Das Baby fremdelt – ein wichtiger Entwicklungsschritt

Datum: Montag, 03. Februar 2020 14:25


Die „Fremdel“-Phase
Die Erklärung für das Verhalten des Kindes im vorangegangenen Beispiel ist ganz einfach: Das Baby fremdelt! Das ist aber kein Grund zur Sorge. Fremdeln ist vielmehr ein wichtiger Entwicklungsschritt des Kindes, ein Zeichen von emotionaler und sozialer Reife und kein Resultat falscher Erziehung.
Bis etwa zum 6./ 7. Monat lachen Babys fast jeden an, der sich ihnen freundlich lächelnd nähert. Doch dann beginnen sie zu vergleichen: Irgendwann in der 2. Hälfte des 1. Lebensjahres beginnt die „Fremdel“-Phase. Wenn Eltern jedoch verstehen, dass das Fremdeln eigentlich eine sehr wichtige Phase in der Entwicklung des Babys ist, dann fällt es ihnen sicher leichter, damit umzugehen.
In den ersten Lebensmonaten hat sich ihre Vorliebe für ihre „Hauptbindungspersonen“ herausgebildet, durch die die Bedürfnisse in der meisten Zeit besonders prompt und verlässlich erfüllt werden. Allen Fremden gegenüber sind Babys in dieser Phase misstrauisch und eher abweisend. Die Tagesform der Kleinen ist ebenfalls für die Intensität entscheidend. Auch die Bezugspersonen, gegenüber denen das Kind fremdelt, können sich von Baby zu Baby unterscheiden. Manche Babys fremdeln sogar beim Papa: Sie fangen an zu weinen und wollen lieber von Mama ins Bett gebracht werden. Denn oft ist Papa voll berufstätig. Kommt er dann am Abend nach Hause, wird er erst einmal als „fremd“ eingestuft. Diese Phase legt sich jedoch, wenn das Kind verstanden hat, dass Papa immer erst abends nach Hause kommt.

Daran kann man erkennen, ob das Kind fremdelt:

  • Wenn eine Person den Raum betritt, hat das Baby plötzlich Angst und sucht Schutz bei den Eltern oder es fängt an zu weinen.
  • Das Baby klebt regelrecht an den Hauptbindungspersonen und kann es kaum ertragen, wenn diese nur für einen kurzen Augenblick den Raum verlassen.
  • Das Kind hat schlechte Laune und ist abweisend gegenüber anderen.
  • Das Baby hat Schlafstörungen, ist unruhig und zeigt Angstreaktionen.


Oft ist das Fremdeln um den 8. Monat herum besonders stark ausgeprägt und wird deshalb auch als Acht-Monats-Angst bezeichnet. Bezüglich der Dauer des Fremdelns lässt sich kein fester Zeitraum angeben. Manche beenden diese Phase bereits nach einer Woche, andere erst nach Monaten. Irgendwann lernen jedoch alle Kinder, mehr oder weniger gut mit zunächst fremden Menschen umzugehen.

Fremdeln bedeutet vor allem, dass das Baby sicher an eine Bezugsperson gebunden ist. Fremdeln ist sozusagen eine Art „Kindersicherung der Natur“: Wenn das Baby in der 2. Hälfte des ersten Lebensjahres immer mobiler wird, sorgt das Fremdeln dafür, dass es sich nicht zu weit von den vertrauten Personen wegbewegen würde.
Auch interessant: Babys, die es gewohnt sind, nur wenige Menschen um sich zu haben und stets von einer einzigen Bezugsperson betreut werden, weisen in der Regel mehr Angstreaktionen auf als Kinder, die von mehreren Personen begleitet/betreut werden.

Was Eltern tun können
Eltern sollten sich nicht beirren lassen und die Angst ihres Kindes ernst nehmen, aber im gleichen Moment geduldig und positiv in der Situation reagieren um ihrem Kind zu signalisieren, dass trotzdem alles in Ordnung ist.

Oftmals möchten Kinder auch lieber von sich selbst aus Kontakt zu anderen Personen aufnehmen, meistens wenn sie sich sicher und geborgen fühlen. Im Gegenzug können Eltern der „fremden“ Person das Verhalten des Kindes kurz erläutern, so dass diese die Situation auch besser verstehen kann.


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Quellen: www.kindergesundheit-info.de | https://geborgen-wachsen.de/2019/03/30/hilfe-mein-baby-fremdelt/ | https://www.rund-ums-baby.de/fremdeln.html