Kolumne :: Seite 58
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
das war?“ Ich wischte die Bedenken meiner Kleinen
weg und freute mich über die erste Mutti, die vor der
Virenliste stand und kopfschüttelnd sagte: „Mensch,
die Liste wird ja immer länger“. Schließlich machte
ich noch ein Foto. Im Büro postete ich das bei Face-
book mit dem Kommentar „Neue Epidemie an Schu-
len. Einfach mal blau machen!“ Das Ding ging ab, die
Reichweite lag am Nachmittag über 10.000! Ich war
stolz wie Bolle und fühlte mich wie einer der Strolche
aus der berühmten Kinderserie.
Der Bumerang ereilte mich aber am nächsten Tag.
Am frühen Nachmittag klingelte mein Handy, die
Schule meldete sich. Ich müsse unbedingt meine
Tochter abholen, sie hätte einen schweren Infekt. Ich
ließ alles stehen und liegen und raste in die Schule.
Im Klassenraummeiner Kleinen empfingen mich die
Schulleiterin und ein richtiger Arzt. Ich schwitzte
und konnte vor Sorge nicht von der Tapete bis zur
Wand denken. Und da war meine Kleine, verheult
und mit blauem Gesicht. Der Arzt sagte mit ernster
Miene „Ihre Tochter hat Schlumpf!“. Ich murmelte
„Was machen wir da nur“, als meine Kleine auch
noch einen Heulkrampf bekam. Im Reflex fragte ich
„Was machen wir denn gegen Schlumpf?“, als die
ganze Klasse loslachte.
Wie sich herausstellte, hatte die Schulleiterin am Vor-
tag tatsächlich nach demVerursacher des Streichs ge-
fragt. Meine Kleine hatte ihr alles gebeichtet und ge-
sagt, wie peinlich ihr das sei. Daraufhin schmiedeten
sie zusammen den Schlumpfplan. Der Arzt war echt
und der Mann einer Lehrerin der Schule, die Haut
meiner Kleinen wurde mit Blaukraut gefärbt. Man
wirkte das echt. Die Schulleiterin postete ein Bild von
der obskuren Situation im Klassenzimmer, Untertitel:
„Mann glaubt an Schlümpfe“. Über welchen Verteiler
auch immer, alle Eltern der Schule müssen das erhal-
ten haben. Am nächsten Tag wurde ich von allen Sei-
ten als „Papa Schlumpf“ begrüßt.
Meine Kleine erhielt hingegen in Deutsch zweimal die
Note 1, einmal für Ehrlichkeit und einmal für ihre gute
schauspielerische Leistung. Und ihre Klasse malte
mir ein großes, schönes Bild fürs Büro mit – dreimal
dürfen Sie raten – natürlich: Papa Schlumpf. Darun-
ter groß: Lalalallallallalala. Verdammt, da wären mir
Läuse oder Röteln lieber gewesen.
Euer lausitzDADDY
Hatten Sie schon mal Schlumpf? Das hört
sich lustig an, ist aber wieder einmal so ein
Scherz, der nach hinten losging. Zumindest
für mich. Alles begann mit der Krankheitssaison im
November. Dauergrau und täglich Regen sorgten für
reichlich Durchhänger bei der Immunabwehr der
Kids. So war es auch an unserer Schule. Zuerst tauch-
te ein Zettel an der Eingangstür auf: In unserer Schule
sind Röteln aufgetreten. Drei Tage später folgte ein
zweiter Zettel: In unserer Schule sind Läuse aufgetre-
ten. Nach weiteren zwei Tagen verschwand der Rötel-
Zettel, dafür wurde nun unter den Läusen angekün-
digt: In unserer Schule ist Scharlach aufgetreten.
Als ich an diesem Tag meine Kleine in der Schule ab-
geliefert hatte, lief auf dem Rückweg im Radio, wohl
als Scherz, der Song der Schlümpfe. „Lalalallallalla-
lala“. Sie wissen schon, eine wahre Seuche fürs Ohr.
Da kam dem Lausbuben und einstigen Organisator
unzähliger Schulstreiche in mir eine Idee. Zurück im
Büro bereitete ich einen weiteren Zettel für die Schul-
tür vor und laminierte ihn ebenso sorgfältig, wie die
Schulleiterin das auchmit den Zetteln für Röteln, Läu-
se und Scharlach getan hatte.
Am nächsten Morgen startete ich extra früh mit mei-
ner Kleinen in die Schule, damit der Eingang nicht
frequentiert ist und ich in Ruhe meinen Streich umset-
zen konnte. Nach wenigen Sekunden prangte unter
der Läuse- und der Scharlach-Verkündung nun ein
drittes Schild: An unserer Schule sind Schlümpfe auf-
getreten. Ich schmunzelte und feute mich schon auf
die ungläubigen Gesichter.
Meine Tochter protestierte allerdings. „Papa, das ist
gar nicht lustig. Das sind doch ernste Sachen. Was
soll ich nur machen, wenn die Lehrer fragen, wer
Noch nicht genug gelacht?
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