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Kolumne :: Seite 54

lausitzDADDY

Innenansichten eines verzweifelten Vaters

lentee, ein Kirschkernkissen, mir selbst Mut und sagte

mit breiter Brust und bemüht tief-männlicher Stimme

„Vatin macht das schon!“. In der folgenden Nacht

machte der Zombie an meiner Seite denWeg vom Bett

zum Klo zum Trampelpfad. Am Samstagfrüh startete

ich geich am Morgen meine Mission, stand kurz vor

sieben in der Küche und machte das Frühstück. Par-

allel füllte ich eine Waschmaschine und stellte nach

den Anweisungen meiner besseren Hälfte das pas-

sende Programm ein. Nach dem Frühstück wurde die

Küche geputzt, die Kids zum Erledigen der Hausuaf-

gaben verdonnert und das Mittagessen vorbereitet.

Ich versprach, vor dem Mittag noch eine Runde zu

spielen – meine Kleine brauchte einen alten Gaul,

den sie in ihrem imaginären Stall versorgen konnte

und der Junior wollte Karatekid spielen. Parallel zum

Kartoffelschälen checkte ich meine Mails und mach-

te einen Arbeitsplan. Eine Stunde später folgte dann

der Skandal. Ich stand gerade seit zwei Minuten im

Stall und wieherte rollengerecht etwas krächzend vor

mich hin. Meine bessere Hälfte hatte sich trotz Verbot

aus dem Bett geschleppt, die Wäsche aus der Maschi-

ne genommen und fluchte so laut, das ich Angst um

ihre letzten Lebenskräfte bekam. Sofort galoppierte

ich in den Flur, während Karate-Kid Junior aus dem

Zimmer sprang und meine Kleine umriss. Meine Frau

hielt das Lieblings-Wolljäckchen unserer Kleinen in

der Hand, leider um zwei Nummern geschrumpft.

Die Kleine plärrte nun gleich aus zwei Gründen. Im

gleichen Moment ging in der Küche der Brandmelder

los – die Kartoffeln waren heftig übergekocht und die

Herdplatte verbreitete den Nebel des Grauens. Zu al-

lem Übel entflammte bei unserem Eintreffen auch

noch das Kirschkernkissen, das ich in der Mikrowel-

le vergessen hatte. Die Selbstheilungskräfte meiner

besseren Hälfte bekamen beim Anblick des Chaos,

dass meine Betreung verursachte, einen ungeahnten

Schub. Zwar schaltete ich sofort den Schlechten-Ge-

wissen-Turbo ein und gab mir alle Mühe, bei meiner

besseren Hälfte hatte ich aber den Überlebensmodus

aktiviert. Vonwegen drei Tage kommt und bleibt so

eine Magen-Darm-Geschichte, bei ihr lief sie wie im

Zeitraffer ab. Noch am selben Tag rotierte sie durch

den Haushalt. Mein Laptopwochenende war trotzdem

dahin – stattdessen steht mir jetzt ein mehrmonatiges

Haushalts-Volontariat bevor.

Euer lausitzDADDY

Liebe Frauen, liebe Väter, ich habe endlich

das perfekte Heilmittel für kranke Mütter ge-

funden. Wie schlecht auch immer es ihnen

gehen mag, mit meinemRezept kommen sie ruckzuck

wieder in Schwung – und das ohne Chemie und Me-

dikamente. Da staunen Sie sicher und fragen sich, ob

der lausitzDADDY jetzt in die Pharmaforschung abge-

wandert ist. Dabei ist die Lösung viel einfacher: denn

als Zutaten reichen ein überforderter Familienvater

und zwei aktive Kids. Aber eins nach dem anderen.

Ausgerechnet der verregnete Erkältungsmonat No-

vember zählt bei mir zu den arbeitsintensivsten Mo-

naten. Zuhause mutiere ich dann selbst an manchem

Wochenende vom lausitzDADDY zum laptopDADDY.

Das ist nicht schön, lässt sich manchmal aber auch

nicht verhindern. Meine bessere Hälfte rotiert dann

umso mehr durch den Haushalt und setzt mich we-

nigstens ab und zu auf „Standby“, damit die Kinder

das Wochenende nicht gänzlich ohne väterliches

Spielabenteuer verleben müssen. Auch in diesem

November häufte sich die Arbeit und ein Laptopwo-

chenende schien unausweichlich. Als ich am Frei-

tag schon etwas schlecht gelaunt nach Hause kam,

empfing mich meine bessere Hälfte im Zombie-Look,

die Laune gänzlich im Keller. Kreideweiß, tiefe Au-

genringe, zerzaustes Haar. Sie hatte sich durch den

Nachmittag geschleppt und eine Turbodiät absol-

viert, in der sich die Inhalte des Verdauungssystems

durch alle denkbaren Körperöffnungen den Weg ins

Freie gesucht hatten. Wie ein Damoklesschwert hing

ihr Magen-Darm-Infekt über meinem durchgeplan-

ten Arbeit-Standby-Spiel-Wochenende. Aber wie wir

Männer so sind, regte sich auch in mir der Trotz mit

einer „Jetzt erst recht“-Mentalität. Gönnerhaft schick-

te ich meine bessere Hälfte ins Bett, machte ihr Kamil-

Noch nicht genug gelacht?

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zum Nachlesen unter

www.lausebande.de