Early Shopping Queen

Datum: Dienstag, 02. Mai 2017 09:13


Gütesiegel

Wer trotz aller Kritik an der Textilindustrie neue Kleidung kaufen möchte oder muss, der kann sich an verschiedenen Siegeln orientieren. Je nach Kriterien und Ausrichtung garantieren sie eine weitgehend schadstofffreie und/oder soziale Kleiderproduktion. Das optimale Siegel gibt es nicht, sie sind alle ausbaufähig. Am weitesten verbreitet ist der Ökotext-100-Standard, der sich auch bei Discountern findet. Die Kriterien sind vergleichsweise lax. Wir stellen dieses und weitere gängige Siegel kurz vor.

Öko-Tex Standard 100:
Dieses am weitesten verbreitete Siegel ist ein reines Verbraucherschutzsiegel: Es prüft nur die Schadstoffrückstände am Endprodukt. Die Herstellungsbedingungen in den Nähereien und Färbereien werden nicht berücksichtigt. Damit ist der Nutzen für die Umwelt eher gering, das Siegel ist jedoch sehr massentauglich. Die Anforderungen werden von Jahr zu Jahr strenger, bleiben jedoch weit hinter Siegeln wie GOTS oder IVN Best zurück. Je nach Produktgruppe werden unterschiedlich strenge Grenzwerte erlaubt: Je intensiver der Hautkontakt eines Produkts und je empfindlicher die Haut, desto strengere Anforderungen müssen eingehalten werden. Am strengsten sind die Regularien für Babykleidung, Gardinen und Sofabezüge fallen in die letzte Kategorie.

Global Organic Textile Standard GOTS:
Mit einem GOTS-zertifizierten Produkt kauft man ökologisch einwandfreie Kleidung. Es zertifiziert die komplette Textilkette nach strengen ökologischen Kriterien, alle Betriebe der Lieferkette müssen zertifiziert sein und sich einmal jährlich einer Vor-Ort-Inspektion unterziehen. Alle Produkte müssen zu mindestens 70 Prozent aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen. Giftige Schwermetalle, Formaldehyd, gentechnisch veränderte Organismen sind verboten – ebenso wie Accessoires aus PVC, Nickel oder Chrom. Der Sozialstandard ist ausbaufähig: Garantiert sind Mindestlöhne, aber keine existenzsichernden Löhne.

IVN Best:
Das Siegel des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft ist das strengste Siegel am Markt. Es ist vergleichbar mit dem GOTS-Siegel und betrachtet ebenfalls die gesamte textile Kette vom Anbau bis zum Endprodukt, es ist aber strenger. Es definiert strenge Sozialstandards und überprüft auch existenzsichernde Löhne. Beim IVN Best werden nur Naturfasern zertifiziert, die aus 100 Prozent kontrolliert biologischem Anbau stammen – Regenerat- oder Synthetikfasern sind ausgeschlossen. Das Chemikalienmanagement in der Produktion ist besonders streng geregelt, d.h. die meisten gefährlichen Substanzen sind verboten.

Fair Wear Foundation FWF:
Das Siegel, welches von einem internationalen Bündnis aus Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen und Händlern getragen wird, achtet vor allem auf soziale Standards. Ökologische Aspekte kommen erst an zweiter Stelle. Ziel ist es, die Bedingungen in Nähereien schrittweise zu verbessern. Die Forderungen orientieren sich an den Richtlinien der Internationalen Arbeitsorganisation: keine Zwangsarbeit, keine Diskriminierung, keine Kinderarbeit, Vereinigungsfreiheit und das Recht auf Tarifverhandlungen, keine überlangen Arbeitszeiten, Arbeitsschutz, rechtsverbindliche Arbeitsverträge, Existenz- statt Mindestlohn. Für Verbraucher wichtig zu wissen: Die Mitgliedschaft in der FWF ist kein Gütesiegel, es bescheinigt vielmehr, dass in der gesamten Zulieferkette bereits alle Sozialstandards erfüllt sind.

Fairtrade Certified Cotton:
Das Fairtrade-Siegel umfasst die gesamte Lieferkette und prüft sowohl ökologische als auch soziale Kriterien. Die Baumwolle muss frei von Gentechnik und Pestiziden sein, die Verarbeitung menschenwürdig. Fairtrade schützt die sozialen Interessen der Baumwollbauern und stellt eine existenzielle Grundsicherung sicher. Dadurch erhalten die Baumwollbauern u.a. einen sonst nicht vorhandenen Mindestpreis zugesichert.

Naturland textil:
Naturland ist – neben anderen wie Bioland oder demeter – einer der großen ökologischen Anbauverbände. Anfangs rein auf die Landwirtschaft konzentriert, verfolgt er inzwischen auch eigene Richtlinien für andere Bereiche wie Textilien. Die im Zertifikat enthaltenen Standards enthalten Richtlinien zu Natur- und Klimaschutz, nachhaltigem Wirtschaften, Verbraucherschutz sowie Erhalt von Wasser, Luft und Boden. Des Weiteren müssen bestimmte soziale Standards gemäß der Internationalen Arbeitsorganisation eingehalten werden, sie sind aber weniger weitreichend als beispielsweise die von FairTrade. Die Standards werden regelmäßig überprüft.


Nachhaltige Mode neu kaufen

Produkte mit diesen Siegeln sind nicht so preiswert wie von den großen Ketten gewohnt – aber wer sich weniger anschafft, kann sich auch mal „saubere“ Kindermode inklusive reinem Gewissen leisten. Während das Öko-Tex-Siegel in fast allen Läden zu finden ist, sind die weiteren, strengeren Siegel vor allem bei ausgewählten Händlern zu finden. Einige Drogerie- und Biomärkte haben sie im Sortiment. Hier eine Auflistung von ausgewählten kleinen Labels mit nachhaltiger Baby- und Kindermode:

www.waschbaer.de 


Umweltgerechte und gesundheitlich unbedenkliche Produkte für alle Lebensbereiche. Vor 30 Jahren vom Garagen-Unternehmen mit der Ökoputzkiste hat sich das Portal heute zu einem der größten Versender von Naturmode und Umweltprodukten im deutschsprachigen Raum entwickelt. Sortiment: Biomode für Babys und Kinder aus eigenen Kollektionen von Größe 50 bis 140.

www.batata.de 


Unter dem Motto „Urbane Mode, buntes Design“ produziert das Berliner Label nach eigenen Angaben in sächsischen Betrieben. Die Baumwolle stammt aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) und ist GOTS-zertifiziert. In Kleinserien werden Basics und schlichte Kleidung ohne „Schnickschnack“ hergestellt. Sortiment: Kinderkleidung aus Baumwolle von Größe 50 bis 152 und eine kleine Shirtkollektion für Erwachsene.

www.oud-proud.com


„Für laute Kinder und stolze Eltern“ ist das Motto des kleinen Labels, das von der Garagen-Firma zum Familienunternehmen wuchs. Verwendet wird kontrolliert biologisch angebaute Baumwolle. Die Produktionsstätten sind in Portugal, Ungarn und Sachsen. Sortiment: Kinderkleidung von Größe 50 bis 128 und ausgewählte Damen-Kleidung.

www.bygreencotton.de 


Ein Pionier unter den grünen Modefirmen: Bereits seit Ende der 80er-Jahre arbeitet das dänische Label Freds World mit umweltfreundlichen Textilien und ist dafür mehrfach ausgezeichnet worden. Die Baumwollprodukte sind nach eigenen Angaben GOTS-zertifiziert. Sortiment: Baby- und Kinderkleidung von Größe 56 bis 140 einschließlich Accessoires und Bettwäsche.

www.enfantterrible.de 


Enfant Terrible ist ein Stuttgarter Design Label für hochwertige Bio-Kindermode. Die Kollektion wird aus GOTS kontrollierter Bio-Baumwolle in der Türkei hergestellt, die Produktionsbedingungen werden regelmäßig persönlich vor Ort geprüft. Sortiment: Baby- und Kinderkleidung von Größe 74 bis 140 sowie Bio-Stoffe für DIY-Mamas.

Online-Portale für nachhaltige Kindermode unterschiedlicher Marken:

www.baby-natur.de
www.avocadostore.de
www.hessnatur.com
www.greenstories.de


Second-Hand 

Noch umweltschonender als der Kauf nachhaltiger neuer Kleidung ist der Kauf von gebrauchten Sachen. Da Kinder unglaublich schnell aus ihren Sachsen herauswachsen und sie manchmal nur ein paar Wochen oder Monate tragen, ist der Kauf gebrauchter Sachen mehr als sinnvoll und gerade bei kleineren Kindern bereits sehr verbreitet.

Flohmärkte, online-Verkaufsportale und Second-Hand-Läden sind übrigens auch eine gute Möglichkeit, um sich der Kindersachen zu entledigen, denen das (jüngste) Kind entwachsen ist. Für den Verkauf von Kindersachen gibt es verschiedene Varianten, die mit unterschiedlich viel Aufwand und Kosten verbunden sind. Ganz allgemein gilt: Je mehr Arbeit man abgibt, desto geringer der Gewinn.