Mit Schaufel und Spaten fürs Klima

Datum: Montag, 03. Februar 2020 15:36


So können Familien Baumpflanz-Aktionen unterstützen oder selber organisieren

In Zeiten des Klimawandels und brennender Wälder wird der Baum immer häufiger zum Klimaretter hochstilisiert. Berechtigt? Im Sommer ließ eine Schweizer Studie aufhorchen, wonach langfristig mit weiteren Aufforstungen zwei Drittel der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen gespeichert werden könnten. Dazu müsste weltweit eine Fläche von der Größe der USA bepflanzt werden. 

Klimaretter Baum?
Die Studienautoren mussten für ihre Zahlen und Aussagen viel Kritik einstecken. Doch unbestritten ist: Durch Fotosynthese wandelt jeder Baum täglich Kohlendioxid in Sauerstoff um. Damit deckt ein Baum im Schnitt den Sauerstoffbedarf von 20 Menschen. Auch wenn über die Details noch gestritten wird, so ist klar: Bäume tun dem Klima gut. Sie bieten Lebensraum für unzählige Tiere und Kleinstlebewesen und spenden im Sommer Schatten. Großstädte mit viel Stadtgrün heizen sich im Sommer nachweislich weniger auf als sogenannte Betonwüsten.

Einheitsbuddeln als Initialzündung
Kein Wunder also, dass dem Baum wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Im zurückliegenden Herbst forderte das Land Schleswig-Holstein als Gastgeber zum Tag der Deutschen Einheit zum Einheitsbuddeln auf. Viele Menschen folgten dem Aufruf und pflanzten Bäume in ihrem Garten oder beteiligten sich an öffentlichen Pflanzaktionen. Auch in der Lausitz griffen viele zu Schaufel und Spaten.

In Hoyerswerda startete am 3. Oktober die erste Pflanzaktion der privaten Initiative „Eine Stadt pflanzt“. Mittlerweile stehen mehr als 250 Bäume auf einer Wiese am Stadtrand. Initiatorin Dagmar Steuer war selbst überrascht von der Resonanz: „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass die Idee so gut angenommen wird. Je mehr Bäume wir pflanzen, desto besser.“ Die Wiese soll perspektivisch zu einer kleinen Oase für die Hoyerswerdaer werden.
An den bisherigen Aktionen in Hoyerswerda beteiligte sich auch der zwölfjährige Lukas Czaja aus Weißwasser. Er startete im vergangenen Jahr die Initiative „10.000 Bäume für die Lausitz“. Statt zu demonstrieren, will er lieber aktiv werden und Bäume fürs Klima pflanzen. Dazu hat der Zwölfjährige sogar ein Maskottchen entworfen und ist jetzt als Erdmännchen ERDI regelmäßig in der Lausitz unterwegs, um Pflanzaktionen zu unterstützten und für seine Idee zu werben. Was das Engagement auch einzelner Kinder bewirken kann, zeigt das Beispiel von Felix Finkbeiner, der als Viertklässler mit dem Bäumepflanzen begann und heute der größten Baum-Initiative der Welt vorsteht: Plant for the Planet (siehe Seite 37).

10.000 Bäume für die Lausitz, 50 Mio. für Sachsen
Die Aktionen zum Einheitstag reihen sich ein in eine Vielzahl weiterer Projekte in der Region. So will die Gemeinde Raddusch im Spreewald anlässlich ihres 725-jährigen Jubiläums ebenso viele Bäume pflanzen. Das Unternehmen Cottbusverkehr wird in diesem Jahr etwa drei Dutzend Bäume pflanzen für im vergangenen Jahr abgeschlossene Abos. Damit trägt das kommunale Verkehrsunternehmen – und dessen Kunden – gleich doppelt zu mehr Nachhaltigkeit und sauberer Luft bei.

Die Schüler des Leon-Foucault-Gymnasiums aus Hoyerswerda wollen die erste klimaneutrale Schule Sachsens werden, indem sie 10.000 Bäume pflanzen. 2.500 Bäume sind bereits in der Erde. Im Sommer kam sogar Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig zu den Schülern, um die Aktion zu unterstützten.
Die größte Herausforderung für solche großen Aktionen, bei denen nicht nur eine Handvoll Bäume gepflanzt wird, ist das Finden einer geeigneten Fläche. „Wir sind ständig auf der Suche nach entsprechenden Flächen“, bestätigt Olaf Kroggel. Er ist Projektleiter bei der Stiftung Wald für Sachsen und begleitet immer wieder Aufforstungen. Das zunehmende Interesse am Thema Klimawandel hilft auch der Stiftung: „Wir spüren seit etwa zwei Jahren ein deutlich wachsendes Interesse, solche Aktionen zu unterstützen, sei es durch finanzielle Spenden oder durch die Bereitschaft, mit anzupacken.“

Und auch die neue sächsische Landesregierung hat das Thema als wichtig erkannt und den Baumschutz im Koalitionsvertrag verankert: „Wir sichern und erhöhen den Baumbestand in Sachsen. Dazu werden bis zum Jahr 2030 mindestens 50 Millionen Bäume sowohl im Staatswald als auch – unterstützt durch Förderung – im Privat- und Körperschaftswald, als Stadt- und Straßenbegleitgrün und als Neuanpflanzungen zur Walderneuerung und -mehrung gepflanzt.“

So werden Sie selbst aktiv
Wer nun Lust bekommen hat, selbst eine Baumpflanzaktion zu initiieren, braucht zunächst Unterstützer: „Aktive Helfer sind wichtig“, sagt Silvio Thieme, der in Wiednitz eine Baumpflanzaktion gestartet hat. Gemeinsam mit der Kita seines Sohnes sorgte er dafür, dass an einer stark vom Sturm dezimierten Allee, neue Apfelbäume gepflanzt wurden. Die Kinder, die mit Eifer zur Schaufel griffen, haben die Patenschaft für ihre Bäume übernommen und besuchen sie im Rahmen von Projekten regelmäßig. Zudem braucht es einen geeigneten Platz. Auf öffentlichen Flächen können Sie nicht einfach drauf los buddeln. Sie brauchen entweder Genehmigungen oder eine ausreichend große Privatfläche. Bei der Suche nach großen Aufforstungsflächen unterstützt die Stiftung Wald für Sachsen kostenfrei. Vom Standort und der Bodenbeschaffenheit hängt ab, welche Bäume bzw. Sträucher Sie am besten pflanzen. Für diese Expertise und für die notwendige Technik ist es wichtig, sich Firmen als Partner ins Boot zu holen. Pflanzzeit ist im Frühjahr oder Herbst, aufgrund der zuletzt sehr trockenen Frühjahre empfehlen Experten eher den Herbst. Mit dem Einpflanzen ist es nicht getan. Sie müssen dafür sorgen, dass die Bäume bis zu drei Jahre nach der Pflanzung gewässert und gepflegt werden, am besten mit professioneller Unterstützung. Für die Finanzierung eignen sich Crowd-Funding-Plattformen, wie sie beispielsweise die VRBank Lausitz unter https://vrblausitz.viele-schaffen-mehr.de/ anbietet oder Baumpatenschaften für Privatpersonen und Firmen.

Weniger aufwendig, aber ebenso hilfreich ist es, bestehende Initiativen zu unterstützen. Die Möglichkeiten im Überblick:

  • Geldspenden: Diese werden zum Kauf und zur Pflege der Setzlinge gebraucht.
  • Sachspenden: Vor allem private Initiativen ohne Bauhof, Baumschule oder Forstverwaltung im Hintergrund freuen sich über Spaten, Mulch, Anzuchterde, Setzlinge.
  • Sponsoring: Firmen können unterstützen, indem sie Flyer drucken, Setzlinge spenden, Fahrzeuge, Technik oder Werkzeug zur Verfügung stellen oder die Baumpflege übernehmen.
  • Mitmachen: Bringen Sie zur nächsten Pflanzaktion ein Bäumchen mit und setzen Sie es in die Erde. Wichtig dafür ist festes Schuhwerk und witterungsgerechte Kleidung.


Pflanzaktionen Frühjahr 2020 (Auswahl)
Hoyerswerda: 4. April www.einestadtpflanzt.de 
Raddusch: 28. März www.raddusch-spreewald.de/725zum725.php
Finsterwalde: www.finsterwalde.de
Cottbus: www.cottbusverkehr.de 
Raum Weißwasser: www.maskottchen-erdi.de