Grenzen setzen

Datum: Dienstag, 02. Oktober 2012 09:48

Regeln geben Halt und Orientierung


Herr K.-H. Köckritz Dipl.-Sozialarbeiter/-pädagoge, Dipl.-Pädagoge,
Erziehungs- und Familienberatungsstelle, Jugendhilfe Cottbus gGmbH


Dieser zentrale Beziehungsbereich will altersgemäß drei Entwicklungsbedingungen ausbalanciert haben.

  • Kinder brauchen das Gefühl: „Ich werde gemocht von meinen Eltern.“ Daraus entwickeln sich Vertrauen und die Fähigkeit, Bindungen zu anderen Menschen einzugehen.
  • Kinder brauchen Möglichkeiten und Freiräume, sowie die Anerkennung ihrer Individualität.
  • Kinder brauchen Beständigkeit, Orientierung. Klare Grenzen geben Sicherheit und Halt.


Grenzen setzen ist ein Prozess. Patentrezepte gibt es nicht.


Grenzen setzen! Gewußt wie!?

1. Regeln sind Wegweiser, dienen einem besseren Miteinander, orientieren. Zusammenarbeit, Probleme lösen, Achtung vor sich selbst und Anderen bekommen Kinder so beigebracht.
2. Beständigkeit und Rituale erleichtern das Zusammenleben. Kinder brauchen einen Rahmen, auf den sie sich verlassen können. Ihnen hilft ein zeitlich klarer Tagesablauf.
3. Kinder brauchen positive Regeln. Sie brauchen von Erwachsenen Aufmerksamkeit, nicht nur, wenn sie stören („streitet euch nicht…seid nicht so laut“). Wirksamer sind positive Anleitungen (z. B.: „Wir wollen mal sehen, wer die Spielsachen schneller aufheben kann, du oder ich.“)
4. Regeln gelingen, wenn Sie als Eltern davon überzeugt sind. Sobald sie unsicher sind, werden Kinder Sie testen. Gefragt sind Festigkeit in der Stimme und das Kind ansehen!
5. Dem Grenzen setzen folgt, dass sich Kinder an diesen Grenzen reiben. Eltern sind dann „böse“, „uncool“. Wer möchte das schon sein? Für das Kindeswohl haben Sie auch mal die Rolle des „Bösen“ anzunehmen.
6. Regeln lassen sich in drei Kategorien einteilen:
a) Regeln gelten als elterliche Anweisungen. Sie sollten sehr gut überlegt werden, da ohne Diskussion zu befolgen. (Kleinkinder z.B. Regeln zur Straße, Zähne putzen, waschen,         Schlafenszeiten. Ältere: Schulpflicht, Ausgehzeiten, legale und illegale Drogen … ).
b) Regeln, die gemeinsam ausgehandelt werden können (aber nicht jeden Tag!). Z.B. Zeit für Hausaufgaben, Medienkonsum, Auswahl der Kleidung, Hilfe im Haushalt …
c) Bereiche, in denen altersgemäß das Kind selbst entscheidet (z. B. spielerische Freiräume). 
7. Vor klar formulierten Regeln sollten Eltern über logische Konsequenzen nachdenken. Kinder müssen wissen, was sie erwartet, wenn sie gegen eine Regel verstoßen. Konsequenzen sollten sich logisch aus Regelverstößen ergeben, möglichst zeitnah nach Grenzverletzungen erfolgen. 
8. Elterliche Werte sind die Vorbilder für ihre Kinder. Kinder beobachten sehr genau. Wie werden Regeln gesetzt? Gibt es gegenseitige Achtung, Einsicht in eigene Grenzen, Respekt vor den Grenzen des Mitmenschen?
9. Jegliche Gewalt setzt keine Grenzen. Gewalt schädigt die Würde des Kindes und des Erwachsenen. Entschuldigen Sie sich, sobald Sie können, falls Sie mal entgleisen. Suchen Sie gemeinsam mit dem Kind nach einer Lösung.
10. Fehler sind erlaubt, bei Kindern.