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Titelthema :: Seite 34

tern versuchen ein gutes Vorbild

zu sein. Der andere Teil der Eltern

handhabt es eher liberal. Die Kin-

der werden verwöhnt, bekommen

mehr als genug Geld und erleben

einen eher sorglosen Umgang mit

Geld. Welcher Erziehungsstil ge-

lebt wird, hängt auch von Fakto-

ren wie dem Familieneinkommen

ab. Nur wenn die Familie genug

Geld zur Verfügung hat, kann

sie großzügig mit Geld umgehen.

Ich würde eher für die marktwirt-

schaftlich-rationale Erziehung plä-

dieren. Kinder reicher Eltern wer-

den ja später nicht automatisch

auch reich und dann ist es wich-

tig, wenn sie früh gelernt haben

mit knappen Ressourcen auszu-

kommen.

Wie sollten Eltern reagieren, wenn

sich das Kind nur „Unfug“ kauft?

Sie sollten sich nicht in die Kauf-

entscheidungen ihrer Kinder ein-

mischen oder sie gar kontrollieren.

Das Taschengeld ist zur freien Ver-

fügung und Kinder müssen selbst

aus Fehlern lernen. Man könnte

dem Kind ein Gespräch anbieten

und z.B. darauf hinweisen, dass es

ein bestimmtes Spielzeug vielleicht

nicht noch mal kaufen sollte, weil

es beim letzten Mal so schnell ka-

putt gegangen ist. Im Grunde kön-

nen die Kinder gar nicht so viel

„Falsches“ kaufen, da sie ja nur

wenig Geld zur Verfügung haben.

Warum sollten Kinder

Taschengeld bekommen

und ab welchem Alter?

Kinder brauchen Taschengeld,

damit sie eigene Erfahrungen mit

Geld sammeln können. Sie können

eigene Kaufentscheidungen treffen

und lernen Finanzkompetenz. Spä-

testens ab der Grundschule sollte

es regelmäßig Taschengeld geben.

Man kann aber auch schon bei 5-

oder 6-Jährigen mit einem kleinen

Betrag anfangen. Wenn es ältere

Geschwister in der Familie gibt,

spricht auch nichts dagegen schon

einem 4-Jährigen ein paar Cent zu

geben – sozusagen für den Fami-

lienfrieden. Wirklich Sinn macht

Taschengeld aber erst, wenn das

Kind ein gewisses Verständnis für

Zahlen hat.

Welche Rolle spielen Eltern bei

der ökonomischen Bildung?

Eltern

spiele eine ganz zentrale Rolle. Das

fängt schon ganz früh durch Miter-

leben an, wenn die Kleinen im Ein-

kaufswagen sitzen und sehen, wie

die Eltern den Einkauf an der Kasse

bezahlen. Da passiert Finanzerzie-

hung noch unbewusst. Wenn die

Kinder größer werden, sollten El-

tern das Thema Geld ganz bewusst

ansprechen. Sie können z.B. erklä-

ren, dass es Banken gibt und wie

sie funktionieren oder was Anlei-

hen sind. Anderes wird quasi ne-

benbei über Vorleben vermittelt.

Studien zeigen, dass Kinder, die

einen laxen Umgang mit Geld er-

leben, später auch selbst eher sorg-

los damit umgehen. Sparsamkeit

oder Freigiebigkeit vererbt sich so-

zusagen ein Stück weit.

Was können, was sollten Kitas und

Schulen leisten?

Gerade in Famili-

en, wo die Eltern Geld und Finan-

zen wenig thematisieren und den

Kindern ein Stück weit ökonomi-

sche Bildung fehlt, können Ki-

tas und Schulen eine wichtige Er-

gänzung sein. Aber bisher gibt es

in Deutschland keine systema-

tische Gelderziehung in den Bil-

dungseinrichtungen. Das Thema

findet sich nur in den Lehrplänen

weniger Bundesländer. Es wäre

wünschenswert, wenn Finanzer-

ziehung in alle Lehrpläne aufge-

nommen wird. Manche Schulen

bieten einzelne Projekte an. Wenn

das an der Schule der Kinder nicht

der Fall ist, können Eltern dem

Lehrer durchaus konkrete Projek-

te vorschlagen. Es gibt eine Fülle

an Angeboten und sicher gibt es

auch aufgeschlossene Lehrer.

Pädagogen sprechen von zwei

Stilen bei der Finanzerziehung

durch Eltern – welchen empfeh-

len Sie?

Ein Teil der Eltern er-

zieht seine Kinder in Geldfragen

marktwirtschaftlich-rational. Die

Kinder sollen früh Finanzkompe-

tenz erlernen, werden in Kaufent-

scheidungen einbezogen, die El-

Interview mit Dr. Alexandra Langmeyer, Leiterin der Fachgruppe „Lebens-

lagen und Lebenswelten von Kindern“ beim Deutschen Jugendinstitut

München. Sie ist Autorin der Studie „Taschengeld und Gelderziehung. Eine

Expertise zum Thema Kinder und ihr Umgang mit Geld mit aktualisierten

Empfehlungen zum Taschengeld“.

Diskussionen um Geld wird es

in Familien immer wieder geben