Indoorspielplatz

Datum: Freitag, 01. März 2013 15:03

In einer Zeit der Super-Nannys und Familiensoaps im Fernsehen wollen wir ja alle irgendwie Supereltern sein. Aber kennen Sie auch diese Wochenenden, an denen man nach einer stressigen Arbeitswoche einfach nur die Beine hochlegen möchte? Das ist in der Drinnensaison und bei dem bescheidenen Wetter dieses Winters nur schwer möglich, wenn die unausgelasteten Kleinen durch die Wohnung toben und grauer Niesel den Weg nach draußen blockiert. Unter diesen Voraussetzungen hatte ich für das vergangene Wochenende einen Masterplan entwickelt: Zum Glück gibt es einen Indoor-Spielplatz, und dort sollten sich die Kleinen von früh an bis zum Nachmittag austoben. Ich freute mich auf reichlich Milchkaffee im Bistro und Nachmittags auf ein ruhiges Figurenspielen mit den Kindern, die dann ja ordentlich ausgepowert sind.
Der einzige, der sich nach diesem Wochenende ausgepowert zur Arbeit schleppte, war ich! Es begann schon kurz nach unserer Ankunft im Indoorspielplatz. Ich ließ mich im Bistro nieder, wo bis dato lediglich eine Mütterrunde Platz genommen hatte. Ausgerechnet aus der Schule unserer Kinder. Sie kennen sicher dieses Mustern: Mal schauen, wie der sich macht. Ich hatte gerade mal an meinem Milchkaffee genippt, als meine Kleinen schon ordentlich durschschwitzt zu mir kamen. „Papa, das ist toll hier. Noch toller wärs, wenn du uns fängst. Jeden 10 Mal!“ Das wurde so laut vorgetragen, dass die Mütterrunde in der anderen Ecke sofort verstummte, sich in eine organische Raumüberwachungseinheit verwandelte und mich geschlossen fokussierte. Leise handelte ich meine Kleinen auf 3 Mal fangen runter und machte mich siegessicher auf den Weg zur Kletter-Krabbel-Abteilung. Ganz sicher würde ich in spätestens zehn Minuten wieder bei meinem Milchkaffee sitzen. Weit gefehlt: erst eine dreiviertel Stunde später kehrte ich hochrot und mit halbem Herzkasper zu meinem kalten Kaffee zurück.
Dazwischen lag eine wilde Jagd über vier Ebenen des Klettergerüsts, durch viel zu enge Rutschen und den berüchtigten schwarzen Tunnel. Ja, es gab einen Tunnel mit absoluter Dunkelheit. Wie machen das Kinder nur? In nur zehn Minuten hatten meine Kleinen jede Ecke, jeden Durchschlupf und jede im Weg befindliche Stange gescannt und umflogen wie Fledermäuse mit einem Sonar jedes Hindernis. Ich rammte im schwarzen Tunnel zweimal ordentlich gegen eine Stange, gerade als ich nach dem Shirt meines Jungen griff. Ich wollte ja schon nach 5 Minuten aufgeben. Aber die Mütterrunde hatte sich aus dem Bistro auf den Weg gemacht, um diesen Superdaddy bei seiner wilden Jagd zu observieren. Sie zählten laut mit, wie oft ich meine Kleinen erwischte. Meine Eitelkeit zwang mich zu drei Fangrunden inklusive Blessuren an Beinen, Armen und Rücken.
Den Rest des Aufenthalts jappste ich innerlich nach Luft und bemühte mich äußerlich um Gelassenheit. Am Nachmittag streikte meine Büromuskulatur, aber ausgerechnet während unserer Abwesenheit hatte meine bessere Hälfte den Frühjahrsputz vorgezogen. Ich durfte Pflanzenkübel tragen, Sachen stapeln, Sachen hier- und dahintragen, Sachen ordnen, Sachen nochmal ordnen, weils beim ersten Mal typisch männlich falsch lief – undsoweiter. Klettergerüstjagd und Frühjahrsputz-Sachenmarathon führten zum sofortigen Wadenkrampf, als ich abends das erste Mal die Beine hochlegen wollte. Meine bessere Hälfte meinte gleich, dass mir etwas mehr Sport gut tun würde. Der steht nun leider auch in Aussicht: Meine Kleinen und offensichtlich auch jene Mütterrunde erzählten am Montag in der Schule von unserer Superjagd und wie toll dieser Papa das macht. Meine Kinder haben schon die nächsten vier Wochenenden verplant – im Indoorspielplatz mit vielen Freunden, die Superdaddy jagen und fangen soll. Verdammt, selbst Egon Olsons Pläne funktionieren besser!

Euer lausitzDADDY