Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen
Mit: Markus Krause, Wirtschaft & Politik, Industrie- und Handelskammer Berlin
Was wurde bisher aus Ihrer Sicht bei diesem Ziel erreicht und was muss noch passieren?
Der nachhaltige Um-bau der Industrie hat in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Die Entwicklung lässt sich in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik beobachten. Verbraucher sind heute deutlich bewusster hinsichtlich der umweltfreundlichen und sozialen Herstellung von Produkten und eher bereit, mehr Geld zu bezahlen – z.B. für ökologisch und regional hergestellte Lebensmittel. Auch immer mehr Unternehmen investieren Geld in die Entwicklung und Anwendung ressourcenschonender Produktionswege. Insgesamt müssen die Anstrengungen allerdings noch deutlich verstärkt werden. Vor allem die Umstellung der Energieerzeugung auf erneuerbare Träger wie Wind- oder Solarenergie muss beschleunigt werden.
Wie haben aktuelle Krisen, wie die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg, dieses Ziel bzw. die Diskussion darüber verändert?
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie arbeitsteilig die Weltwirtschaft organisiert ist und wie sehr die Wirtschaften der Staaten von reibungslosen Produktions- und Lieferketten untereinander abhängig sind. Insbesondere der Engpass bei Gütern aus dem medizinischen und pharmazeutischen Bereich, wie z.B. Schutzkleidung oder Impfstoffe, hat die Diskussion über die Krisenresilienz und eine stärkere nationale Eigenproduktion dieser Güter angefacht.
Auch der Krieg in der Ukraine hat den Blick auf wirtschaftliche Abhängigkeiten zwischen Staaten geschärft – dabei steht die Energieversorgung in besonderem Fokus. Dieses Szenario unterscheidet sich jedoch von der Pandemie, denn hier haben sich Staaten in großer Zahl bewusst für die Kappung von Wirtschaftsbeziehungen als ein Druckmittel zur Beendigung des Krieges entschieden. Mittel- bis langfristig wird der Krieg voraussichtlich dazu beitragen, dass viele Staaten, neben klassischen ökologischen und sozialen Faktoren, noch stärker auf die Achtung des Völkerrechts sowie der Menschenrechte in ihren internationalen Wirtschaftsbeziehungen achten.
Wie steht Deutschland bei diesem Ziel aus Ihrer Sicht da?
Wie alle Staaten, muss auch Deutschland auf dem Weg zur Nachhaltigkeit an Geschwindigkeit zulegen. Der Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung sowie die Mobilitätswende zu alternativen Antrieben haben bisher nicht das erforderliche Tempo. Das hat unter anderem mit langwierigen Planungs- und Genehmigungsprozessen zu tun, die von der Politik vereinfacht und beschleunigt werden müssen.
Was können wir in Deutschland konkret dafür tun, damit dieses UN-Ziel erreicht wird?
Der Politik kommt eine wichtige Rolle zu, denn sie muss mit den richtigen Rahmenbedingungen Nachhaltigkeit und Wohlstand sichern. Außerdem muss jeder und jede Einzelne Möglichkeiten nutzen, um im Alltag nachhaltig zu handeln. Wir alle können Energie und Wasser sparen, technische Geräte reparieren, anstatt sie neu zu kaufen, oder bewusst nachhaltig zertifizierte Produkte kaufen. Nicht zuletzt können auch Wirtschaft und Wissenschaft viel zu, denn sie können ressourcenschonende Produkte und Produktionswege entwickeln, ihre Kosten senken und sie flächendeckend verfügbar machen.
Wie können Familien mit ihren Kindern über dieses Ziel sprechen und ihre Kinder dafür sensibilisieren?
Familien können ihren Kindern auf einfache Weise erklären, dass viele unserer natürlichen und wirtschaftlichen Grundlagen, wie z.B. wichtige Rohstoffe, nicht unendlich sind. Deshalb müssen wir Wege finden, wie wir den Verbrauch so stark wie möglich begrenzen oder Grundlagen nutzen, die praktisch unendlich sind, wie die Energie aus Wind oder Sonne.