Ziemlich beste Geschwister

Datum: Dienstag, 06. September 2022 15:59

Bunt und laut: der Alltag mit Bruder oder Schwester

Drei von vier Kindern in Deutschland wachsen mit Schwester oder Bruder auf, manche haben mehrere Geschwister. Wie oft sie sich mit ihnen streiten und ob sie manchmal lieber Einzelkind wären, steht in den Statistikbüchern nicht. Spannend ist der Blick auf die Zahlen trotzdem:

  • 75 Prozent der Kinder in Deutschland wachsen mit mindestens einem Geschwisterkind auf.
  • Die meisten Geschwister haben einen Altersabstand von zwei bis drei Jahren.
  • Wir teilen 50 Prozent unseres Erbguts mit unseren Geschwistern.
  • Schon im Alter von drei Jahren verbringen Kinder doppelt so viel Zeit mit Bruder oder Schwester wie mit den Eltern.
  • Geschwister im Kleinkindalter streiten sich etwa alle zehn Minuten.


Von den insgesamt 13,6 Millionen Kindern unter 18 Jahren in Deutschland leben knapp 10,3 Millionen Kinder mit Geschwistern im selben Haushalt und 3,4 Millionen als Einzelkind. © Statistisches Bundesamt (Destatis), 2021

Entgegen anderslautenden Meldungen sinkt die durchschnittliche Kinderzahl pro Familie nicht. Eine Frau in Deutschland bringt im mathematischen Schnitt 1,5 Kinder zur Welt. Etwa jede fünfte Frau bleibt kinderlos. Zum Vergleich: In Frankreich liegt die Geburtenrate bei 1,8 Kindern, in Spanien bei 1,2 Kindern. Es lässt sich aus den Statistiken auch kein Trend zum Einzelkind ablesen. Zwar ging die durchschnittliche Kinderzahl in deutschen Familien im vergangenen Jahrhundert stark zurück. Seit den 1990er-Jahren aber liegt der Anteil der Kinder, die dauerhaft ohne Geschwister aufwachsen, relativ stabil bei knapp 20 Prozent. Ein recht junger Trend, von dem sich erst noch zeigen muss, ob er langfristig stabil ist: Drei ist das neue Zwei. Der Anteil der Geburten eines dritten Kindes hat in den letzten zehn Jahren leicht zugenommen, während der Anteil der Einzelkinder zurück ging. Immer mehr Familien trauen sich ein drittes Kind zu. Der Klassiker aber ist weiterhin mit etwa 50 Prozent die Zwei-Kind-Familie.


Veränderung der Geburten von Januar bis November 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitrum in Prozent: Während die Gesamtzahl der Geburten nur ein geringes Plus von 0,9 Prozent verzeichnete, nahmen die Geburten der Geschwisterkinder merklich zu. © Statistisches Bundesamt (Destatis), 2021

Lange glaubte die Wissenschaft, dass die Geschwisterposition innerhalb einer Familie starken Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes hat. So gelten Erstgeborene als besonders leistungsorientiert und verantwortungsbewusst. Auch Sandwichkindern und Nesthäkchen werden gern bestimmte Eigenschaften nachgesagt. Doch das gilt als überholt. Viel stärkeren Einfluss auf die charakterliche und intellektuelle Entwicklung haben die Gene, die Umwelt, die Erziehung durch die Eltern und die Erfahrungen in Kita, Schule und Freizeit. Einen Effekt haben Geschwister aber zumindest auf die Eltern: Die werden in der Regel mit jedem Kind etwas gelassener. Durch ihre Erfahrung mit dem vorhergehenden Kind haben sie weniger Angst, bei der Erziehung etwas falsch zu machen, sind nicht mehr so vorsichtig und überbehütend.