Kolumne :: Seite 52
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
ungesunde Lebensweise eher krank und sterben frü-
her. Zwangsläufig machte ich mir um unseren großen
Jungen sorgen, in dessen eigener Wohnung sich Piz-
zapackungen bis zur Küchendecke stapeln. Männer
in Beziehungen werden laut der aktuellen Forschung
hingegen von ihren Frauen und Kindern sozialisiert.
Sie sind ausgeglichener, erhalten Orientierung im Le-
ben (und im Haushalt), erfüllen ihre natürliche Rolle
als Mann und erhalten auch daraus eine andere Le-
benskraft. Sie leben insgesamt gesünder und ausge-
glichener und dadurch auch länger. Frauen hingegen
scheint genau das einiges an Kraft zu kosten – wer
hätte das gedacht, verheiratete Frauen sterben etwas
früher als ihre Single-Pendants. Aber auch sie sind
insgesamt glücklicher, so schlecht tun wir Männer ih-
nen also auch nicht. So erklärte ich meiner Kleinen,
dass nicht alles stimmt, was in der Werbung kommt.
Denn inWirklichkeit sind Singles etwas unglücklicher
und natürlich meistens überhaupt nicht so schön wie
im Fernsehen, besonders die Männer leben traurig
zwischen Dosenbier, Döner und Computerspielen.
Ganz anders als unser buntes Familienleben, bei dem
alle Spaß haben. Das und einiges mehr erklärte ich ihr
und klopfte mir dabei einmal mehr auf die Schulter,
wie pädagogisch wertvoll ich wieder unterwegs bin.
Am folgenden Wochenende schien wieder die Sonne
und einige Freunde kamen zum Grillabend bei uns
vorbei. Traditionell führt meine Kleine einen Tanz
oder einen Song vor. Diesmal überraschte sie uns aber
mit einem Vortrag, Thema: „Warum Papa glücklich
ist und Onkel Tom zwischen Dosenbier und Döner
weint.“ Mit „Onkel“ Tom und Claudia war auch ein
befreundetes Ex-Pärchen zu Gast, das sich vor vier
Jahren getrennt hatte. Seitdem waren beide Singles.
Meine Kleine ließ kein gemeines Detail aus. Tom wur-
de immer grauer. Claudia zeterte, was das soll. Meine
Kleine hingegen schloss stolz ihren Vortrag: „Und wie
ihr seht, hat mein Papa recht. Singles sind gar nicht
so schön wie im Fernsehen und unglücklich. Ist doch
klar, dass die früher ins Gras beißen. Sorry Onkel
Tom, ich habe dich trotzdem lieb.“ Boah. Der Super-
pädagoge hatte wohl mal wieder versagt. Mit einem
Blick auf meine bessere Hälfte wurde mir schnell klar,
dass die nächste Zeit für mich trotz Beziehung nicht
die glücklichste wird. Naja, auch das gehört wohl zur
Sozialisierung.
Euer lausitzDADDY
Normaler Weise geht es hier ja immer um
meine Kids, dachte ich zumindest bislang.
Jetzt ist mir aber aufgefallen, dass es eigent-
lich immer darum geht, was die Kids mit einem selbst
und der Sicht aufs eigene Vaterdasein anstellen. So
richtig bewusst wurde mir das, als ich mit meiner
Kleinen an einem verregneten Wochenende im April
vor dem Fernseher kuschelte. In der Glotze beriesel-
te uns die Wiederholung irgendeines Abendfilms aus
dem Privatfernsehen. Wahrscheinlich hatte man dort
vergessen, den Werbeblock auf Nachmittags-Fami-
lienfernsehen umzustellen, jedenfalls flimmerten in
einer Pause geschätzt hunderte unheimlich gut aus-
sehende Singles jenseits der 40 über die Mattscheibe
und warben für ebensoviele Internetseiten, auf denen
man genau den einen Partner fürs Leben findet. Ich
war im Wochenendmodus und hatte mein Gehirn im
Büro gelassen, so sah ich mehr durch den Fernseher
hindurch als dem Gezeigten wirklich zu folgen. Ach-
so, das kennen Sie von demmännlichen Part Ihres Fa-
milien-Wochenendes auch? Nun ja, meine Kleine ist
da jedenfalls schon ganz Frau und registrierte ALLES.
So kam nach der Werbpause von ihr prompt die Fra-
ge: Papa, was ist eigentlich ein Single und warum
sehen die alle so schön und glücklich aus? Natürlich
wollte ich eine pädagogisch wertvolle Antwort geben
und machte mich erst einmal im Internet auf die Su-
che. Tatsächlich haben Singles beim Glücklichsein
laut aktuellen Studien aufgeholt und liegen nur noch
knapp hinter denVerheirateten. Richtig interessant ist
aber der Blick auf die unterschiedlichen Geschlechter.
So kommen Frauen als Singles im Leben viel besser
klar als Männer, die eher zur Vereinsamung neigen
und zwischen TV, Konsolen, Dosenbier und Döner
dahinvegetieren. Single-Männer werden durch die
Noch nicht genug gelacht?
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