Das wäre ein Strukturbruch!“
Interview mit Christine Herntier, Bürgermeisterin der Stadt Spremberg
www.pro-lausitz.deIn den kommenden Ausgaben des Familienmagazins lausebande informiert der Pro Lausitzer Braunkohle e.V. weiter zu diesen Themen.
www.prolausitzerbraunkohle.deSpremberg, die „Perle
der Lausitz“, zählt mit
dem benachbarten
Industriepark Schwarze Pum-
pe zu den zentralen Industries-
tandorten der Lausitzer Braun-
kohle und zu den 15 Regionalen
Wachstumskernen (RWK) des
Landes Brandenburg. Seit 2014
gestaltet die parteilose Bürger-
meisterin Christine Herntier das Schicksal der Stadt im
Herzen der Lausitz maßgeblich, mit einer klaren Positi-
on zum Revier des Ostens. Wir sprachen mit ihr:
Was bedeutet die Braunkohle für „Ihre“ Stadt Sp-
remberg?
Die Braunkohle war und ist wesentlicher
Wirtschaftsfaktor für Spremberg. Die Stadt wäre ohne
die Braunkohle im positiven Sinn auch nicht da, wo
sie heute ist.
Spremberg profitiert von der Braunkohle durch
den Industriepark Schwarze Pumpe, leidet aber
gleichzeitig unter der braunen Spree – betrach-
ten Sie die Kohle als Fluch oder als Segen?
Definitiv
mehr als Segen, da die Entwicklung der Stadt sowohl
in der Vergangenheit als auch in der Zukunft stark von
der Kohle abhängt. Bei den negativen Begleiterschei-
nungen diskutierenwir das mit der LMBV, die sich um
die Bewältigung dieser Herausforderungen kümmert.
Welche Folgen hätte Ihres Erachtens ein übereil-
ter Ausstieg aus der Lausitzer Braunkohle, wie er
derzeit u.a. vonMerkel, Gabriel undHendricks be-
absichtigt und vorangetrieben wird?
Das wäre auf
jeden Fall ein Strukturbruch! Uns würde jegliche Ge-
staltungsmöglichkeit imRahmen des Strukturwandels
genommen, der ja auch schon seit der Wende mit der
Braunkohle positiv gestaltet wird. Es wäre nicht nur
eine Gefährdung des Wirtschaftsstandorts Lausitz,
sondern tatsächlich des gesamten Industriestandorts
Deutschlands. Die Folgen eines übereilten Ausstiegs
wären kaum absehbar.
Wie würde sich das ganz konkret auf Spremberg
auswirken?
Der demografische Wandel würde sich
stark verschärfen, vor allem, weil viele junge Menschen
mit einer langen beruflichen Perspektive sich in ande-
re Regionen orientierenwürden. Wir altern jetzt schon,
ein Weggang der jungen Generation würde enorme
strukturelle Problememit sich bringen. Spremberg hat
in den letzten 15 Jahren trotz Eingemeindungen gut 15
%Einwohner verloren. ImVergleich zu anderen Städ-
ten der Lausitz ein sehr geringer Rückgang, der engmit
der positiven Entwicklung der benachbarten, starken
Braunkohleindustrie verbunden ist.
Mal weg von den viel diskutierten Arbeitsplätzen –
können Sie sagen, was in Ihrer Stadt auch imsozia-
len, kulturellen und strukturellen Bereichwegfällt,
wenn die Kohle geht?
Die Kohle bleibt ja, egal wie
die Politik entscheidet. Es wird ganz sicher auch ande-
re Nutzungsmöglichkeiten als die Verstromung geben,
aber diese brauchen Zeit bis zu einer wirtschaftlichen
Nutzung. Ein übereilter Abbruch der Braunkohlenut-
zung hätte natürlich weit gehende Folgen. Vattenfall
hat sich immer als Partner der Region gesehen. Viele
Vereine konnten sich auf Unterstützung verlassen. Zu-
dem fallen für Lausitzer Kommunen jetzt schon Milli-
onen an Steuereinnahmen infolge der unstrukturier-
ten Energiewende weg. Ein übereilter Ausstiegmit sei-
nen Auswirkungen auf unseren Industriestandort hät-
te enorme finanzielle Auswirkungen auf den Haushalt
der Stadt. Die Folgenwürden alle Bereiche auch des so-
zialen und kulturellen Lebens betreffen, da sowohl die
Unterstützung der Wirtschaft wegfällt als auch die Mög-
lichkeiten der Kommune stark eingeschränkt werden.
Wie sehen das Ihre Kolleginnen und Kollegen in
den weiteren betroffenen Gemeinden, freuen die
sich auf den vermeintlichen Strukturwandel oder
stehen sie zur Braunkohle?
Wir stehen alle zur Braun-
kohle. Wir sind länderübergreifend im Gespräch und
wissen, dass wir uns dem Strukturwandel – oder wie
es seit kurzemheißt, der Strukturentwicklung – stellen
müssen, sagen aber auch alle ganz klar: das wird
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