Besondere Hilfe für besondere Kinder

Datum: Montag, 05. März 2012 13:49

Ergothearpeutische Hilfen bei ADS und ADHS

Unseren Ratgeber zum Thema ADS und ADHS betreut: Bianca Heuer (34), Ergotherapeutin

In der Literatur werden zwei Erscheinungstypen vorgestellt:
Typ 1: ADS > Aufmerksamkeits-Defizit-Störung („Träumerchen“)
Typ 2: ADHS > Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung („Zappel-Philipp“)
Von einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS) spricht man, wenn ein Kind länger als 6 Monate sowohl im Kindergarten oder in der Schule als auch zu Hause durch ausgeprägt unaufmerksames und impulsives Verhalten aufgefallen ist. Kommen motorische Unruhe und übermäßiger Bewegungsdrang (Hyperaktivität) hinzu, dann wird von einer ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung) gesprochen.
Typisch ist, dass die Verhaltensweisen weder dem Alter noch dem Entwicklungsstand des Kindes entsprechen und sich nicht von alleine wieder bessern. Das auffallende Verhalten tritt also nicht phasenweise auf, sondern ist zeitlich stabil.
Beide Formen können sich auch vermischen oder phasenweise ablösen.

Hauptsymptome:

  • Störung der Aufmerksamkeit und Konzentration
  • motorische Hyperaktivität
  • Störung der Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitung
  • Erhöhte Erregbarkeit, Irritierbarkeit und Ablenkbarkeit
  • Mangelnde emotionale Steuerung, z.B. Stimmungsschwankungen, Wutausbrüche
  • Dissoziales Verhalten; Beziehungsschwierigkeiten
  • Impulsives Handeln ohne Nachzudenken
     

Oft kommen noch Teilleistungsschwächen wie Lese- Rechtschreibschwäche oder eine Rechenschwäche hinzu.
Wenn mindestens 5 dieser Symptome länger als 6 Monate unabhängig von persönlichen oder familiären Ereignissen vorhanden sind, sollte man sich bei dem zuständigen Kinderarzt informieren.

Ergotherapie bei ADS/ADHS
Die Ergotherapie greift in der Regel zuerst bestehende Störungen in der Wahrnehmung und der Motorik auf. Die Betroffenen lernen ihren Körper und ihre Grenzen in einem geschützten Rahmen besser kennen. Strukturierte Arbeitsweisen werden angestrebt. Die Aufnahme und Verarbeitung von Sinnesreizen, die Kommunikationsfähigkeit und soziale Fähigkeiten werden verbessert. Mit kleinen Erfolgen wird das Selbstbewußtsein des Kindes wieder gestärkt.
Um das Störungsbild ganzheitlich zu behandeln, werden verschiedene Therapieansätze zusammengeführt. Eine Lerntherapie greift z.B. dann, wenn eine Teilleistungsstörung besteht. Verhaltenstherapeutische Ansätze und die Beratung der Eltern sind weitere Möglichkeiten. Mit Bewegungsspielen kann der übermäßige Bewegungsdrang abgebaut werden. Um die Aufmerksamkeit, die Wahrnehmung und das Aushalten von Frust zu verbessern, kommen spielerische Aktivitäten zum Einsatz, welche oft mit Bewegungen verbunden sind ( das Kind muss z.B. aus einer Hängematte heraus ein Puzzle zusammen setzen oder sich Lösungen einer Aufgabe mit einem Rollbrett holen). Damit werden gleichzeitig Haltung und Motorik trainiert. Weitere therapeutische Ansätze sind u.a. medikamentöse Therapie (die wohl umstrittenste), homöopathische Therapie, psychologische Behandlung, Familientherapie sowie Entspannungstechniken. Da es viele unterschiedliche Therapieformen gibt, die im Hinblick auf ADS/ADHS ihre Anwendung finden können, ist es individuell unterschiedlich, welche Therapieform im Einzelfall anzustreben ist. Bewährt hat sich in vielerlei Hinsicht eine multimodale Therapie, also eine durch viele verschiedene Faktoren zusammengesetzte, auf den Einzelfall bezogene Therapie. Patienten mit ADS/ADHS sind in mancher Hinsicht anders und das hat Vor-und Nachteile. Die besonderen Begabungen sollten entdeckt, gefördert und positiv genutzt werden.