Raus ins Grüne

Datum: Donnerstag, 01. April 2021 16:23

Tipps für Abenteuer in Wald und Wiese

Selten war die Sehnsucht nach der Natur größer als in diesen Monaten. Der Wald, die Wiese, der Park werden zum Rückzugsort, an dem man Kraft tanken kann, sich weiterhin sicher und mit Abstand bewegen kann. Die Wochen des Lockdowns haben den Menschen gezeigt, dass auch die Natur tolle Möglichkeiten bietet, einen Tag zu gestalten, Zeit gemeinsam als Familie zu verbringen. Die Tage werden jetzt wieder wärmer. Grund genug für uns, in diesem Titelthema auf die Natur bei uns vor der Haustür zu blicken und Empfehlungen für spannende Ausflüge ins Grüne zu geben. Vorher aber machen wir einen kleinen Klimaexkurs: Wie geht es Wald und Wiese eigentlich?

Es blüht und brummt…

… leider immer weniger. Seit Jahren wird ein Insektensterben in erschreckenden Größenordnungen registriert. In vielen Gebieten ist sowohl die Zahl der Insektenarten als auch der Insekten selbst um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. Das hat perspektivisch dramatische Folgen für die Umwelt und auch für uns Menschen, warnen Naturschutzverbände wie der NABU und der BUND. Die Insekten sind elementar für das Bestäuben zahlreicher Pflanzen und damit unserer Grundnahrungsmittel. Zudem finden die Vögel mit weniger Insekten nicht mehr ausreichend Nahrung. Das setzt sich in der Nahrungskette immer weiter fort. Die Gründe für das Insektensterben liegen vor allem in der von Monokulturen geprägten, intensiven Landwirtschaft und in der großflächigen Anwendung von Pestiziden. Die vernichten nicht nur vermeintlichen Schädlinge, sondern haben auch verheerende Auswirkungen auf viele Insekten.

Nach langem Ringen hat die Bundesregierung ein Verbot des als besonders schädlich geltenden Pflanzenschutzmittels Glyphosat ab 2024 beschlossen. Schon heute fördert Brandenburg mehr Pflanzenvielfalt an Ackerrändern: Bauern, die Blühstreifen anlegen, erhalten eine finanzielle Förderung von 700 Euro pro Hektar. Das Landwirtschaftsministerium stellt dafür bis zu sechs Millionen Euro jährlich zur Verfügung.

Ein weiterer Grund für das Schwächeln unseres Ökosystems ist die zunehmende Flächenversiegelung. Nach Angaben des Umweltbundesamtes sind in Deutschland aktuell 6,5 Prozent der Gesamtfläche versiegelt. Das klingt nicht viel, wird aber stetig mehr – im Schnitt 178 Quadratkilometer pro Jahr. Das ist etwas mehr als die Fläche der Stadt Cottbus! Ein Hauptgrund dafür liegt im Bau neuer Straßen, mit 50 bis 70 Prozent Anteil weisen Verkehrsflächen den höchsten Anteil an versiegelten Böden aus. Doch auch der Trend zum Eigenheim verstärkt die Versiegelung. Jedes neu gebaute Haus versiegelt wieder Fläche – in der Regel Grün- und Brachland.

Familien können schon mit kleinen Maßnahmen großes bewirken: Wer einen Garten hat, sollte diesen möglichst naturnah gestalten: selten Rasenmähen, Insektenhotels und Totholzecken einrichten, Wassertränken für Vögel und Insekten aufstellen, Verbuschung und offenen Boden als Nistmöglichkeit lassen, torffreie Blumenerde nutzen. Solche Blumen und Kräuter anpflanzen, auf die Insekten fliegen. Das gilt auch für den Balkon: Die Klassiker wie Geranie mögen schön aussehen, sind aber bei Bienen und Co. unbeliebt. Besser sind Kräuter (Blüten stehen lassen!), Erdbeeren, Bienenfreund/ Phacelia, Hornklee, Wilder Dost, Astern, Sonnenblumen, Malven, Goldkosmos, Goldlack, Fächerblume, Kapuzinerkresse, Verbene, Männertreu, Wandelröschen, Löwenmäulchen, Lavendel. Im Handel findet man mittlerweile auch bienen- und schmetterlingsfreundliche Samenmischungen.


Mit der Zählaktion „Insektensommer“ macht der NABU auf das leise Verschwinden von Käfern und Co. aufmerksam. Distelfalter, Marienkäfer und Steinhummel haben es bei der letzten Zählung im Sommer 2020 in die Top 100 geschafft. Foto: NABU/ Helge May.

Klimaretter Baum?

Ähnlich dramatisch wie auf Wiesen und Äckern sieht die Situation in den Wäldern aus. Knapp ein Drittel der Fläche Deutschlands sind von Wald bedeckt. Diesen Schatz sollten wir gut hüten, denn: Bäume tun dem Klima gut. Durch Fotosynthese wandelt jeder Baum täglich Kohlendioxid in Sauerstoff um. Damit deckt ein Baum im Schnitt den Sauerstoffbedarf von 20 Menschen. Der Wald in Deutschland nimmt von den jährlich hierzulande ausgestoßenen Treibhausgasen etwa 7 Prozent Kohlenstoff auf und bindet diesen im Holz. Bäume bieten Lebensraum für unzählige Tiere und Kleinstlebewesen, Wälder sind wichtige Wasserspeicher und -filter. Darüber hinaus haben Wälder eine wichtige Bedeutung als Erholungsraum und als Wirtschaftsfaktor. Doch diese für unser Ökosystem und unsere Wirtschaft so wichtigen Funktionen sind in Gefahr.

Mit einer Fläche von rund 11,4 Millionen Hektar bedeckt der Wald 32 Prozent der Fläche Deutschlands und speichert gegenwärtig etwa 1,2 Milliarden Tonnen Kohlenstoff.