Für ein gesundes Zuhause

Datum: Mittwoch, 28. Oktober 2020 16:31

2. Licht

Ein weiterer wichtiger Aspekt, den Familien beim Thema Wohnen und Einrichten bedenken sollten, ist das Licht. Oft wird unterschätzt, welch großen Einfluss Licht auf unser Wohlbefinden hat, aber auch auf die körperliche und geistige Entwicklung. Gerade für Kinder ist ausreichend Licht entscheidend für eine gesunde Entwicklung. So gilt zu wenig Tageslicht als eine der Hauptursachen für Kurzsichtigkeit. Da wir unsere Umwelt zu 80 Prozent über Sehen wahrnehmen, sind die Augen unser wichtigstes Sinnesorgan. Und dieses funktioniert nur mit ausreichend Licht optimal. Übrigens brauchen Senioren deutlich mehr Licht für die gleiche Sehleistung als jüngere Menschen.
Wichtig ist das Tageslicht und speziell das Sonnenlicht für die Vitamin-D-Bildung des Körpers. Untersuchungen des Robert-Koch-Instituts deuten darauf hin, dass die Mehrheit der Deutschen unter Vitamin-D-Mangel leidet. Vitamin D kann unser Körper nur bilden, wenn ausreichend Sonnenlicht auf die Haut gelangt. Daher ist davon auszugehen, dass wir vor allem im Winterhalbjahr zu wenig davon haben. Vitamin D brauchen wir vor allem für stabile Knochen und einige Stoffwechsel-Vorgänge. Eine typische Erkrankung bei Vitamin-D-Mangel ist Rachitis. Diese führt bei Kindern zu einem gestörten Knochenwachstum und in der Folge zu Skelett-Verformungen.

Daneben ist ausreichend Licht auch wichtig für unser Wohlbefinden. Mit dem passenden Licht können wir uns besser konzentrieren. Studien in Schulen haben gezeigt, dass helleres und speziell angepasstes Licht zu höherer Leistungsfähigkeit bei Schülern führt.

Wie wichtig Licht für unseren Körper ist, zeigt das enge Zusammenspiel zwischen Hormonhaushalt und Licht. Unsere innere Uhr richtet sich am Tageslicht aus. Es hat Einfluss auf Herzfrequenz, Blutdruck und Stimmung. Im Sonnenlicht steigen bis zur Mittagszeit Lichtstärke und der Blauanteil und nehmen dann bis zum Abend ab. Dem passt sich unser Biorhythmus an: Bläuliches Licht sorgt dafür dass wir munter werden, unser Serotonin-Spiegel steigt, wir werden aktiver. Rötliches, warmes Licht am Abend signalisiert unserem Körper: es wird Zeit herunterzufahren und zur Ruhe zu kommen. Jetzt wird das Schlafhormon Melatonin ausgeschüttet. Bringen wir unsere innere Uhr durch künstliches Licht immer wieder durcheinander, kann sich das auf Dauer auf unser Wohlbefinden auswirken. Aus diesem Grund raten Experten davon ab, abends vor dem Schlafengehen noch lange auf Smartphone oder Fernseher zu gucken. Das blaue Licht dieser Geräte sendet unserem Körper ein falsches Signal und wir haben Schwierigkeiten, einzuschlafen.

Tageslicht: so viel wie möglich

Um unsere innere Uhr nicht durcheinander zu bringen, sollten wir entweder möglichst viel Zeit im Freien verbringen oder aber viel Tageslicht in unsere Wohnung lassen. Hersteller versuchen bereits, Leuchtmittel zu entwickeln, deren Leuchtspektrum möglichst nah ans Sonnen- bzw. Tageslicht kommt. Besser aber ist das tatsächliche Tageslicht. Daher sollte, wer ein Haus baut, große, am besten bodentiefe Fenster einplanen, die viel Licht ins Haus lassen. Die Landesbauordnungen von Brandenburg und Sachsen schreiben vor, dass mindestens 1/8, also gut 12 Prozent, der Grundfläche eines Raumes mit Fenstern versehen sind. Fachleute empfehlen den doppelten Standard, also 25 Prozent der Grundfläche.

Möglichkeiten, um mehr Tageslicht ins Haus zu bringen, sind Glastüren und -treppen. Helle Wände und Decken reflektieren das Licht, ebenso polierter Fußboden. Sehr effektiv ist es auch, Innen- oder Außenwände stellenweise durch Glaswände zu ersetzen – die gibt es auch mit Sichtschutz, um keine ungewollten Einblicke ins Private zu ermöglichen. Um eben solche Einblicke zu verhindern, sollten die Fenster entsprechend geplant werden. Denn die größten Fenster bringen nicht viel, wenn sie durch Vorhänge verdeckt werden.


Warme Lichtfarben sorgen für Wohlfühlstimmung im Wohnraum. (Foto: licht.de/Signify)

Die richtige Beleuchtung finden

Da nicht ständig und nicht in jedem Raum ausreichend Tageslicht zur Verfügung steht, ist es umso wichtiger, bei der Einrichtung auf das passende Beleuchtungskonzept zu setzen. Idealerweise kann man schon beim Hausbau darauf Einfluss nehmen. Dann kann man nämlich unkompliziert Lampenanschlüsse und ausreichend Steckdosen an den gewünschten Stellen platzieren. Bei der Lichtplanung sollte man auf drei verschiedene Lichtquellen setzen: Raumlicht, Zonenlicht und Stimmungslicht.

Das Raumlicht ist die Basisbeleuchtung und sollte den Raum ausreichend und gleichmäßig ausleuchten, am besten gelingt das über indirekte oder diffus strahlende Leuchten an der Decke. Das Zonenlicht leuchtet bestimmte Zonen wie den Arbeitsbereich, den Esstisch oder die Leseecke aus. Dafür eigenen sich Strahler, Spots oder Stehleuchten. Das Stimmungslicht setzt Akzente und sorgt für eine behagliche Atmosphäre zu Hause. Dies gelingt beispielsweise über farbiges Licht oder die punktuelle Beleuchtung von Bildern, Vitrinen oder besonderen Möbelstücken.

Wenn die Beleuchtung der inneren Uhr folgt

Das Beleuchtungskonzept „Human Centric Lighting“ unterstützt die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit des Menschen durch ganzheitliche Planung und Umsetzung der visuellen, emotionalen und biologischen Wirkungen von Licht. Das natürliche Tageslicht wird möglichst einbezogen. In vielen Fällen wird der Ansatz einer hellen und tageslichtähnlichen Beleuchtung am Tag und eines warmweißen, in der Helligkeit reduzierten Lichtniveaus am Abend verfolgt. Näher betrachtet ist das Konzept wesentlich anspruchsvoller und geht über die bloße Anpassung von Beleuchtungsstärke und Farbtemperatur hinaus: Neben der Sehaufgabe und den biologischen Wirkungen wird auch berücksichtigt, in welchem Kontext die Beleuchtung eingesetzt wird. Handelt es sich um eine konzentrierte, leistungsorientierte Umgebung oder soll Licht eher entspannend wirken? Ändern sich die Anforderungen über den Tag? Gibt es unterschiedliche räumliche Bereiche für unterschiedliche Aufgaben? Auch andere Aspekte (z. B. Licht zur Förderung von Kreativität oder zur Beruhigung) können erweiterte Anforderungen an das Lichtkonzept stellen. Das Konzept lässt sich zunächst im Kleinen mit einem Lichtwecker oder einzelnen tageslichtdynamischen und per App steuerbaren Leuchten umsetzen oder ganzheitlich beim Neubau. Quelle: licht.de