Backe backe Kuchen...

Datum: Dienstag, 17. Mai 2016 13:05

 

Zahlen zum Thema
Drei von vier Familien bauen einen solchen Anker in ihren Alltag ein. 2008 befragte Forsa im Auftrag der DAK Familien zu deren Essverhalten. Das Abendbrot ist in den meisten Familien die Familienmahlzeit: Wochentags versammeln sich 73 Prozent der befragten Familien am Esstisch, am Wochenende 83 Prozent. Für das Frühstück schaffen das unter der Woche nur 33 Prozent der Familien und für das Mittag 25 Prozent. Auf Familienmahlzeiten wird umso seltener Wert gelegt, je weniger Kinder im Haushalt leben, je niedriger das Einkommen und je geringer der Bildungsstand. Etwa die Hälfte aller Familien kocht regelmäßig gemeinsam mit den Kindern, dabei lassen sich jüngere Kinder häufiger zum Mitkochen motivieren als Jugendliche. Familien essen häufiger in den eigenen vier Wänden, während Singles und kinderlose Paare eine Mahlzeit auch gern mal unterwegs oder in einem Restaurant zu sich nehmen.

Das Statistische Bundesamt erfasst in größeren Abständen, womit wir unsere Zeit verbringen – zuletzt wurde das 2012 erfragt. Demnach wenden wir täglich 1:40 h für das Essen auf. De Arbeit rund um die Mahlzeiten, also Kochen, Tischdecken, Abwaschen nimmt täglich gut eine Stunde in Anspruch. Rollenmuster sind über die Jahre stabil geblieben: In den meisten Familien steht die Frau am Herd, Männer bringen deutlich weniger Zeit für Kochen, Backen und Braten auf. Familien kochen häufiger als junge kinderlose Paare. Wer die Zahlen mit der Erhebung Anfang der 1990er Jahre vergleicht, stellt fest: Wir nehmen uns heute nicht weniger Zeit für gemeinsame Mahlzeiten als noch unsere Eltern, aber wir verbringen weniger Zeit mit der Zubereitung von Mahlzeiten. Weniger selber kochen, mehr convenience-Produkte. Solche Produkte nehmen vor allem Arbeit ab und sparen Zeit: Der portionierte Tiefkühl-Blattspinat fällt ebenso darunter wie der geschnittene Salat oder das komplette Fertigmenü aus dem Kühlregal. Wer den Rosenkohl nicht selber putzt, spart zwar Zeit, vergibt aber auch die Chance, seinen Kindern beizubringen, wie frische Lebensmittel verarbeitet und zubereitet werden.


Einkaufen mit Kindern
Wer sich voll und ganz auf das „Projekt Familienmahlzeit“ einlassen will, der sollte den Nachwuchs so viel wie möglich mitmachen lassen – das beginnt mit der Auswahl dessen, was auf den Tisch kommt. Herrscht darüber Einigkeit, müssen die benötigten Lebensmittel her – Obst und Gemüse kommen im besten Fall aus dem eigenen Garten oder vom Balkon. Was es dort nicht gibt, wird beim Wochenendeinkauf besorgt. Wer kleine Kinder hat, weiß, dass es mitunter anstrengend sein kann, sie mit in den Supermarkt zu nehmen. Das schreiende Kind vorm Süßigkeitenregal gilt als Klassiker in den Erziehungsratgebern. Nichtsdestotrotz sollten Eltern die Kinder zumindest gelegentlich den Einkaufswagen durch die Regalreihen schieben lassen. Dort kann man den Kleinen zeigen, welch große Auswahl an Lebensmitteln es gibt – manche Märkte führen allein ein Dutzend Sorten Tomaten oder Äpfel. In der Obst- und Gemüseabteilung bekommen die Kleinen Exoten wie Papaya oder Avocado zu Gesicht, die sonst vielleicht nicht zum Speiseplan gehören. Sie können an unterschiedlichen Kräutertöpfen riechen. Das weckt die Neugierde, unbekannte Gemüsesorten nicht nur anzusehen und zu riechen, sondern auch zu kosten. Um den gefürchteten Schreiattacken entgegen zu wirken, kann man die Kinder möglichst viel mit einbinden. Sie können die benötigten Dinge zunächst im Markt suchen, dann in den Einkaufswagen und später auf das Kassenband legen. Um das ständige „Darf ich das bitte, bitte haben…“ einzuschränken, kann man vorher vereinbaren, dass sich das Kind einen Artikel aussuchen darf – und nicht mehr.


Kochen mit Kindern
Schon Ein- und Zweijährige fühlen sich von der Küche magisch angezogen. Es ist ja auch allemal spannender, den Kochlöffel lautstark auf den Topf zu schlagen, während Mama das Mittag vorbereitet, als derweil allein im Kinderzimmer Türme zu bauen. Sobald die Kleinen größer und die Motorik ausgereifter wird, können Eltern die kleinen Küchenhelfer einarbeiten. Schon die Kleinsten können das Mehl für den Kuchenteig in die Schüssel kippen, Plätzchen ausstechen, Erdbeeren waschen oder die Butter aus dem Kühlschrank holen, je älter die Kinder werden, desto mehr erweitert sich ihr Aufgabenspektrum. Die Eltern können selbst am besten einschätzen, was sie ihren Mini-Köchen schon zutrauen können. Als grobe Orientierung kann folgende Auflistung dienen:

1 bis 2 Jahre: Gemüse und Obst in einer Schüssel waschen, Zutaten bringen, Teig kneten, Zutaten in eine Schüssel kippen, Puderzucker sieben
3 bis 4 Jahre: Teig ausrollen, Tisch decken, Käsewürfel oder weiches Obst wie Bananen schneiden, Zutaten verrühren, Käse reiben, Möhren mit dem Sparschäler schälen, Rosenkohl grob putzen, Soße abschmecken
5 bis 6 Jahre: festeres Obst und Gemüse schneiden, Zutaten abwiegen, im Kochtopf rühren, Kartoffelbrei stampfen, Kuchen glasieren, Getränke eingießen, Speisen auftun
Wer seine Kinder all diese Dinge machen lässt, gibt ihnen wertvolle Erfahrungen mit auf den Weg. Sie lernen die Lebensmittel mit unterschiedlichen Sinnen kennen. Sie lernen, wie sie riechen, aussehen, sich anfühlen und schmecken – einmal roh und einmal verarbeitet. Sie erleben, wie sich viele rohe Zutaten in ein komplettes Menü verwandeln.

Sie lernen neue Begriffe kennen wie Muskatnuss, garen oder Umluft. Sie lernen Geschick im Umgang mit unterschiedlichen Küchengeräten vom Schneebesen bis zur Waage. Sie lernen, sich in der Küche umsichtig zu verhalten, am heißen Herd und mit dem scharfen Messer vorsichtig zu sein. Beim Umgang mit dem Messer gilt: Eltern sollten dem Kind durchaus etwas zutrauen und es dem Alter angemessene Lebensmittel schneiden lassen. Kinder sollten nur im Sitzen schneiden. Zunächst sollte ein Elternteil vorführen, wie man richtig schneidet und worauf das Kind achten sollte, z.B. immer vom Körper weg. Anfangs können die Eltern vielleicht noch die Hand führen. In jedem Fall sollten sie immer einen Blick auf das Kind haben und es nicht mit dem Messer allein lassen. Wer gemeinsam mit Kindern kocht, muss mehr Zeit einplanen – für das Zubereiten des Mahls aber auch für das anschließende Saubermachen, denn bei kleinen Nachwuchsköchen landet öfter mal was neben statt in der Schüssel. Wenn alles im Kochtopf oder in der Röhre ist, kann die Garzeit genutzt werden, um das Küchenchaos zu beseitigen. Am besten natürlich mit den Kindern, so lernen sie, dass Aufräumen zum Kochen mit dazu gehört.

Wer mit Kindern kocht, sollte einige Hygiene-Regeln beachten:

  • Vor und nach dem Zubereiten des Essens 
    Hände gründlich waschen.
  • Armbänder, Armbanduhren und Ringe 
    abnehmen. Ärmel hochkrempeln, ggf. lange Haare zusammenbinden.
  • Vorsicht bei rohem Fleisch, Fisch und Ei: 
    Für kleine Kinder sind diese tabu, auch bei der Zubereitung. Für größere Kinder gilt: gründlich Hände waschen, Brettchen und Messer danach abwaschen oder in die Spülmaschine.
  • Essenabfälle wie Schalen sofort wegwerfen.
  • Zum Abschmecken und Kosten immer einen sauberen Löffel nehmen.
  • Eine schicke Kinderschürze schützt nicht nur vor Soßenspritzern, sondern kann zusätzlich motivieren.

In der jetzt beginnenden wärmeren Jahreszeit wird die Zubereitung des Essens gern nach draußen an den Grill verlegt. Auch wenn der Grill für die Kleinen sehr spannend sein mag, können sie dem Grillmeister nur bedingt helfen. Das Würstchen-Wenden gehört in die Hände von Erwachsenen. Alternativ können die Kleinen sich ihr Stockbrot über der Glut selbst machen. Wer mit Kindern grillt, sollte darauf achten dass der Grill windgeschützt und kippsicher steht. Kinder müssen immer Mindestabstand zum Grill halten, auch noch nach dem Grillen, bis dieser abgekühlt ist. Ob nun die Bratwurst im Garten oder die Lasagne am Küchentisch, immer gilt:


Das Auge isst mit
Das Essen schmeckt besser, wenn es schön verpackt ist: in schönen Schüsseln auf einem schön gedeckten Tisch. Auch hier können die kleinen Küchenhelfer wieder mitmachen. Das fängt an mit passendem Geschirr, vielleicht haben die Kinder ihr eigenes Geschirr und Besteck. Schon vermeintlich kleine Details zaubern einen edlen Esstisch: Den Aufschnitt auf einen Teller legen, statt ihn direkt aus der Dose oder der Verpackung zu nehmen. Kartoffeln in der Schüssel servieren, nicht im Topf. Ein Teller oder eine Schüssel mit Gemüsestreifen. Eine Tischdecke (vielleicht noch nicht, wenn Kleinkinder mit am Tisch sitzen), Servietten und eine Kerze oder ein Blumenstrauß runden das Bild ab. Solche Dekorationen sollte man sich nicht nur für das Wochenende oder für Familienfeiern aufheben, sie machen auch die tägliche Familienmahlzeit zu etwas Besonderen. Sie machen deutlich: Das gemeinsame Essen ist uns wichtig, das soll nicht nebenbei passieren, das wollen wir ein Stück weit zelebrieren. Wer meint, unter der Woche fehlt dafür die Zeit, sollte die Arbeit dem Nachwuchs überlassen. Die meisten Kinder werden gern und mit Enthusiasmus die Servietten verteilen. In der Zeit können Mama oder Papa das Essen zubereiten.