Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern
Mit: Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW
Foto: BDEW
Was wurde bisher aus Ihrer Sicht bei diesem Ziel erreicht und was muss noch passieren? Wie steht Deutschland bei diesem Ziel aus Ihrer Sicht da?
Die Bunderegierung hat das UN-Ziel aufgenommen und im Koalitionsvertrag verankert: Bis 2030 soll Deutschland 80 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren Energien beziehen. Wir sind auf einem guten Weg, bis zum 2030-Ziel liegt aber noch ein großes Stück Arbeit vor uns. Insbesondere mit Blick darauf, dass der Stromverbrauch in den kommenden Jahren voraussichtlich deutlich ansteigen wird. Die Bundesregierung muss deshalb zeitnah bestehende Hemmnisse für den Erneuerbaren-Ausbau beseitigen und die im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen möglichst schnell in die Tat umsetzen. Es ist ein massiver und beschleunigter Ausbau der Erneuerbaren Energien notwendig. Das 2030-Ziel schaffen wir nur, wenn künftig neben der Stromerzeugung auch der Wärmemarkt und der Verkehrssektor sowie industrielle Prozesse weitestgehend über Erneuerbare Energien gedeckt werden. Dafür muss die Politik die nötigen Voraussetzungen schaffen.
Wie haben aktuelle Krisen, wie die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg, dieses Ziel bzw. die Diskussion darüber verändert?
Mit Blick auf die aktuellen bestürzenden Ereignisse stehen jetzt natürlich Krisenbewältigung und Energie-Versorgungssicherheit im Mittelpunkt. Das schließt auch die Option ein, zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit eventuell Braunkohlekraftwerke aus der Sicherheitsbereitschaft zu aktivieren. Die derzeitige Lage kann entsprechend dazu führen, dass wir auf dem Weg der CO2-Minderung mal einen Schritt zur Seite gehen müssen. Eines ist jedoch klar: Für unsere Branche ist der Kohleausstieg gesetzt und das Ziel haben wir klar vor Augen: Klimaneutralität, verbunden mit dem schnellen und massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien.
Was können wir in Deutschland konkret dafür tun, damit dieses UN-Ziel erreicht wird?
Deutschland muss beim Klimaschutz erheblich schneller, digitaler und unbürokratischer werden. Das gesamte Energiesystem muss angepasst werden. Neben dem Erneuerbaren-Ausbau muss der Netzaus- und -umbau vorangetrieben werden, die dringend notwendigen wasserstofffähigen Gaskraftwerke geplant und umgesetzt und Speicherlösungen entwickelt werden. Nur so werden wir rechtzeitig aus der Kohle aussteigen können und gleichzeitig die hohe Versorgungssicherheit Deutschlands gewährleisten können.
Wie können Familien mit ihren Kindern über dieses Ziel sprechen und ihre Kinder dafür sensibilisieren?
Ein nachhaltiges und klimaneutrales Deutschland ist eine Gemeinschaftsaufgabe, bei der auch die Kleinsten mithelfen können. Ein Bewusstsein für Umweltschutz kann Kindern bereits in frühen Jahren vermittelt werden. Während einer Fahrradtour etwa kann Kindern nicht nur ein Beispiel für umweltfreundliche Mobilität vermittelt werden, vielleicht entdeckt man währenddessen auch Windkrafträder oder Solar-Anlagen. Ein perfekter Anlass, um Kindern zu zeigen, wie Strom mithilfe von Wind- und Sonnenenergie entsteht. Auch im Alltag finden sich allerhand Situationen, die zeigen, dass jeder Einzelne etwas für die Umwelt tun kann. Zum Beispiel das Thema Mülltrennung und Recycling. Kinder können früh verstehen, dass Abfälle getrennt entsorgt werden müssen, damit Materialien in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden und so der Ressourcenverbrauch und der CO2-Ausstoß reduziert werden können. Ebenso das Licht beim Verlassen des Raumes auszumachen, um Energie zu sparen – im alltäglichen Leben gibt es viele Punkte, bei denen das Thema Umwelt und Ressourcenschutz eine Rolle spielen und Kinder darauf aufmerksam gemacht werden können.