Raus ins Grüne

Datum: Donnerstag, 01. April 2021 16:23

Wald in Not: Klimastress für Bäume

Dem Wald geht es nicht gut. In Deutschland, aber auch in anderen europäischen Ländern, werden seit etwa vier Jahren starke Waldschäden beobachtet. Experten sprechen von einem zweiten Waldsterben. Schon in den 1980er Jahren hatten hohe Schadstoffkonzentrationen zu einem Baumsterben geführt. Nun führen mehrere Faktoren dazu, dass unsere Wälder erneut leiden. Die Ursachen des aktuellen Waldsterbens sind vor allem klimatische Veränderungen. Dürre und Hitze schwächen die Bäume, was sie anfälliger für Stürme und andere Wetterextreme macht. Eine weitere Folge der extremen Trockenheit sind vermehrte Waldbrände und ein starker Borkenkäferbefall. Forstleute sprechen von der größten Plage seit dem Zweiten Weltkrieg. Auch andere Schädlinge und Pilze breiten sich schneller aus.

Eine zweite Ursache neben den klimatischen Veränderungen sind die Monokulturen. Die Forstwirtschaft hat zu lange den Fokus auf die Wirtschaft gelegt und schnell nachwachsende Fichten und Kiefern gepflanzt. Diese Monokulturen sind deutlich anfälliger als Mischwälder. 2019 lud Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner daher zum ersten Nationalen Waldgipfel. Dort wurden konkrete Maßnahmen festgelegt. Damit es dem Wald wieder besser geht, werden in Deutschland zwei Strategien verfolgt: Zum einen wird versucht, den Klimawandel zu verlangsamen. Die zweite Maßnahme betrifft den Wald selbst: Dieser soll so umgebaut werden, dass sich die Vielfalt der Baumarten erhöht und die Wälder nachhaltiger bewirtschaftet werden.


Insektenbefall – hier die Fraßspuren eines Borkenkäfers – war 2018 nach Sturmschäden die zweithäufigste Ursache für Schadholzeinschlag. Foto: FNR

Waldumbau: naturnahe, artenreiche Wälder

Im Grunde heißt das: zurück zu den Wurzeln! Bevor in Deutschland aus wirtschaftlichen Gründen Forstplantagen mit Monokulturen aus Nadelhölzern angebaut wurden, herrschte vielerorts ein Mischwald vor mit einem deutlich höheren Anteil an Laubwäldern. Solche naturnahen Mischwälder gelten aufgrund ihrer Artenvielfalt als weniger anfällig für Trockenschäden und Schädlinge. Experten empfehlen heimische, standortangepasste Baumarten zu bevorzugen. Nicht-heimische Baumarten, die vielleicht besser mit der Trockenheit zurechtkommen, sollten ebenfalls testweise angepflanzt werden. Zudem sollen die Wälder naturnäher werden. Das heißt beispielsweise, dass Totholz in größeren Mengen im Wald belassen wird als bisher. Denn auch abgestorbene Bäume dienen als Lebensraum und Wasserspeicher. Ziel der Bundesregierung ist, dass der Anteil an wilden Naturwäldern an der gesamten Waldfläche auf fünf Prozent steigt. Zudem will der Bund das Monitoring für Waldschäden verbessern und Forschung und Wissenschaft in diesem Bereich ausbauen. Für die Wiederaufforstung von 277.000 Hektar Waldfläche, die in den vergangenen Jahren zerstört wurden, stellt der Bund in den kommenden Jahren knapp 550 Millionen Euro bereit. Aktuell laufen in drei Regionen Deutschlands groß angelegte Testpflanzungen mit neuen Baumarten. Dabei wird getestet, ob Bäume, die in wärmeren Mittelmeerregionen heimisch sind, auch bei uns in Deutschland zurecht kommen. Bei der jüngsten Zwischenauswertung auf einer Waldfläche in Thüringen schnitten Traubeneichen, Orientbuchen und Libanonzedern gut ab, bei türkischen Tannen und Hemlocktannen gab es vereinzelt Probleme durch Frostschäden und Pilzbefall.


Der Waldumbau hat bereits begonnen – die Grafik zeigt, dass die künftige Waldgeneration einen deutlich höheren Anteil an Mischwald haben wird. Grafik: FNR 2019

Auch in der Lausitz hat der Waldumbau begonnen. Noch herrschen in der vergleichsweise reich bewaldeten Region Kiefern vor. Sie nehmen fast zwei Drittel der Waldfläche ein. Da sie aufgrund ihres schnellen Wuchses und geringen Nährstoffbedarfs sehr beliebt sind, wurden sie jahrelang in der Forstwirtschaft bevorzugt. Nun hat ein Umdenken eingesetzt, auch in der Lausitz geht der Trend hin zu widerstandsfähigeren Mischwäldern.