Höher, schneller, klüger

Datum: Dienstag, 09. Februar 2016 13:39

Sport für Schulkinder
Während Kindergartenkinder sehr aktiv sind und sich täglich viel bewegen, lässt das mit der Einschulung drastisch nach. Haben sie bisher während und nach der Kita getobt und getollt, sitzen sie jetzt an der Schulbank oder über den Hausaufgaben. Auch die elektronischen Geräte werden zunehmend verlockender. Die geforderten 90 bis 120 Minuten Bewegung täglich sind so kaum umzusetzen. Sportunterricht steht in jeder Grundschule auf dem Plan, aber selten mehr als ein bis zwei Stunden pro Woche, dazu kommt, dass dieses Fach häufiger als andere von Unterrichtsausfall betroffen ist. Bleibt neben den großen Pausen in der Schule kaum Gelegenheit zum Bewegen. Daher sollten Eltern spätestens jetzt darüber nachdenken, ihr Kind im Sportverein anzumelden. Das zwingt zu regelmäßiger Bewegung. Zudem verbringt der Nachwuchs seine Freizeit jetzt lieber mit Gleichaltrigen statt mit den Eltern – das gilt auch für Sport. Das Alter von etwa 7 bis 10 Jahren ist optimal, um sich auf eine Sportart zu spezialisieren. Bis dahin haben die Kinder idealerweise wichtige motorische Grundlagen wie laufen, springen, werfen, fangen gelernt – sei es im Verein oder in der Freizeit. Nun gilt es, die passende Sportart für den Nachwuchs zu finden. Während das eine Kind ganz klar weiß, was es will, muss beim anderen etwas nachgeholfen werden. Manch ein Kind wird in den Sportverein der besten Freundin drängen, ein anderes ist erblich „vorbelastet“, weil die Eltern bereits sportlich sehr aktiv sind. Manchmal begrenzen auch die finanziellen Mittel oder die Angebote vor Ort die Auswahl. Wenn die Möglichkeit besteht, sollten die Nachwuchssportler verschiedene Sportarten ausprobieren dürfen. Die meisten Vereine bieten Schnupperstunden an. Ob der Nachwuchs ein Mal oder vier Mal die Woche trainiert, hängt auch von dessen Ehrgeiz und dem der Eltern ab. Wer sich nicht nur fit halten und Spaß haben will, sondern auch überregional Medaillen und Pokale anstrebt, wird öfter in der Halle schwitzen müssen. Hat sich der Junior einmal für eine Sportart entschieden, können die Eltern durchaus darauf drängen, dass er dran bleibt und nicht nach zwei Monaten das sprichwörtliche Handtuch wirft. Die Familie könnte beispielsweise eine Vereinbarung treffen: Du bleibst jetzt mindestens ein halbes (oder ein ganzes) Jahr in dem Verein. Wenn du dann wirklich nicht mehr willst, suchen wir gemeinsam etwas Neues.
Wer wissen will, wie fit der Nachwuchs und auch der Rest der Familie sportlich ist, kann sich gemeinsam dem Leistungstest zum Deutschen Sportabzeichen stellen. Kinder dürfen ab sechs Jahren mitmachen. In den vier Disziplinen Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination müssen Prüfungen bestanden werden. Bei den zu absolvierenden Disziplinen stehen u.a. zur Auswahl: Kugelstoßen, Weitsprung, 100-Meter-Lauf, Seilspringen, Geräteturnen. Je nach Alter und Geschlecht gelten unterschiedliche Zeiten und Werte, um das Ehrenzeichen in Gold, Silber oder Bronze zu erhalten. Zudem müssen Testteilnehmer nachweisen, dass sie schwimmen können, z.B. durch Vorlage des Schwimmabzeichens. Die meisten größeren Städte bieten ein Mal jährlich (meist im Sommer oder Herbst) die Möglichkeit, das Deutsche Sportabzeichen zu erwerben.
Wer seinen Nachwuchs von früh an zu Bewegung motiviert, legt eine gute Basis für die späteren Jahre. Langzeitstudien zeigen: Sportlich aktive Kinder sind meist auch im Erwachsenenalter noch sportlich. Kleine Couchpotatos dagegen werden im Erwachsenenalter kaum den Weg zum Sportverein finden. Ganz wichtig ist dabei die Vorbildfunktion der Eltern. Wenn sie viel vorm Bildschirm sitzen und keinen Sport treiben, werden ihnen die Kinder langfristig nacheifern. Daher sollten Eltern ihren Kindern schon in jungen Jahren Möglichkeiten bieten, sich zu bewegen – anfangs gemeinsam. In den ersten Lebensjahren wird das vor allem im Alltag passieren. Der Vorteil von Bewegung in Freizeit und zu Hause: Sie kostet wenig Zeit und Geld. Sie lässt sich unkompliziert in den Alltag der meisten Familien einbauen. Das beginnt übrigens schon mit der Einrichtung des Kinderzimmers: Viel Spielraum, wenig Spielzeug. Spätestens wenn sie in den Kindergarten kommen, bewegen sich die Kleinen ganz automatisch viel: In Sportstunden und beim Spielen. Das lässt in der Schule nach, dort beschränkt sich die Bewegungsmöglichkeit meist auf die große Pause und den Sportunterricht. Der Vorteil: So werden auch die Kinder jener Eltern erreicht, für die Bewegung nur eine untergeordnete Rolle spielt. Gerade Kinder aus ärmeren Familien sind nur selten im Sportverein angemeldet. Der Nachteil: Schulpause und Sportunterricht reichen nicht aus, um die geforderten ein bis zwei Stunden Bewegung täglich zu schaffen. Gerade das Sitzen im Unterricht und während der Hausaufgaben ist sogar kontraproduktiv. Denn das Gehirn lernt schneller und mehr, wenn wir uns dabei wenigstens etwas bewegen. Moderne Pädagogen fordern schon lange ein Umdenken, was mit dem Konzept „Bewegte Schule“ erste praktische Erfolge erzielt.
Dass Sitzen die denkbar schlechteste Körperhaltung ist, gilt im Übrigen auch für Erwachsene, weswegen gerade Menschen mit Bürojob häufiger kleine Bewegungspausen einschieben und zum Kopieren und Telefonieren aufstehen sollten.
Wenn die Kinder älter werden, kann der Vereinssport eine gute Möglichkeit sein, Kinder an regelmäßige sportliche Aktivität heranzuführen. Vorteile: Die Kinder erweitern ihren Freundeskreis über die Kumpels aus Kita bzw. Schule hinaus. Gemeinsam mit anderen Sport machen, erhöht zudem den Ansporn, gute Leistungen zu erzielen und auch langfristig dran zu bleiben. Nachteile: Vereinssport kostet Geld für Gebühr, Kleidung, Utensilien. Er kostet Zeit: Bei den ganz Kleinen wollen oder sollen die Eltern noch mit dabei sein, für größere kann zumindest der Taxidienst anfallen, später erwartet der Nachwuchs und oft auch der Verein ein gewisses Engagement der Eltern: Sie sollen bei Turnieren und Wettkämpfen anfeuern, Bratwürste zum Sommerfest grillen, die Trikots nach dem Training waschen und Plätzchen backen für die Weihnachtsfeier. Sport im Verein stärkt also nicht nur das soziale Miteinander des Nachwuchses, sondern unter Umständen auch das der Großen. Wer die Kosten scheut, kann sich eine preiswerte Sportart suchen – also eher Fußball oder Handball als Tennis oder Reiten und sich über öffentliche Zuschüsse für Familien informieren. Manche Sportvereine bieten Rabatte für Geschwisterkinder an.

Bewegte Schule

Der Begriff „Bewegte Schule“ geht auf den Schweizer Sportpädagogen Urs Illi zurück, der ihn Anfang der 1980er Jahr erstmals prägte. Seitdem wird das Konzept in unterschiedlicher Ausrichtung an zahlreichen Schulen und auch Kitas umgesetzt. Ziel ist ein ausgewogenes Verhältnis von Bewegung, Entspannung und Konzentration. Dadurch soll das schädliche Dauersitzen reduziert, der natürliche Bewegungsdrang von Kindern gestillt und das Lernen erleichtert werden. Mögliche Elemente:
Bewegtes Lernen: Wechsel der Unterrichtsorte innerhalb und außerhalb der Schule vornehmen. Freie Projektarbeit. Fünfminütige Bewegungsauszeit in jeder Schulstunde, z.B. Pantomime, Fußgymnastik, Stuhltanz. Mehr Gestik und Mimik während der Vorträge einsetzen. Aufgaben im Raum verteilen und von den Schülern suchen und lösen lassen.
Bewegtes Sitzen: Um einseitigen Belastungen und Haltungsschäden vorzubeugen, werden die Sitzhaltungen regelmäßig gewechselt, die Sitzplätze getauscht, bestimmte Aufgaben im Liegen, Knien, Stehen oder Laufen erledigt. Ergonomisch an die Körpergröße angepasstes Sitzmobiliar oder Sitzbälle gehören ebenso dazu.

Bewegte Pause: Bewegungspausen während und zwischen den Schulstunden und tägliche Bewegungszeiten einplanen. Bewegungsmöglichkeiten, Spiel- und Sportgeräte und Pausenspiele für den Schulhof und das Schulhaus anbieten.

Bewegte Schulen in der Lausitz:
Bewegte Grundschule Cottbus in freier Trägerschaft:
www.bewegte-schule-cottbus.de 

Projekt bewegte Schule und Kita in Sachsen, wissenschaftlich begleitet von der Universität Leipzig
www.bewegte-schule-und-kita.de

Seit 2010 zertifizierte Grundschulen in der Lausitz:
Grundschule „Hans-Coppi“ Lauta, Grundschule „Am Park“ Hoyerswerda, Schule zur Lernförderung Hoyerswerda, Hans Fallada Schule für Erziehungshilfe Rietschen