„Ich wollte nie zur Maus“

Datum: Montag, 29. April 2013 09:36

Foto: WDR

Interview mit Moderator Ralph Caspers

Dank wissbegieriger Kinder kennen ihn auch die meisten Eltern: Ralph Caspers, Spaßmoderator und Wissenschaftsvermittler für kleine Weltentdecker. In Fernsehformaten wie „Wissen macht Ah!“ und „Die Sendung mit der Maus“ erklärt er kleinen und großen Kindern die Welt. Inspiriert hat ihn wohl das eigene Leben, denn selbst hat er schon von klein auf viel von der Welt gesehen. Mitten im Dschungel von Borneo geboren wuchs er quasi in der Wildnis auf, lebte mal in Venezuela, mal am Amazonas oder später im Großstadtdschungel namens Berlin. Als Vater von drei Kindern weiß er ganz genau, für wen er Fernsehen macht. Jetzt hat er mit Shary auch noch eine Musik-CD produziert. Natürlich werden auch hier in jedem Song interessante Sachen hinterfragt und mit lustigen Texten vermittelt. Wir sprachen mit Ralph über Wissenschaft, Kinder und die Angst, etwas falsch zu machen:


Es heißt, Sie sind im Dschungel aufgewachsen. Können Sie sich daran erinnern?
Nein, gar nicht. Dafür war ich noch zu klein.


Könnten Sie sich das für Ihre Familie und Ihre Kinder auch vorstellen?
Eher nicht. Ich finde es gut dort, wo wir sind. Ich bin ehrlich gesagt auch ein ganz schöner Stubenhocker. Man kann zwar auch im Dschungel in der Stube hocken, aber hier ist das doch weit luxuriöser und angenehmer.


Worin besteht die Herausforderung, Kinder an Wissenschaft heranzuführen?
Das weiß ich gar nicht. Alle Sendungen, die ich mache, sei es „Wissen macht Ah!“ oder „Die Sendung mit der Maus“, mache ich genau so, wie ich sie selbst gerne sehen würde. Ich sitze auch immer vor „Wissen macht Ah!“ und freue mich total über das, was ich da sehe. Wahrscheinlich genauso, wie die meisten anderen Zuschauer auch. Ich finde es immer großartig, wenn wir eklige Sachen machen und ich mir in der Nase pople. Oder, wenn ich oder Shary einen Witz machen. Dann freue ich mich und denke, dass das abfärbt. Meiner Meinung nach ist das bei unserer Arbeit das A und O, dass wir das im Grunde für uns machen. Wir machen es eben so, wie wir es gerne selbst sehen möchten. Wir haben einfach Glück, dass viele Leute diese Einstellung und unseren Humor teilen.


Sie vermitteln Kindern mit Ihren Sendungen Wissen. Was ist das Wichtigste, das ein Kind lernen sollte?
Es gibt so viele wichtige Sachen. Das Wichtigste in meinen Augen, was man lernen sollte... oder anders, was man nicht verlernen darf: Als Kind und als Erwachsener darf man keine Angst davor haben. Damit meine ich die Angst davor, etwas falsch zu machen. Bei Erwachsenen ist das extremer ausgeprägt. Kinder haben eigentlich keine Angst davor, etwas falsch zu machen. Sie machen es einfach. Das nicht zu verlernen, es nicht zu verlieren – das halte ich für das Wichtigste.


Angst hat doch aber eine gewisse Schutzfunktion...
Angst kann aber auch lähmen. Ich spreche nicht von einer existenziellen Angst, die man vor dem Löwen hat, der vor einem steht. In dieser Situation ist das ja völlig okay. Hingegen ist die Angst davor, etwas falsch zu machen, vollkommen unbegründet. Beobachtet man Kinder, wenn sie spielen, malen oder etwas Anderes machen, dann sieht man, dass der Weg im Grunde schon das Ziel ist. Bei Erwachsenen ist hingegen alles so zielgerichtet. Sie haben Angst, dass es anderen Leuten nicht gefällt oder dass das Ergebnis nicht so gut ist, wie man es sich vorstellt. Dabei ist diese Art von Angst der größte Feind, den man sich selbst erschaffen kann. Das beginnt meist im Laufe der Schulzeit. Erst dann bekommen junge Menschen Angst davor, Sachen auszuprobieren. Das finde ich Schade und ziemlich blöd.


Wie versuchen Sie, Ihren Kindern diese Angst zu nehmen bzw. sie gar nicht erst aufkommen zu lassen?
Ich glaube, dass Eltern das am ehesten schaffen, indem sie ihren Kindern das Gefühl geben, dass sie für sie da sind. Ganz egal, was auch immer sie gerade veranstalten. Es ist auch okay, wenn Eltern mit bestimmten Sachen nicht einverstanden sind und dann versuchen, ihre Kinder zu schützen oder ihnen auch mal Grenzen aufzeigen. Trotzdem sollte immer klar sein, dass eben diese Eltern im Grunde der Anker sind, der die Kinder wieder nach Hause zieht.