht nicht die Kraft oder notwendige Ex-
pertise zur Verfügung, um sich diesemKonflikt zuwid-
men. Teils besteht ein der Not gehorchendes Grundver-
trauen in das Handeln der Stadtverwaltung, teils sind
Geschäftsführungen der Träger gar nicht in Cottbus an-
sässig, da gereicht es im Tagesgeschäft nicht zur nöti-
gen Priorität. Man muss wissen, dass Kitas in der Lei-
tungsstruktur (pädagogisch und organisatorisch) sehr
schwach ausgestattet sind. Für eine Kita mit 150 Plät-
zen stehen effektiv 11 Stunden proWoche für die päda-
gogische Leitung zur Verfügung und für die organisato-
rische Sicherung gereicht es gerade einmal zur Finanz-
und Personalbuchhaltung. Alles andere erfolgt ohne fi-
nanzielle Erstattung. Das kann, vor allem für kleinere
Träger, zumgroßen Dilemma werden. Wenn das bereits
angestrebte Gerichtsverfahren der Cottbuser Eltern ge-
gen die Stadt in den nächsten Jahren feststellt, dass El-
Hier können Sie die ausführlichen Beiträge und
Interviews zum Thema Kitagebühren aus unseren
vergangenen Ausgaben noch einmal nachlesen.
Eltern helfen Eltern: Machen Sie mit!
Die Cottbuser Elterninitiative sucht für ihren Kampf
gegen die Erhöhung der Kitagtebühren und für eine
familienfreundliche Stadt weiterhin Unterstützung.
Hier können Sie Kontakt aufnehmen:
www.facebook.com/Petition2016/E-Mail:
petition@mail.de www.tiny.cc/kitapetitionKitagebühren :: Seite 19
ternbeiträge verkehrt berechnet wurden, müssen die-
se Träger unter Umständen erhebliche Summen an El-
tern zurückzahlen, die diese auf Grundlage des Urteils
dann vom Träger zurückfordern könnten. Diese Rück-
lage ist bei kleinen Trägern aber einfach nicht da. Sie
können dann auch nichts gegenüber der Stadt fordern,
da sie Einvernehmen hergestellt haben. Das haben vie-
le Träger nicht erkannt, da sehe ich das wirklich aufop-
ferungsvolle Engagement vieler kleiner Träger in gro-
ßer Gefahr. Die Stadt tut so, als würden viele Träger
dem Verfahren aus Überzeugung zustimmen. Das ist
Augenwischerei.
Halten Sie die Stadtpolitik in Cottbus noch für fami-
lienfreundlich?
Die Stadt ist durch das notorische De-
fizit geplagt und die die Politik sieht sich fälschlicher-
weise gezwungen, immer neue Projekte zu finanzieren.
Es ist egal, auf welcher Ebene man Bezüge herstellt,
Verkehrswegeplanung oder ein ordentliches Bundes-
teilhabegesetz, Flughafen oder Kitafinanzierung, Stadt-
museum oder Familienförderung. Auch ist die Politik
immer öfter bereit, in kostengünstige Kampagnen zu
investieren, statt inhaltliche Arbeit zu qualifizieren.
Da entstehen schnell Zerrbilder der Wirklichkeit. Zu-
erst fallen immer die Schwächsten zumOpfer, das sind
Behinderte, dann sozial schwache und bildungsferne
Haushalte, also immer Personen, die doch auch Res-
pekt verdienen! Freie Träger der Jugend- oder Behinder-
tenhilfe sind davon immer mittelbar betroffen und lei-
den vor allemunter dem rapide sinkenden öffentlichen
Qualitätsanspruch. Nicht alle Politiker schauen darü-
ber hinweg, das ist vielleicht ein Hoffnungsschimmer.
Vielleicht stellt ja Politik wieder gesetzlich vorgeschrie-
bene Beteiligungsmöglichkeiten reell her, imörtlichen
Jugendhilfeausschuss zum Beispiel und anderswo.
Wir werden auch in der kommenden Februar-Aus-
gabe zu diesemThema und den Folgen des Ultima-
tums der Stadt berichten.




