„Mehr Herz und Seele“

Datum: Dienstag, 30. September 2014 12:53


Sie leben in Südafrika, wo die meisten europäischen Familien Bedienstete haben. Wird Ihre Tochter im kleinen Kreis oder mit Bediensteten multikulti erzogen?
Das Klischee stimmt. Die meisten Frauen, mit denen ich hier zu tun habe, sind auch europäische Frauen und haben Nannys. Das ist aber nicht mein Ding. Ich find es wichtig und schön, für meine Tochter da zu sein. Meine Tochter ist jetzt drei und geht mehrmals die Woche zur Play Scool. Da werden ganz viele andere Kinder von ihrer Nanny abgeholt. Meine Tochter sagte mir vor Kurzem: „Mama, haben wir ein Glück, wir haben uns immer und brauchen keine Nanny“. Das war sehr süß.

Sie wirken in den aktuellen Bildern auf Ihrer Homepage auch sehr ausgeglichen und glücklich, macht das die viele Sonne in Kapstadt?
Das hört sich immer toll an, in Kapstadt zu leben. Für uns war es damals eine bewusste Entscheidung, da mein Mann Felix hier einen tollen Job bekommen hatte. Ich wollte sowieso eine Pause einlegen und mir Zeit für unsere Tochter nehmen. Die Kinder sind schnell größer und bauen dann auch eigene Beziehungen und Freundschaften auf. Dann kann ich auch wieder mehr an mich denken. Auch das ist eine tolle Erfahrung, mal nicht so egoistisch zu sein.

Sie haben Ihren Mann auch in Südafrika kennengelernt, im Vorfeld der Fußball-WM 2010. Hat Fußball also ihr Leben verändert?
Absolut und immer wieder, und das schon als ich 14 war. Damals habe ich mein Schulpraktikum beim ZDF-Landesstudio gemacht und da bin ich in eine Truppe mit einem der besten deutschen Sportreporter, Rolf Töpperwien, reingerutscht. Die nahmen mich immer zum Fußball mit. Da habe ich die Spiele ganz nah am Spielfeldrand gesehen und auch Spieler kennengelernt. Das fand ich unheimlich spannend und es hat meine Fußballliebe geprägt, die bis heute besteht. Jede WM ist seitdem etwas ganz Besonderes und nachdem wir sie in Deutschland hatten, war das noch intensiver. Felix und mich verbindet das auch. In einem WM-Jahr lernten wir uns kennen und im nächsten WM-Jahr erwarten wir schon unser zweites Kind. Das ist aufregend.

Wünscht sich Ihr Mann nach dem Töchterchen jetzt einen kleinen Stürmerstar?
Als großer Fußballer und Fußballfan war der Wunsch bei ihm sicher mal da. Nachdem er jetzt aber mit unserem Mädchen tolle Erfahrungen hat, ist das für ihn bestimmt genauso verlockend.

Nach der ersten Babypause haben Sie dann wieder sehr intensiv gearbeitet und auch viel in Deutschland gedreht, ist da überhaupt ein normales Familienleben möglich? Ja, es war auch nicht zu viel Arbeit. Es war mir wegen meiner Tochter wichtig, nicht mehr als zwei oder drei Filme pro Jahr zu machen. Felix hat sich im ersten Jahr auch komplett von seinem Beruf frei genommen. Das war toll, er war immer mit dabei. Das werden wir jetzt sicher nicht wieder so machen können. Für das erste Kind war es aber toll. Wir konnten immer zusammen sein. Da war ich auch bei der Arbeit immer sehr entspannt, weil meine Familie immer in der Nähe war, meistens auch am Filmset. Mir ist wichtig, dass wir ein normales Familienleben und einen normalen Alltag haben.

Gehen Sie die Sache jetzt beim zweiten Kind noch ruhiger an?
Das erste halbe Jahr nach der Geburt machen wir Pause und ich möchte mich auf unser Baby konzentrieren können. Es gibt schon Gespräche für einen Filmdreh ab nächstem Sommer. Wenn es uns soweit gut geht und das Baby gesund ist, dann hätte ich auch große Lust, das zu machen. Aber das geht nur mit der Unterstützung der Familie.

Sch tt2 368721a-1024x576Sie unterstützen auch die Aktion für Hebammen in Deutschland. Wenn Sie im Advent Ihr zweites Kind erwarten, bevorzugen Sie selbst eine natürliche Geburt oder doch eher den bequemeren Kaiserschnitt?
Es ist für mich ein großes Anliegen, Frauen an ihre Instinkte zu erinnern. Der gesunde und natürliche Geburtsprozess ist wichtig und dazu brauchen wir Hebammen. Aber wir verlieren ihn langsam. Das ist nicht nur traurig für die gebärende Frau, sondern es stecken auch viele Gesundheitsaspekte für die Zukunft des kleinen Menschen dahinter. Leider haben wir Frauen oft den Glauben daran verloren, dass unsere Körper das allein leisten können. Wir hätten uns aber auf der Welt nicht so vermehrt, wenn wir das nicht könnten. Ich glaube einfach daran, dass der Körper weiß, wie er schwanger wird, wie ein Baby wächst – und dass er dann auch weiß, wie ein Baby zur Welt kommt. Das hat wenig mit dem Kopf und mit Bewusstsein zu tun. Die Erfahrung der Geburt kann auch sehr positiv sein, wenn die Frau eine gute Unterstützung hat. Dazu muss sie sich sicher und geborgen fühlen. Die Realität sieht aber anders aus. Heute ist die Geburt oft zu einem schweren medizinischen Eingriff geworden. Das macht Mütter und Kinder krank. Für mich war die erste Geburt sehr traumatisch. Ich habe lange gebraucht, mich davon zu erholen. Damals wollten ständig Ärzte eingreifen. Ich habe mich sehr unwohl und unsicher gefühlt, auch wenn ich immer dachte, ich bekomme das trotz intensiver Schmerzen selbst hin. Alle halbe Stunde stand da jemand vor mir und wollte einen Kaiserschnitt machen oder mir eine Rückenmarkspritze geben, dann lag das Kind nicht gut und dann wurde geredet, dass es so nichts wird. Man bekommt durch andere Angst, und wenn man Angst hat, öffnet und entspannt man sich nicht. Deshalb plane ich es für meine zweite Geburt komplett anders. Ich habe soweit eine gesunde Schwangerschaft. Und wenn das so bleibt, möchte ich nur eine Hebamme sehen und weit und breit keinen Arzt.

Sie sind in diesem Jahr auch 40 geworden, für viele Frauen das blanke Grauen. Hat das für Sie eine Bedeutung?
Das ist witzig. Mein Motto war eher: Endlich 40! Ich finde das ein tolles Alter, noch besser als 30. Körperlich geht noch alles, man weiß aber schon, wer man ist und wo man steht. Mir geht es so gut wie nie zuvor. Jetzt bekomme ich mit 40 noch ein Kind. Ich kenne auch Menschen, die sind 25 und wirken wie 65, während andere 65-jährige leuchtende Augen wie ein Teenager haben. Auch wenn es viel mit Gesundheit zu tun hat, ist Alter doch sehr relativ.

Wirken sich Alter und zweite Schwangerschaft auch auf die angebotenen Rollen in TV und Film aus, also weg von der Romanze hin zum „Muttertier“?
Das fände ich für mich spannend, wenn es diese Entwicklung nehmen würde. Das wäre ja auch wesentlich authentischer. Wir dürfen aber hoffentlich auch mit 40 oder 60 noch romantisch sein. Insofern hoffe ich, dass ich meinem Lieblingsgenre nicht „Auf Wiedersehen“ sagen muss und trotzdem weiter romantische Filme machen darf. Aber wenn sich meine Filmfiguren mit mir ändern, fände ich das schön. Insofern wären Familiencomedys und mehr Familienalltag schon passend.

Letzte Frage noch mit einem Blick auf Ihr gesellschaftliches Engagement: Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, wie würden Sie die Welt verbessern?
Wenn jeder versucht, seine kleine Welt etwas positiver zu gestalten, wäre schon viel geholfen. Dazu zählt ein toleranter Umgang und dass jeder seine Meinung haben darf. Die Welt braucht auch mehr Liebe. In unserer Gesellschaft zählen meist nur Körper und Geist. Wir müssen wahnsinnig schlau sein, gut aussehen, immer gut drauf sein und viel leisten, die Kinder müssen mit fünf Jahren schon zwei Sprachen sprechen. Wir laufen ständig im Hamsterrad. Das ist nicht der Sinn des Lebens, das macht uns auf Dauer unglücklich. Gerade wir in der Öffentlichkeit müssen dazu stehen, dass das Leben nicht immer einfach ist und wir auch Unterstützung brauchen. Wir sollten uns entspannen und nicht denken, wir müssten immer mehr sein, als wir sind. Wir müssen im Alltag wieder mehr über Herz und Seele sprechen. Wir brauchen glückliche kleine Menschen, die anfangen, ihren Weg in der Welt zu finden. Das klingt jetzt sehr pathetisch, aber genau das wäre mir wichtig.

Danke für das sympathische Gespräch.