Everyday for Future

Datum: Montag, 07. März 2022 15:22

Im Gespräch bleiben

Schwierig könnte es werden, wenn die Kinder dem Grundschulalter entwachsen. Der Einfluss von Mitschülern und Freunden wird wichtiger, Eltern müssen hinten anstehen. Da kann es dann durchaus passieren, dass die bisher mitgetragenen grünen Familienregeln in Frage gestellt werden. Die Kinder, die bisher ohne Murren second-hand-Kleidung getragen haben, bestehen jetzt auf neue Marken-Sneaker. Sie wollen unbedingt ein eigenes Moped, damit sie nicht mehr auf den Bus angewiesen sind. Vielleicht passiert aber auch das Gegenteil. Die Jugendlichen wollen sich nur noch vegan ernähren und erwarten, dass in der Familienküche darauf Rücksicht genommen wird. Sie weigern sich, für den Sommerurlaub den Flieger zu nehmen. Ein paar Anregungen, wie man mit Kindern über solche Themen im Gespräch bleibt, gibt der Umweltpsychologe Gerhard Reese im Anschluss an diesen Beitrag. Wichtig ist es, auf die Argumente der jungen Erwachsenen einzugehen, sachlich seinen eigenen Standpunkt darzulegen und einen Kompromiss zu suchen, den alle Familienmitglieder mittragen können.


Fridays for Future-Aktivisten gehen seit drei Jahren für mehr Klimaschutz auf die Straße, hier beim Klimastreik 2019 in Berlin.

Nachhaltiges Engagement

Nachhaltigkeit zu Hause im Alltag zu leben, ist ein erster Schritt. Mit Blick auf die Weltbevölkerung und den Anteil, den Einzelne haben, ist es zwar ein wichtiger, aber eben nur ein kleiner Schritt. Wer mehr bewirken will, der kann das über ehrenamtliches Engagement. Möglichkeiten gibt es derer viele – auch schon für kleine Kinder.

Erste Adresse sind Naturschutzvereine, zu den bekanntesten gehören der NABU und der BUND, die in vielen auch kleineren Städten Regionalgruppen haben, teils extra Kinder- und Jugendgruppen. Zum Engagement gehören in der Regel Arbeitseinsätze in der Natur, wie der Bau und das Aufhängen von Nisthilfen und Insektenhotels, das Zählen von Insektenarten oder die Pflege von Biotopen.

In Sachsen können sich ältere Kinder im Grundschulalter bei den Jungen Naturwächtern engagieren. Mit dem Programm sollen Kinder und Jugendliche für den Naturschutz begeistert werden. Sie beobachten die Natur, informieren über sie und sind wichtiger Teil des Naturschutzes in Sachsen. So unterstützen die Naturschutzhelfer beispielsweise bei Kartierungsaufgaben oder übernehmen die Betreuung für besondere Schutzgebiete. In der Regel sind die Gruppen an eine feste Grundschule angebunden. In Brandenburg gibt es die Naturfreundejugend. Auch hier geht es darum, der jungen Generation Wissen über die Natur und einen sorgsamen Umgang mit ihr nahe zu bringen. Als Mitglied hilft man beim Organisieren von Seminaren und Freizeiten.

Spätestens mit Fridays for Future ist auch politisches Engagement wieder en vogue. Regelmäßig geht die junge Generation dafür auf die Straße und übt Druck auf die Politik aus. Ihr Ziel: Die Politik soll schnell und konsequent handeln, um das 1,5-Grad Ziel noch zu erreichen. Zu den konkreten Forderungen an die Bundespolitik gehören unter anderem verbindliche CO2-Reduktionsmaßnahmen, der Kohleausstieg bis 2030 und der Erdgasausstieg bis 2035 sowie ein Ende der Subventionen für fossile Energieträger. Stattdessen fordern sie einen Ausbau der erneuerbaren Energieträger. FfF-Regionalgruppen in der Lausitz gibt es in Cottbus, Senftenberg, Finsterwalde, Bautzen, Görlitz und Zittau. Die Kontaktdaten finden man auf der FfF-Homepage. Der nächste große Klimastreik, an dem sich FfF-Gruppen weltweit beteiligen, ist am 25. März.

Familien, deren Zeitbudget kein wöchentliches Engagement in Vereinen oder auf der Straße zulässt, können sich sporadisch an konkreten Aktionen für Naturschutz und Nachhaltigkeit beteiligen. Das können Baumpflanzaktionen oder Müllsammel-Aktionen vor Ort sein, aber auch der Frühjahrsputz in Kita, Schule oder im Zoo. Hier gibt es viele niedrigschwellige Angebote, die auch im Kleinen und mit überschaubarem Aufwand etwas bewirken können.


Wenn die Kita oder Schule zum Haus der kleinen Forscher wird: Durch das Erforschen ihrer Umwelt lernen Kinder, wie sich ihr Handeln auf Mensch und Natur auswirken kann und werden für einen nachhaltigen Umgang sensibilisiert. Foto: Christoph Wehrer/ Stiftung Haus der kleinen Forscher

Grüne Bildung

Auch vor Kita und Schule macht das Thema Nachhaltigkeit nicht halt. Grüne Kitas oder ein reguläres Schulfach Nachhaltigkeit gibt es noch nicht. Aber viele Einrichtungen setzen grüne Themen in Projekten um oder planen Wandertage dazu. In Waldkindergärten spielt die Natur eine zentrale Rolle. Je nach Konzept verbringen die Kinder den kompletten Tag oder zumindest große Teile davon draußen. Sie beschäftigen sich mit der sie umgebenden Natur, mit ihren Tieren und Pflanzen.

Ein weiteres Konzept, dass Themen wie Energie, Wasser und Nachhaltigkeit spielerisch vermittelt, ist das „Haus der kleinen Forscher“. Die Stiftung engagiert sich bundesweit für frühkindliche Bildung in den MINT-Fächern, Kitas können sich zertifizieren lassen. Erzieherinnen werden so qualifiziert, dass sie über Experimente schon bei den Kleinsten Interesse an den Naturwissenschaften wecken. Einige der oben vorgestellten Challenges und Experimente haben wir auf der Homepage der Initiative entdeckt.

In der Schule wird das Spielen und Lernen weitgehend in den Klassenraum verlagert. Ein Schulfach Nachhaltigkeit gibt es nicht. Umweltthemen werden in der Grundschule im Sachunterricht behandelt, außerdem bieten viele Grundschulen das Fach Schulgarten an. Abgesehen davon spielen Erlebnisse in der Natur dann in der Regel nur bei Exkursionen und Projekttagen eine Rolle. Wenn Eltern oder Kinder Anregungen dafür geben wollen, werden sie bei Waldschulen bzw. Waldschulheimen (u.a. in Lübben, Müllrose, Lebusa, Senftenberg, Jänschwalde, Domsdorf und Niesky) fündig. In Cottbus bietet das Pädagogisches Zentrum für Natur und Umwelt vielfältige Aktionen und Materialien an.

Der Nabu Brandenburg bildet derzeit ehrenamtliche Naturtrainer für Kitas und Grundschulen aus. In Schulungen lernen sie die Natur aus den verschiedenen Blickwinkeln der Umweltbildung, Natur- und Erlebnispädagogik kennen. Die Themen reichen vom Erleben der Jahreszeiten zur Arbeit mit den Elementen Wasser oder Boden, von Tieren und Pflanzen, von gesunder Ernährung bis zum Basteln und Werkeln mit Naturmaterialien. Da das Projekt erstmalig in Brandenburg umgesetzt wird, können sich interessierte Kitas und Grundschulen, die ausgebildete Naturtrainer in ihrer Einrichtung einsetzen wollen, beim Nabu melden.

Der Nationale Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung des Bundesbildungsministeriums fördert passende Bildungsangebote in den Ländern. Anregungen und Unterrichtsmaterialien findet man auf der Website www.bne-portal.de

Für Sachsen können wir einen Blick auf die Homepage www.bne-sachsen.de empfehlen. Nicht ganz so schön aufbereitet, aber doch einen ersten Überblick für Brandenburger Angebote gibt es unter www.bne-in-brandenburg.de

Wer sich nach der Schule intensiver mit diesen Themen beschäftigen möchte, findet mittlerweile eine Vielzahl an Studiengängen dazu. Da auch für Unternehmen Nachhaltigkeit immer wichtiger wird, ergeben sich für Berufsanfänger ganz neue Berufsbilder.