Previous Page  27 / 80 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 27 / 80 Next Page
Page Background

Das wäre ein Strukturbruch!“

Interview mit Christine Herntier, Bürgermeisterin der Stadt Spremberg

www.pro-lausitz.de

In den kommenden Ausgaben des Familienmagazins lausebande informiert der Pro Lausitzer Braunkohle e.V. weiter zu diesen Themen.

www.prolausitzerbraunkohle.de

Spremberg, die „Perle

der Lausitz“, zählt mit

dem benachbarten

Industriepark Schwarze Pum-

pe zu den zentralen Industries-

tandorten der Lausitzer Braun-

kohle und zu den 15 Regionalen

Wachstumskernen (RWK) des

Landes Brandenburg. Seit 2014

gestaltet die parteilose Bürger-

meisterin Christine Herntier das Schicksal der Stadt im

Herzen der Lausitz maßgeblich, mit einer klaren Positi-

on zum Revier des Ostens. Wir sprachen mit ihr:

Was bedeutet die Braunkohle für „Ihre“ Stadt Sp-

remberg?

Die Braunkohle war und ist wesentlicher

Wirtschaftsfaktor für Spremberg. Die Stadt wäre ohne

die Braunkohle im positiven Sinn auch nicht da, wo

sie heute ist.

Spremberg profitiert von der Braunkohle durch

den Industriepark Schwarze Pumpe, leidet aber

gleichzeitig unter der braunen Spree – betrach-

ten Sie die Kohle als Fluch oder als Segen?

Definitiv

mehr als Segen, da die Entwicklung der Stadt sowohl

in der Vergangenheit als auch in der Zukunft stark von

der Kohle abhängt. Bei den negativen Begleiterschei-

nungen diskutierenwir das mit der LMBV, die sich um

die Bewältigung dieser Herausforderungen kümmert.

Welche Folgen hätte Ihres Erachtens ein übereil-

ter Ausstieg aus der Lausitzer Braunkohle, wie er

derzeit u.a. vonMerkel, Gabriel undHendricks be-

absichtigt und vorangetrieben wird?

Das wäre auf

jeden Fall ein Strukturbruch! Uns würde jegliche Ge-

staltungsmöglichkeit imRahmen des Strukturwandels

genommen, der ja auch schon seit der Wende mit der

Braunkohle positiv gestaltet wird. Es wäre nicht nur

eine Gefährdung des Wirtschaftsstandorts Lausitz,

sondern tatsächlich des gesamten Industriestandorts

Deutschlands. Die Folgen eines übereilten Ausstiegs

wären kaum absehbar.

Wie würde sich das ganz konkret auf Spremberg

auswirken?

Der demografische Wandel würde sich

stark verschärfen, vor allem, weil viele junge Menschen

mit einer langen beruflichen Perspektive sich in ande-

re Regionen orientierenwürden. Wir altern jetzt schon,

ein Weggang der jungen Generation würde enorme

strukturelle Problememit sich bringen. Spremberg hat

in den letzten 15 Jahren trotz Eingemeindungen gut 15

%Einwohner verloren. ImVergleich zu anderen Städ-

ten der Lausitz ein sehr geringer Rückgang, der engmit

der positiven Entwicklung der benachbarten, starken

Braunkohleindustrie verbunden ist.

Mal weg von den viel diskutierten Arbeitsplätzen –

können Sie sagen, was in Ihrer Stadt auch imsozia-

len, kulturellen und strukturellen Bereichwegfällt,

wenn die Kohle geht?

Die Kohle bleibt ja, egal wie

die Politik entscheidet. Es wird ganz sicher auch ande-

re Nutzungsmöglichkeiten als die Verstromung geben,

aber diese brauchen Zeit bis zu einer wirtschaftlichen

Nutzung. Ein übereilter Abbruch der Braunkohlenut-

zung hätte natürlich weit gehende Folgen. Vattenfall

hat sich immer als Partner der Region gesehen. Viele

Vereine konnten sich auf Unterstützung verlassen. Zu-

dem fallen für Lausitzer Kommunen jetzt schon Milli-

onen an Steuereinnahmen infolge der unstrukturier-

ten Energiewende weg. Ein übereilter Ausstiegmit sei-

nen Auswirkungen auf unseren Industriestandort hät-

te enorme finanzielle Auswirkungen auf den Haushalt

der Stadt. Die Folgenwürden alle Bereiche auch des so-

zialen und kulturellen Lebens betreffen, da sowohl die

Unterstützung der Wirtschaft wegfällt als auch die Mög-

lichkeiten der Kommune stark eingeschränkt werden.

Wie sehen das Ihre Kolleginnen und Kollegen in

den weiteren betroffenen Gemeinden, freuen die

sich auf den vermeintlichen Strukturwandel oder

stehen sie zur Braunkohle?

Wir stehen alle zur Braun-

kohle. Wir sind länderübergreifend im Gespräch und

wissen, dass wir uns dem Strukturwandel – oder wie

es seit kurzemheißt, der Strukturentwicklung – stellen

müssen, sagen aber auch alle ganz klar: das wird

Empfehlungen :: Seite 27

»