Messer, Gabel, Schere, Licht ...

Datum: Freitag, 07. September 2018 12:49


… sind für kleine Kinder nicht. 

Unfälle sind in Deutschland das Gesundheitsrisiko Nr. 1 für Kinder und leider die häufigste Todesursache. Jährlich sterben mehr Kinder im Alter zwischen 1-14 Jahren an Verletzungen als an Erkrankungen. Etwa 1,7 Millionen Kinder erleiden jährlich einen Unfall, das heißt alle 18 Sekunden verunglückt ein Kind. Circa eine Million Kinder müssen ambulant beim Kinderarzt behandelt werden und rund 200.000 Kinder werden so schwer verletzt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen, ca. 3.500 Kinder müssen nach Unfällen mit schweren Behinderungen leben und jedes Jahr sterben etwa 250 – 300 Kinder infolge von Unfällen. Bei Kindern bis zum 4. Lebensjahr finden 60 Prozent aller Unfälle zu Hause statt und leider nehmen diese Unfälle zu.

Das sind erschreckende Zahlen, aber die gute Nachricht ist: Unfälle sind vermeidbar. So wie Impfung vor Infektionskrankheiten schützen, beugt Unfallprävention Verletzungen vor. 95% der tödlichen Unfälle und 60% der Unfälle mit Verletzungsfolgen sind vermeidbar.

Hauptunfallarten sind Stürze, Ersticken Ertrinken, Verbrennungen und Vergiftungen zum Beispiel durch Medikamente und Haushaltsprodukte. Die Ursachen für Kinderunfälle sind sehr vielfältig. Zum einen spielt die körperliche Entwicklung und Motorik der Kinder eine Rolle. Sie sind viel kleiner und haben einen anderen Körperschwerpunkt als Erwachsene. Wenn Kinder fallen, dann fallen sie häufig auf den Kopf. Auch die Reaktionszeit ist bei Kindern verzögert, dadurch sind sie langsamer und können nicht so schnell auf Gefahren reagieren. Die Entwicklung der Sinnesfunktionen und Wahrnehmung ist noch nicht vollständig ausgeprägt. So können Kinder zum Beispiel weniger gut erkennen, ob ihnen ein Auto auf ihrer Straßenseite oder auf der gegenüberliegenden Seite entgegenkommt. Kinder lassen sich auch leicht ablenken und können sich weniger gut konzentrieren als Erwachsene, das spielt vor allem bei der Aufmerksamkeit im Straßenverkehr eine große Rolle.
Leider wissen Erwachsene meist zu wenig über die alterstypischen kindlichen Verhaltensweisen und stellen sich nicht ausreichend darauf ein. Zudem hat das Verhalten der Erwachsenen eine Vorbildfunktion und wird von den Kindern kopiert. Deshalb sollten Eltern und andere Bezugspersonen besonders darauf achten. Darüber hinaus gibt es noch andere Ursachen die zu Unfällen führen können, z.B. unsichere Spielzeuge oder eine nicht kindgerechte Wohnungseinrichtung.

Einfache aber wirksame Tipps zur Unfallvermeidung

Im Wohn- und Schlafzimmer:

  • beim Bügeln das Kabel stolperfrei anbringen und das Bügeleisen zum Auskühlen hochstellen
  • Gitterstäbe am Kinderbett entfernen und kleinen Ausgang schaffen sobald das Kind sich hochzieht
  • kleine Kinder nicht ins Hochbett


Im Bad: 

  • kleine Kinder nicht alleine baden lassen
  • Säuglinge und Kleinkinder auf dem Wickeltisch nie unbeobachtet und die Hand immer am Kind


Im Kinderzimmer:

  • beim Kauf von Spielzeug auf Sicherheitsprüfzeichen (CE-Zeichen, GS-Zeichen) und Altersangabe achten
  • Nutzung von Lauflernhilfen („Gehfrei“) möglichst vermeiden
  • Sicherheitsartikel nutzen (z.B. Treppenschutzgitter, Herdschutzgitter, Steckdosensicherung, Fenstersicherung)
  • Auf verschluckbare Kleinteile achten


In der Küche:

  • beim Stillen keine heißen Getränke zu sich nehmen
  • Wasserkocher, Fritteuse und andere Geräte sicher aufstellen und elektrischen Kabel stolperfrei und unerreichbar anbringen
  • Kinderhochstuhl kippsicher aufstellen
  • beim Auftragen heißer Speisen auf spielende Kinder achten, Tischdecken sichern oder nicht verwenden
  • Medikamente und Haushaltsreiniger wie Rohr- und WC-Reiniger, bleichende Putzmittel, Backofenspray mit Kindersicherheitsverschlüssen kaufen und für Kinder unerreichbar aufbewahren
  • giftige und ätzende Mittel nie in für Kinder vertraute Behälter umfüllen (Saftflasche!)
  • Kinder altersentsprechend im Haushalt beteiligen (z.B. beim Kochen) und den Umgang mit gefährlichen Gegenständen üben (z.B. Messer)


Im Garten und in der Freizeit:

  • keine giftigen Zierpflanzen in der Wohnung und im Garten
  • Gartenteich, Schwimmbecken und Regentonnen durch Schutzgitter sichern, das Grundstück durch Zaun sichern, wenn Gewässer in der Nähe sind
  • Kindern frühzeitig Schwimmen lernen
  • Säuglinge nie allein mit Tieren (z.B. Hunden) lassen und Kindern den richtigen Umgang
  • mit Tieren lehren – Vorsicht bei fremden Tieren und großen Hunden, auch wenn sie „Familienhunde“ sind
  • Kordeln an Kinderkleidung entfernen


Im Straßenverkehr:

  • TÜV-geprüfte Babyschalen und Auto-Kindersitze benutzen, Sitze durch Gurt richtig fixieren und Kinder immer anschnallen
  • Babyschalen nicht auf Tische oder Waschmaschine stellen oder auf (Wasser-)Betten platzieren
  • Verhalten im Straßenverkehr ständig üben
  • Beim Fahrradfahren geprüften, altersgerechten Kindersitz und Helm verwenden


Mit einfachen Mitteln können also schon viele Gefahrenquellen im Alltag ausgeräumt werden und Unfälle vermieden werden. Die Eltern (oder andere Bezugspersonen) sind immer verantwortlich für die Sicherheit ihrer Kinder, da diese selber die Gefahren nicht abschätzen können.


www.netzwerk-gesunde-kinder.de