Ein Zuhause für Igel

Datum: Dienstag, 30. April 2019 14:41


Was Gartenbesitzer für die stachligen Untermieter tun können

In der vergangenen Ausgabe der lausebande schrieben wir im Titelthema „Garten“, dass Igel sich gern von Fallobst ernähren. Das stimmt so nicht! Kurz nach Erscheinen der Ausgabe meldete sich Ramona Noack und korrigierte uns. Sie muss es wissen, denn sie betreibt im Drebkauer Ortsteil Leuthen eine kleine Igel-Auffangstation. Wer im Raum Cottbus einen verletzten oder hilflosen Igel findet, der wird vermutlich bei Ramona Noack landen. Seit 15 Jahren engagiert sie ich ehrenamtlich für Igel in Not. Sie hat schon Hunderte der kleinen, niedlichen Stacheltiere wieder aufgepäppelt und anschließend ausgewildert. Zu ihr kommen verwaiste Igelbabys, unterernährte Tiere ebenso wie verletzte. Allein im vergangenen Jahr kamen 30 Igel zu ihr. Denn Igel haben es zunehmend schwer, in natürlicher Umgebung ausreichend Futter zu finden, aber auch Platz zur Aufzucht der Jungen und zum Überwintern wird rar. Die größte Gefahr für Igel geht dabei nur selten von natürlichen Fressfeinden aus, immer öfter aber von uns Menschen. Rasenroboter sind für sie ebenso tödlich wie Motorsensen und Rasentrimmer, viel befahrene Straßen oder eben falsches Futter, weiß Ramona Noack: „Igeljunge schaffen es immer seltener, sich bis zum Winterschlaf eine ausreichende Fettschicht anzufuttern.“ Daher ist es hilfreich, gerade in der futterarmen Zeit (Spätsommer bis Wintereinbruch) Igel zuzufüttern. Dazu können Gartenbesitzer für Igel geeignetes Futter und Wasser im Garten oder in einem speziellen Igelhaus hinstellen.

Das richtige Futter für Igel:

  • hochwertiges Katzentrocken- und Nassfutter mit mind. 60 % Fleischanteil
  • gebratenes, ungewürztes Hackfleisch vom Huhn oder Rind
  • schlabbrig gebratenes Rührei (ohne Salz)
  • gekochtes Hühnerfleisch
  • frische oder tiefgekühlte Insekten
  • frisches Wasser


Für Igel ungeeignet:

  • Igel-Fertigfutter, Milch, Zucker & Honig
  • Nüsse & Rosinen, Obst, Gemüse
  • Getreide (z.B. Haferflocken)
  • Sauce, Gelee, Aspik, Gewürze


Und wie ist das nun mit dem Fallobst? Igel sind Insektenfresser. Sie lieben Käfer, Regenwürmer, Schnecken, Spinnen und durchaus kleine Raupen und Maden, wie man sie manchmal in ungespritzten Äpfeln oder Birnen findet. Das Obst selber aber verschmähen sie, zumindest wenn sie genug typische Igelnahrung finden. Und das ist auch gut so, denn Obst bekommt ihnen genauso wenig wie Getreide oder Milch. Ihr kurzer Verdauungstrakt ist nur auf eiweißreiche Nahrung ausgelegt.
Wer also weiß, dass er Igel im Garten hat, kann sein Fallobst durchaus ein paar Tage liegen lassen, damit der Igel daraus Würmer und Co. ernten kann, aber der Igel sollte nicht mit Obststücken gefüttert werden.

Das richtige Zuhause für Igel
In natürlicher Umgebung legen Igel ihre Winterschlafnester vorwiegend unter stützendem Astwerk an, etwa in Hecken, aber auch in Hohlräumen unter Garagen, Schuppen, Holzstapeln, Laubhaufen. „Ein naturnaher Garten mit einigen „unaufgeräumten“ Ecken, frei von Chemieeinsatz und einem Durchlass zu anderen Gärten ist für die kleinen Tiere optimal“, empfiehlt Expertin Ramona Noack. Wer möchte, kann ihnen auch ein Igelhaus bauen oder im Baumarkt kaufen. Dort lässt sich Futter so abstellen, dass es nicht von Katzen oder anderen Tieren gemopst werden kann.

24-h Igel-Notfall-Hotline, Erste-Hilfe-Tipps für Igel und Vermittlung an eine Igel-Pflegestelle:

Tel. 0800 723 57 50