Kolumne :: Seite 66
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
meinde sicher richtig Eindruck machen. Die guten
alten Peitschenkreisel gibts auch tatsächlich ganz
zeitgemäß im Internet zu bestellen, für nur 5 Euro.
Zwei Tage später traf mein kleiner Holzfreund samt
Peitsche zu Hause ein. Ich übte ein bisschen und hat-
te den Dreh recht schnell wieder raus. Bei einer Vor-
führung verdrehte meine Tochter die Augen ... naja,
Papa ist in erster Linie sowieso immer peinlich, selbst
beim Kartoffelschälen. Ich schilderte ihr aber, wie
pädagogisch wertvoll dieser gute alte Kreisel für die
Motorik sei, dass man damit sogar zusammen spie-
len und ihn im Team antreiben kann, sich tolle Spiele
mit Strecken und Hindernissen ausdenken kann. Am
nächsten Tag wollte ich ihr beweisen, wie cool das die
anderen Kids finden.
Als ich sie früh an der Schule ablieferte, wo „ihre
Mädels“ schon warteten, holte ich meinen oldschool
Holzkreisel aus der Tasche, wickelte die Peitschen-
schnur um den Kegel, zog einmal kräftig und ließ den
Kreisel über den Asphalt des Schulhofs tanzen. Die
Mädels staunten. Wie ein Zirkusdompteur holte ich
aus und präsentierte meinen Mega-Spinner, wie ich
ihn nannte. ImÜbereifer schwang ich die Peitsche mit
einer Geschwindigkeit, die eine Scheibe und mir das
Genick brechen sollte. Die Peitschenschnur verfing
sich nämlich am Kreisel und schleuderte diesen mit
Karacho durch die Luft. Vier Meter entfernt schlug er
durch die Scheibe des Lehrerzimmers ein. Die Mädels-
runde meiner Kleinen war früh morgens noch nie so
ruhig wie in diesemMoment. Verdammt. Früher wäre
ich einfach weggerannt, aber als pädagogisch wert-
voller Vater musste ich ins Lehrerzimmer dackeln.
Als Ergebnis kostete mich mein Kreiselchen knapp
200 Euro für die Fensterreparatur und die Schullei-
tung hatte endlich ihr Argument, „all diese gefährli-
chen Kreisel“ zu verbieten. „Ihr seht ja, was mit sol-
chen Drehdingern passieren kann“, meinte sie. Statt
das Comebacks als cooler Superdaddy wurde ich zum
Feindbild aller Mitschüler, Codename „der Mega-
Spinner“, leider deutsch gesprochen.
Nun darf ich noch ein bisschen weiter um die Ecke
parken und nicht mehr bis zum Schulhof mitkom-
men. Tja, das Leben von uns Vätern, die am Ball ...
ähmKreisel bleiben wollen, ist schon eine harte Nuss.
Euer lausitzDADDY
Väter sollten sich nie, wirklich nie mit ver-
klärter Melancholie bei aktuellen Trend-
spielzeugen ihrer Kids einmischen! Zumin-
dest nicht, wenn sich diese der vorpubertären Phase
nähern und der einstige Superdad immer mehr zum
peinlichen Anhängsel wird, das beim Abliefern an
der Schule möglichst weit weg parken soll. Ich habe
es trotzdem versucht und bin gnadenlos gescheitert.
Schuld sind diese sogenannten Fidget Spinner, die
wie einst die Tamagotchis und jüngst Pokemon Go
wie aus dem Nichts die Kids überschwemmt haben.
Auch meine Kleine musste unbedingt so ein Ding
haben. Einige in der Klasse hatten schon eine ganze
Sammlung, in ihren Schilderungen klang das, als
würden die Eltern anderer Kids diese morgens mit ei-
ner ganzen LKW-Ladung Drehdinger auf dem Schul-
hof abladen. Also dackelte ich mit ihr in die Stadt und
ließ mich beraten. Ich wolle so ein Drehding, einen
„Fiji-Spinner“. Oh man war das meiner Tochter pein-
lich. „Mensch Papa, meinste die kommen von den
Fiji-Inseln? Die heißen Fidget-Spinner!“. Die ältere
Verkäuferin schob sich die Brille auf der Nase hoch,
bis sie in den Druckstellen beiderseits des Nasenan-
satzes einrastete, und sagte mit klugem Blick: „Ach,
Sie meinen sicher die Handkreisel?“. Wir einigten uns
auf Handkreisel und kauften das teuerste Teil, mit To-
tenkopf als Mittelteil und Knochen als kreisenden Flü-
geln. Das Wort Handkreisel ließ mich nicht mehr los.
Zuhause fiel mir dann auch ein, warum. Ich erinnerte
mich, wie ich als kleines Kind noch einen Holzkreisel
hatte, den man immer mit einer Peitsche über den
Boden treiben musste. Von wegen neu und absoluter
Trend, dachte ich mir, mit so einem Peitschenkreisel
kann man vor der neumodischen Drehdings-Fange-
Noch nicht genug gelacht?
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