Titelthema :: Seite 35
Was halten Sie von Taschengeld
als Erziehungsmethode?
Da sind
sich die Experten einig: Taschen-
geld ist keine Erziehungsmethode
und sollte nicht zur Strafe gestri-
chen werden. Kinder müssen sich
darauf verlassen können, dass sie
regelmäßig ihr Taschengeld be-
kommen, weil sie beispielswei-
se auf etwas Großes sparen. Zu-
dem sollten Bestrafungen immer
im Kontext zum Vergehen stehen.
Wenn ein Kind sein Zimmer nicht
aufgeräumt hat, hätte Taschen-
geldentzug ja keinen Bezug dazu.
Was ist mit Geld für Noten und
Haushaltshilfe?
Beim Thema Geld
als Belohnung sind sich die Exper-
ten uneinig. Belohnt werden sollte
nichts, was normal ist, wie Noten
in der Klassenarbeit oder Zimmer
aufräumen. Für große Aufgaben im
Haushalt oder das gute Zeugnis am
Schuljahresende kann man ruhig
ein paar Euro extra geben. Aber
auch das hängt von der individu-
ellen Situation der Familie ab, ob
es beispielsweise Geschwister gibt,
die sich in der Schule unterschied-
lich gut schlagen.
Wenn das Geld vor Monatsende
ausgegeben ist – sollten Eltern ei-
nen Nachschlag oder Vorschuss
zahlen?
Weder noch. Beim Ta-
schengeld geht es ja gerade dar-
um, dass die Kinder lernen, mit
einer bestimmten Menge auszu-
kommen und sich diese einzutei-
len. Wenn das Geld alle ist, kann
ein Kind durchaus bis zur nächs-
ten Auszahlung warten. Anders als
Erwachsene muss es von dem Geld
ja keine Verpflichtungen beglei-
chen. Aber auch das könnte wie-
der Anlass für ein Gespräch sein:
Bekommt das Kind zu wenig? Dazu
kann man in der Taschengeld-Ta-
belle des DJI schauen. Wo könnte
das Kind weniger ausgeben? Älte-
ren Kindern kann man anbieten,
sich etwas dazuzuverdienen.
Wie können Eltern reagieren,
wenn ihr Kind mehr Taschengeld
einfordert, weil der beste Freund
mehr bekommt?
Man kann erklä-
ren, dass nicht alle Kinder gleich
viel Geld bekommen und dass in
jeder Familie eigene Regeln gel-
ten. Vielleicht muss der Freund
ja auch mehr Dinge vom Taschen-
geld bezahlen. Generell sollten El-
tern aber versuchen, sich an der
durchschnittlichen Höhe des Ta-
schengeldes im Freundeskreis zu
orientieren.
Warum empfehlen Sie für ältere
Kinder ein Girokonto?
Es ist sinn-
voll, weil die Kinder so früh den
bargeldlosen Zahlungsverkehr er-
lernen. Für manche Kinder kann
auch eine Prepaid-Kreditkarte in
Frage kommen, im Internet kann
man oft nur mit Kreditkarte zah-
len. In jedem Fall lernen die Kin-
der im Kleinen, wie bargeldloses
Bezahlen funktioniert, können
aber auch noch bedenkenlos Feh-
ler machen. Denn Girokonten für
Kinder und Jugendliche können
nicht überzogen werden.
Wie verbreitet ist Budgetgeld, was
spricht dagegen, was dafür?
Das ist noch recht neu und scheint
bisher wenig verbreitet. Der Vor-
teil ist: Die Jugendlichen werden
eigenständig, weil sie selbst Kauf-
entscheidungen für Kleidung oder
Schulsachen übernehmen müs-
sen. Dafür erhalten sie monatlich
ein bestimmtes Budget. Das soll-
te man schrittweise einführen,
also anfangs z.B. nur für Schulsa-
chen. Wenn das funktioniert, kann
es auch aufs Pausenbrot oder die
Kleidung ausgedehnt werden. Da-
durch lassen sich Diskussionen da-
rüber vermeiden, welche Kleidung
gekauft wird. Möchte die Tochter
unbedingt den Markenpullover
oder der Sohn einen ganz bestimm-
ten Füller, können sie das selbst
entscheiden und kaufen, müssen
dann aber an anderer Stelle spa-
ren. Die Gefahr beim Budgetgeld
besteht darin, dass die Kinder ihr
Geld schnell ausgegeben haben.
Welche Konsequenzen ziehen die
Eltern dann, wenn es nicht mehr
für den Wintermantel reicht? So
oder so: Diskussionen um Geld
wird es in Familien immer wieder
geben, das ist auch gut so. Jede Fa-
milie muss für sich vereinbaren,
welche Werte ihr wichtig sind und
darüber miteinander reden.
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