Das Aufholpaket

Datum: Donnerstag, 27. Mai 2021 16:31


Nachhilfeangebote sollen insbesondere in Deutsch, Mathematik und Sprachen gefördert werden – auch in Sommercamps & Lernwerkstätten. Foto: designed by gpointstudio, freepik

Aufholen in Brandenburg?

Auf den ersten Blick scheinen zwei Milliarden Euro eine immense Summe, hochgerechnet sind das am Ende aber weniger als 150 Euro pro Kind in Deutschland. Schaut man auf die schwindelerregenden Milliardenbeiträge zur Abfederung der Wirtschaft, wird die ohnehin bestehende Schieflage zwischen Investitionen in Wirtschaft und Bildung auch durch die Pandemie weiter verstärkt. Deutschlands ins Hintertreffen geratenes Bildungssystem dürfte somit wohl kaum die Auswirkungen der Pandemie „aufholen“. Das hat vor allem für Brandenburger Familien mit einem weiteren Problem zu tun. Denn Bildung bleibt Ländersache und daraus resultiert ein organisatorisches Dilemma, da die Organisation vom Bund an die Länder und von dort wiederum an die Schulen übertragen wird. Zudem ergreifen die Länder selbst weitere Maßnahmen und Brandenburg zeichnet sich hier eher durch klamme Kassen und ein äußerst phlegmatisches Bildungssystem aus. Kein Wunder, dass „Abitur Brandenburg“ in der Jugendsprache bundesweit als Meme (Synonym mit zugeordneter Ausage, meist ein Bild, Wort oder Spruch) zum Einsatz kommt, wenn jemand etwas Dummes macht. Letztendlich bleibt die lokale Vernetzung und Umsetzung der Maßnahmen zum Aufholen der Lernrückstände dann an den Schulen hängen. Und die beschweren sich in Brandenburg fast durchgängig über das Tun bzw. Nichtstun Bildungsministerin Ernst & Co. Vom Ministerium ist derzeit auch kein Plan spürbar, Rahmenlehrpläne anzupassen oder den Schulen überhaupt einen Plan B zu geben. Sicher wird man in Potsdam wieder Formulare zur Ermittlung der Lernrückstände erfinden und dann feststellen, dass die Schulen das schon schaukeln können.

Diese können schon durch die Beschränkung der Mittelverwendung nicht den gesamten Lernrückstand ausgleichen, da im Rahmen des Förderprogramms nur die Hauptfächer bezuschusst werden. Diese machen aber gerade mal ein Drittel der Schulfächer aus, die prüfungsrelevant sind. Auch ist die Nachhilfe nur für maximal 25 % der Schüler vorgesehen – und zwar jene, die unter den stärksten Lernrückständen zu leiden haben. Bildungsstärkere Eltern, die in der Pandemie zwischen Homeoffice und Homeschooling umso härter belastet wurden, dürften bei der Umsetzung der Maßnahmen über die Schule also einmal mehr leer ausgehen. Deshalb ist es gerade für bildungsstärkere Familien ratsam, sich über Angebote in den Ferien zu erkundigen.

Übrigens: Am Ende ist das gesamte Nachhilfeprojekt auch für alle anderen Kinder abhängig davon, ob Kinder nach den Ferien bereits geimpft werden können. Die Projekte sind nur in Präsenzform geplant. Unser Bildungsland bleibt wohl auch weiterhin im analogen Zeitalter stehen.

Feriencamps sowie Ferien- & Schwimmkurse

Nehmen wir die drei grundsätzlichen Defizite für Kinder in der Pandemie zusammen, wird auch schnell klar, was in den Ferien Lösungen bietet. Es geht um Bildung, Bewegung und soziale Kontakte. In etlichen Feriencamps und Ferienkursen werden genau diese drei Aspekte verknüpft.

Traditionell geben wir in der März-Ausgabe unseres Familienmagazins einen Überblick über Angebote in diesem Bereich. Knapp 20 Ferienangebote rund um Sprachen, Sport, Musik und viele Themencamps in der Lausitz, im Spreewald und der Nähe sind dort zu finden – einfach nach lausebande + Feriencamps googeln oder den untenstehenden QR-Code scannen. Eltern empfehlen wir, ihren Kindern gezielt solche Angebote herauszusuchen, die auch Bildungs- und Bewegungsangebote enthalten. Das kann ein cooles Sprachcamp mit Berlitz Sprachreisen oder ein Sport-Feriencamp mit den Brandenburgischen Sportjugendreisen sein. Es lohnt sich aber ebenso, direkt vor Ort bei Trägern der Kinder- und Jugendhilfe nach Ferienkursen zu stöbern. Hier müssten die zuständigen Fachbereiche in den Landkreisen bzw. der kreisfreien Stadt Cottbus auskunftsfähig sein.

Ganz frisch wurde Ende Mai seitens des Landes ein Portal zu Ferienprogrammen in Verbindung mit Lernangeboten im Land Brandenburg ins Leben gerufen. Unter www.ferienangebote-brandenburg.de können sich Eltern und Schüler zu Angeboten informieren, zum Redaktionsschluss wurde das Portal gerade gestartet. Hier können auch Anbieter ihre Ferienangebote veröffentlichen.

Ein tolles Beispiel, wie sich solche möglichen Maßnahmenträger proaktiv auf den Weg machen und Kindern wie Eltern helfen, zeigen die geplanten Ferien-Kinderschwimmkurse. Hier haben sich der Landessportbund Brandenburg, der Landesschwimmverband und der Brandenburger Landesverband der Deutschen Lebens-Rettungshilfe-Gesellschaft zusammengetan und ein Konzept für Intensivkurse in den Ferien initiiert. Schwimmkurse sind ohne Zweifel ein wichtiger Bereich, den viele Kinder dringend aufholen müssen. Hier bleibt abzuwarten, ob das Brandenburger Bildungsministerium auch den Blick für die Notwendigkeiten bei Kindern und Familien hat und die Kurse aus dem Aufholpaket finanziert. Eine ausführliche Information zu diesem Vorhaben befindet sich auf der folgenden Doppelseite – ein Muss für Eltern, bei deren Kindern in den vergangenen zwei Jahren die schulische Schwimmausbildung nicht stattfinden konnte.

Nach dem Vorbild der Akteure, die sich ums Schwimmenlernen der Kinder kümmern, können in den Wochen vor den Ferien natürlich weitere sinnvolle Angebote hinzukommen. Eltern sollten ihre Kinder in diesem Sommer also auf keinen Fall vor digitalen Bildschirmgeräten abparken. Nutzen Sie Schwimmkurse, Sprachkurse, Feriencamps, Sportangebote – je mehr Bewegung, Rotation im Kopf und soziale Kontakte Sie Ihren Kids ermöglichen, umso besser. Die Pandemie wird die Kids im Herbst in einem sicher noch immer überforderten Schulalltag sowieso wieder einholen und noch einige Zeit nachwirken. Machen Sie für Ihre Kinder also das beste aus dem Feriensommer 2021.

Nutzen Sie die Angebote unter:

www.lausebande.de 

www.ferienangebote-brandenburg.de