Lausitz-Mummy: Stille Nacht, friedliche Nacht?

Datum: Sonntag, 30. November 2025 13:34

Es gibt diverse Studien zum Thema Streit. Eine davon besagt, dass Geschwister im Schnitt drei Mal pro Stunde streiten. Wenn wir von einer Wachzeit von zwölf Stunden ausgehen, macht das etwa 36 Konflikte pro Tag. Diesen Durchschnittswert haben unsere Kinder an schlechten Tagen schon zum Frühstück erreicht. Morgens (an den Wochenenden eher vormittags) geht es damit los, wer zuerst ins Bad darf und was da eigentlich so lange dauere. Die Debatte geht dann direkt über in jene darum, wer sich zuerst vom Joghurt nehmen darf, wer welches Brötchen bekommt (Das ist viel kleiner! Das hat eine Delle! Das ist zu braun!), wer zuerst und – noch viel wichtiger: wer wieviel Rührei bekommt.

Das sind ohnehin die Dauerbrenner bei uns: Wer darf zuerst und wieso bekommen die anderen immer mehr. Es gibt den Ratschlag, dass ein Kind teilt und das andere sucht aus. Haben wir getestet. Das endete mit der Diskussion darüber, wer das Kuchenstück teilen und wer sich danach eine Hälfte aussuchen darf. Teilen ist sehr unbeliebt.

Die Kinder haben also tatsächlich schon so manches Mal die digitale Küchenwaage aus dem Schrank geholt, damit jedes von ihnen exakt die gleiche Menge bekommt. Lässt sich etwas nicht durch drei Teilen (z.B. die Gummibären aus der Tüte oder die Kaugummis aus der Packung), wird die Menge abgezählt und gedrittelt. Was übrig bleibt, bekommen wir Eltern.

Viele tägliche Konfliktpotenziale haben wir durch Rotation zu entschärfen versucht. Das heißt praktisch: Die Sitzordnung am Tisch wechselt wöchentlich, so dass jedes Kind mal an der Stirnseite sitzen darf, das gleiche gilt für die Sitzordnung auf der Rückbank des Autos. Das Gleiche versuchen wir bei der Mithilfe im Haushalt. In der Küche hängt gut sichtbar der Hausdienstplan, so dass jedes Kind weiß, ob es gerade fürs Tischdecken, Wäscheaufhängen oder für die Versorgung der Fellnasen zuständig ist. Auch diese Dienste rotieren wöchentlich – zumindest in der Theorie. In der Praxis rotieren wir Eltern, weil das Kind gerade keine Zeit/Lust zum Tischdecken hat. Das führt dann auch wieder zum Konflikt – nicht zum Geschwisterstreit, sondern zu jenem zwischen Elternteil und Kind.

Da mittlerweile alle unsere Kinder über das Weihnachtfest und die Begleiterscheinungen aufgeklärt sind, kommt es jetzt zu einem neuen Konflikt: Welches Kind darf dem elterlichen Nikolaus am Abend des 5. Dezember dabei helfen, die Stiefel zu füllen? Eigentlich ein Job nur für die Eltern. Aber als das älteste Kind den Nikolaus enttarnt hatte, durfte es im Gegenzug für seine Geheimhaltungsbereitschaft beim abendlichen Füllen helfen. Das beanspruchen jetzt natürlich auch die beiden Jüngeren für sich. Vermutlich müssen wir hier das Jahres-Rotationsprinzip einführen.

Immerhin gibt es Weihnachten ein Thema, dass die Kinder in bemerkenswerter Einigkeit und Brüderlichkeit regeln: Sie studieren auch in diesem Jahr wieder ein Weihnachtsmärchen für uns Eltern ein. Und da die Geschichte jedes Jahr eine Überraschung für uns sein soll, sind wir bei den Proben ausgeschlossen. Das führt dazu, dass die drei – sollte doch mal eine Meinungsverschiedenheit auftreten – das Problem ganz friedlich und ohne elterliche Unterstützung lösen. In diesem Sinne: friedvolle Weihnachten!

Kolumne von Anett Linke, Redakteurin der lausebande