Brettspiele als Impuls für ein "Mehr" an Familie.
Ihr Kind will gegen Drachen kämpfen, wissen wie die Dinosaurier lebten, in einem Schloss residieren? Alles machbar, sogar für wenig Aufwand – Gesellschaftsspiele machens möglich. Die kalte Jahreszeit bietet beste Voraussetzungen, um sich als Familie am Tisch zu versammeln und ein paar Brettspiele auszupacken: draußen ist es kalt und unverschämt früh dunkel und um den Jahreswechsel stehen ein paar freie Tage an.
Während bei den einen Familien das Spielergen sehr stark ausgeprägt ist, brauchen andere vielleicht einen Motivationsschub. Kinder, die nur wenige oder gar keine Brett- und Gesellschaftsspiele kennen und mögen, kann man langsam heranführen. Wie bei allen Neuerungen helfen Rituale: Machen Sie zunächst einen festen Spieleabend bzw. -nachmittag pro Woche aus, bei dem alle Familienmitglieder dabei sind. Was die Motivation ebenfalls erhöhen kann: Die Eltern dürfen sich einen Spieleabend aussuchen, die Kinder einen Nachmittag in der Woche, an dem gemacht wird, was sie wollen. Je nach Alter der Kinder können diese mitentscheiden, welche Spiele am Spieleabend auf den Tisch kommen, starten Sie mit ein bis zwei Spielen. Haben alle Freude daran gefunden, lässt sich das ganze ausdehnen: mehr Spiele oder zwei bis drei Spieleabende pro Woche.
Welche Spiele für welches Alter
In der Regel sollte es kein Problem sein, Kinder mit dem richtigen Spiel für eine Spielerunde zu begeistern. Fast jeder hat eine Spielsammlung oder ein paar Klassiker zu Hause. „Mensch ärgere dich nicht“ ist gut geeignet, um jüngere Kinder ans Spielen heranzuführen. Aber auch die Anschaffung anderer Gesellschaftsspiele lohnt. Bei der Auswahl ist es wichtig, das Alter des jüngsten mitspielenden Kindes zu berücksichtigen. Je nach Interesse und Temperament des Kindes kann es bereits im dritten Lebensjahr losgehen. Zeigt das Kind aber keinerlei Interesse an Gesellschaftsspielen und zieht das Rollenspiel mit Puppe oder Fuhrpark vor, warten Sie lieber noch mal ein paar Monate und starten dann einen neuen Versuch.
Alle Spiele haben eine Altersempfehlung auf der Verpackung, an der Sie sich orientieren können. Je jünger das Kind, desto einfacher und logischer sollten die Regeln sein, desto kürzer sollte eine Partie dauern, desto übersichtlicher sollte der Spielplan sein. Kindliche Motive aus dem Erfahrungsschatz der Kinder wecken eher deren Begeisterung (z.B. Burgen, Pferde, Autos). Ihr Kind spielt am liebsten mit seinen Dinosauriern? Es gibt zahlreiche Dino-Brettspiele für (fast) jedes Alter.
Wählen Sie für Kitakinder sowie Erst- und Zweitklässler ein Kinderspiel aus. Die „Erwachsenen“-Gesellschaftsspiele sind für sie in der Regel noch zu anspruchsvoll und komplex. Ist der jüngste Mitspieler acht Jahre alt, können sich Familien an die „normalen“ Gesellschaftsspiele wagen, die nicht explizit als Kinderspiel konzipiert sind. Sie sind in der Regel für Spieler ab acht bis zehn Jahren geeignet. Achten Sie bei der Spieleauswahl darauf, ob Ihr Kind schon ausreichend lesen und rechnen kann, soweit das erforderlich ist. Informieren Sie sich vor dem Kauf am besten auf einem Bewertungs-Portal über passende Spiele (siehe Linkliste am Artikelende). Als Kaufempfehlung haben sich die zum „Spiel des Jahres“ ausgezeichneten und nominierten Spiele bewährt.
Ja nachdem, was Ihnen eher liegt, können Sie gezielt nach bestimmten Spielkategorien suchen. Wollen Sie eher ein Strategie- oder Geschicklichkeitsspiel? Eher ein Partyspiel oder ein Wissensspiel? Eher ein Wettbewerbs- oder Kooperationsspiel?
Neben klassischen Brett- und Gesellschaftsspielen gibt es noch Würfel- und Kartenspiele. Mit Kartenspielen kann begonnen werden, sobald die Kinder in der Lage sind, die Karten selbständig in der Hand zu halten. Als technisches Hilfsmittel gibt es auch Kartenhalter für zu kleine Kinderhände. Als Einstieg für die Jüngsten ab 3 bis 4 Jahren eignen sich Schwarzer Peter oder Quartett, welche es mit unzähligen Motiven und Themen gibt – ganz sicher auch vom Lieblingsbuch oder -film des Nachwuchses. Viele Verlage haben spezielle Kinder-Kartenspiele wie Uno-Junior herausgegeben, und selbst den Kleinkind-Klassiker „Obstgarten“ gibt es als Kartenspiel. Vor drei Jahren hat es ausnahmsweise mal ein Kartenspiel auf das Siegertreppchen zum „Spiel des Jahres“ geschafft: Hanabi, empfehlenswert ab zehn Jahren.
Mensch ärgere dich nicht – von der Lazarettspende zum Spieleklassiker
Es fehlt in kaum einem Haushalt: das Brettspiel „Mensch ärgere dich nicht“. Erfunden wurde das so simple wie geniale Spiel von Joseph Friedrich Schmidt vor über 100 Jahren. Angelehnt an ein altes indisches Brettspiel bastelte Schmidt das Spiel für seine zappligen Söhne. Die Erfolgsgeschichte begann, als er im Ersten Weltkrieg einen Teil der Erstauflage verletzten Soldaten spendete. Danach verbreitete sich das Spiel rasend schnell in deutschen Haushalten – bis heute ging es etwa 90 Millionen Mal über die Ladentheke.
Der Name des Erfinders ist noch immer ein wichtiger in der Spiele-Branche: Der Verlag Schmidt-Spiele wurde bis in die 1990er Jahre von den Nachfahren des Erfinders geführt. Noch heute verkauft der Verlag nach eigenen Angaben jährlich 400.000 Exemplare des Spieleklassikers. Das Spiel hat sogar einen Platz im Bonner Haus der Geschichte gefunden. Beliebt ist der Brettspiel-Klassiker ebenfalls bei Rekord-Aufstellern: Das größte Spielfeld misst sechs mal sechs Meter. Die längste Partie dauerte 204 Stunden, unter Wasser 36 Stunden. 1048 Spieler an 250 Brettern gleichzeitig spielten beim Tag der Sachsen in diesem Jahr und stellten damit einen Weltrekord auf. Es gibt auch eine Weltmeisterschaft im Mensch ärgere dich nicht, die jedes Jahr 150 bis 200 Teilnehmer ins pfälzische Wiesloch lockt. Natürlich hat der Brettspielklassiker auch den Sprung ins Digitale geschafft – es gibt das Spiel als App.