„Kaum Jemand wird meine Stimme erkennen“

Datum: Donnerstag, 30. Oktober 2025 17:05

Der Schauspieler Julius Weckauf spricht im neuen Weihnachtsfilm „Mission Santa“ die Stimme von Weihnachtself Yoyo. Im Interview mit der lausebande verrät er, wieso er als Elf ganz anders klingt, welche Rolle er gern mal spielen würde und wie er mit seiner Familie Weihnachten feiert.

Viele kennen dich sicher noch aus „Der Junge muss an die frische Luft“, wo du den jungen Hape Kerkeling gespielt hast. Wie bist du damals überhaupt zu der Rolle und zur Schauspielerei gekommen?

Meine Familie hat auf dem Dorf einen kleinen Schreibwarenladen mit Geschenkartikeln. Da kommen jeden Morgen die Leute, holen ihre Zeitung – und hören natürlich auch Radio. Eines Tages lief dort der Aufruf: Man sucht den jungen Hape Kerkeling, 5.000 Kinder waren schon gecastet, aber niemand passte. Viele Kunden haben dann zu meinen Eltern gesagt: „Euer Julius, der passt wie die Faust aufs Auge!“ Ich habe schon damals in unserem Laden viel gequatscht mit den Leuten. Zehn, zwölf Leute haben unabhängig voneinander gemeint, ich solle unbedingt hin. Meine Eltern haben mich gefragt, ob ich Lust hätte. Dabei war ich nie ein großer Theaterfan, fand ich alles immer ganz schlimm. Und eigentlich hatte ich an dem Tag ein Fußballspiel – aber ich war eh nicht gut im Fußball (lacht) – also bin ich zum Casting nach Wuppertal gefahren. Die erste Runde habe ich irgendwie überstanden, obwohl ich meinen Text gar nicht konnte. Nach sieben Runden kam dann tatsächlich die Zusage. Das war eine riesige Überraschung. Wir hatten überhaupt keine Ahnung von dieser ganzen Filmwelt.

Und jetzt bist du fast ein Jahrzehnt dabei – nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Synchronsprecher. Was gefällt dir besser?

Ich finde die Abwechslung super. Beim Synchronsprechen ist die Herausforderung größer, weil du alles nur über die Stimme transportieren musst. Du stehst da in so einer kleinen Box, hast ein Mikro, einen Bildschirm – und musst irgendwie Emotionen rüberbringen. Am Anfang ist das ungewohnt, aber es macht total Spaß, wenn man merkt, wie eine Figur durch die eigene Stimme lebendig wird. Beim Schauspielern liebe ich wiederum die Orte, an die man kommt, und die Arbeit im Team. Da hat man die Leute direkt um sich, kann Gestik und Mimik einsetzen. Das ist was ganz anderes, lässt sich kaum vergleichen.

Wie kann ich mir so eine Aufnahme im Synchronstudio vorstellen?

Man steht tatsächlich alleine in so einem abgeschotteten Raum. Da gibt es nur das Mikro und den Bildschirm, wo ich dann immer sehe, wann ich sprechen muss. Nebenan sitzen der Regisseur und der Tonmann, mit denen man zwischendurch mal spricht, um vielleicht zu klären: Was wird wie betont? Früher wurden Szenen wohl noch mit mehreren Sprecherinnen und Sprechern gleichzeitig aufgenommen – das fände ich spannend, weil da mehr Kontakt da wäre. Aber heute macht jeder seine Parts alleine. Das ist am Filmset ganz anders. Da hat man ständig face-to-face-Kontakt. Da sagt der Kameramann, bitte beachte dies und das. Dann kommen die Requisite und der Regisseur. Das ist ein großes Team und ein enges Miteinander. Im Synchronstudio, würde ich sagen, ist die Arbeit dann doch eher technisch.

Musst du trotzdem schauspielern, auch wenn die Kamera gar nicht an ist, nutzt du viel Gestik und Mimik?

Ja, sogar noch mehr als bei einem Filmdreh, oft richtig übertrieben. Man reißt sich die Hände über den Kopf und hat wirklich Körperspannung überall. Das sieht total bescheuert aus. So könnte man das vor der Kamera auf jeden Fall nicht machen. Das ist einfach eine ganz andere Herausforderung: Wenn ich jetzt im Film einen Berg hoch renne, dann hört sich die Stimme automatisch so an. Ich stehe aber in einem kleinen Kasten und da muss ich mich ein bisschen anspannen und ein bisschen verrenken, damit das vernünftig rüberkommt.

Gibt es eine Rolle, die dir besonders am Herzen liegt?

Mein erster Film, „Der Junge muss an die frische Luft“, wird immer etwas Besonderes bleiben. Ich kann heute noch fast alle Namen vom Team. Das war meine erste Zeit in Berlin – sechs Wochen Dreh, großes Hotelzimmer, viele Eindrücke. Einfach megaschön. Und dann natürlich „Die drei ???“. Mit den anderen beiden Jungs so lange Zeit auf Gran Canaria zu verbringen, war wie eine Klassenfahrt. Fünfeinhalb Monate – das war wirklich die schönste Zeit meines Lebens.

Du hast schon einige Drehorte erwähnt. Wo hat es dich bisher noch hingeführt?

In Deutschland fast überall. Dazu kam Spanien für einen Kriegsfilm, den wir in den Pyrenäen und in der Stadt gedreht haben. In Rumänien waren wir sieben Wochen für „Die drei ???“ Und wie gesagt Gran Canaria. Man kommt echt gut rum.

Begleiten dich deine Eltern bei den Drehs eigentlich?

Ja, meistens. Es ist einfach angenehm, jemanden dabei zu haben, der vertraut ist. Letztes Jahr war mein Vater die ganze Zeit mit – er macht bei uns im Laden die Buchhaltung und konnte das auch aus der Ferne. Meine Mutter kam immer wieder dazu. Ostern war die ganze Familie da. Meine Freundin hat mich zweimal besucht in der Zeit. Länger als zwei, drei Wochen habe ich meine Familie eigentlich nie nicht gesehen. Die Familie war bis jetzt bei jedem Projekt immer irgendwie eingebunden. Das ist schon cool.

Kommen wir zu deinem aktuellen Projekt: Im Animationsfilm „Mission Santa“ sprichst du den Weihnachtself Yoyo. Was hat dich an der Rolle begeistert?

Ich bin ja irgendwie der Retter von Weihnachten (lacht). Und das finde ich schonmal cool. Yoyo ist so ein richtig traditioneller Weihnachtself, der versteht das gar nicht mit den ganzen Robotern und der modernen Technik. Er steckt wirklich noch in dieser kindlichen Weihnachtsfantasie und holt die dann am Ende auch wieder zurück – dort wo sie hingehört. er bringt Weihnachten „back to the roots“, so wie man es sich vorstellt und so wie die Kinder sich das auch vorstellen. Das fand ich total schön.

Gab es beim Einsprechen besondere Herausforderungen?

Oh ja! Ich glaube, kaum jemand wird meine Stimme wiedererkennen. Ich habe sie bewusst verstellt, weil ich dachte: So wie ich normalerweise spreche, klingt kein Elf. Also habe ich die Stimme hochgezogen, total anders gesprochen, der Regisseur fand das auch gut und dann haben wir das den kompletten Film durchgezogen. Das war anstrengend, aber hat richtig Spaß gemacht.

Der Film hat sicher auch eine Botschaft. Was sollen die Zuschauer mitnehmen?

Natürlich könnte man sagen: Man soll nicht alles der Technik überlassen. Aber in erster Linie ist es ein herzerwärmender Familienfilm, der zeigt, dass man im Team alles schaffen kann, wenn man dranbleibt. Ich hoffe und ich glaube, am Ende geht jeder mit einem Lächeln raus und mit einem gepinselten Herz.

Wenn du selbst ein Weihnachtself wärst – welche Aufgabe würdest du am Nordpol übernehmen?

Ich glaube, ich würde die Rentiere füttern und pflegen. Und nebenbei ungebackenen Keksteig naschen.

Du wirst dieses Jahr volljährig. Wie geht es für dich weiter? Bleibst du der Filmbranche treu?

Nachdem ich Anfang des Jahres mit der Schule aufgehört habe, konzentriere ich mich jetzt auf die Schauspielerei. Film bleibt mein Ding, ich freue mich, wenn ich drehen darf. Das ist wirklich ein Privileg und es macht mir total viel Spaß. Und wenn so tolle Angebote wie jetzt für „Mission Santa“ kommen, dann mache ich auch das Synchronsprechen gerne weiter. Wenn ich mal nicht drehe, helfe ich bei meinem Bruder in der Schreinerei. Er hat einen eigenen Betrieb mit mehreren Mitarbeitern. Da lerne ich gerade viel Handwerkliches – und das erfüllt mich. Ich will auch künftig beides: Filme drehen und zwischendurch was Bodenständiges machen.

Heißt das, wir werden dich auch künftig auf der Leinwand sehen?

Auf jeden Fall! Für nächstes Jahr steht schon etwas in der Pipeline – auch wenn ich noch nichts verraten darf.

Gibt es eine Traumrolle, die du unbedingt mal spielen möchtest?

Ich würde gerne mal einen Kriminellen spielen. So richtig böse – das würde man mir vielleicht nicht sofort zutrauen. Aber genau deshalb wäre es eine coole Herausforderung.

Weihnachten spielt in „Mission Santa“ eine große Rolle. Wie sieht ein typisches Weihnachtsfest mit deiner Familie aus?

Heiligabend haben wir unseren Laden immer bis mittags geöffnet. Dann gibt’s zuhause auch schon die ersten Plätzchen von Oma und Mama. Die treffen sich dann auf dem Tisch und in meinem Bauch wieder. Abends treffen wir uns mit meinen Geschwistern und Eltern, später geht’s rüber zu Oma – da sind dann auch Tante, Onkel und Cousine. Wir machen die Bescherung, spielen und essen gemeinsam. Es gibt Braten mit Semmelknödeln. Ganz traditionell, entspannt, einfach schön. Hauptsache, wir sind beieinander.

Wer hat bei euch früher die Geschenke gebracht – Christkind oder Weihnachtsmann?

Das Christkind. Es hat sogar manchmal eine goldene Locke am Fenster hinterlassen. Das lief immer so: Wir gehen zur Oma und wenn wir zurückkommen, ist der Baum geschmückt und die Geschenke liegen unter dem Baum – und das, obwohl meine Eltern und wir Kinder die ganze Zeit bei Oma gewesen sind. Wie das funktioniert, dieses Geheimnis konnte ich bis heute nicht lüften. Vielleicht hat da ein kleiner Weihnachtself seine Finger im Spiel (lacht).

Du hast gleich zwei Bescherungen erwähnt. Bist du Weihnachten eher der Geschenke-Schenker oder der Geschenke-Auspacker?

Noch bin ich der Geschenke-Auspacker. Ich glaube, das ist in meinem Alter auch noch normal. Aber so ein paar kleine Geschenke, die bereite ich auch vor.

Gibt es denn für dich einen Weihnachtsfilm, der jedes Jahr zum Fest dazugehört?

Wir gucken jedes Jahr „Santa Claus“. Aber ab diesem Jahr wird es natürlich „Mission Santa“.

Vielen Dank für das Gespräch.


Mission Santa – Ein Elf rettet Weihnachten

Die Werkstatt des Weihnachtsmanns ist nicht mehr das, was sie einmal war: Magie und Tradition wurden durch Technik und Automatisierung ersetzt, der Weihnachtsschlitten ist ausgemustert, sogar der Weihnachtsmann selbst hat sich zur Ruhe gesetzt. Kann Yoyo, ein junger und etwas naiver Elf, die wahre Magie von Weihnachten zurückholen und so das Fest retten?

„Mission Santa – Ein Elf rettet Weihnachten“ ist ein rasantes und zugleich zauberhaftes Animations-Abenteuer für die ganze Familie. Neben Julius Weckauf haben weitere Prominente den Figuren ihre Stimme geliehen, darunter Oliver Kalkofe, Bettina Zimmermann, Götz Otto und die Youtuberin Malwanne.