Impfen: Kleiner Piks mit großer Wirkung

Datum: Dienstag, 27. Oktober 2020 14:00

Kaum ein anderes Thema wird so kontrovers diskutiert und dennoch entscheiden sich fast alle Eltern heutzutage dafür, ihr Kind impfen zu lassen. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung haben rund 95% aller Erstklässler die wesentlichen Grundimpfungen bekommen. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass die Grund-immunisierung eines Babys das wirksamste Mittel ist, um die kindliche Gesundheit von Anfang an zu schützen und einen ausreichenden Schutz vor Infektionskrankheiten zu gewährleisten. Impfen oder nicht impfen bedeutet, Verantwortung zu übernehmen für sein Kind und die Gemeinschaft. Doch welche Impfungen sind in welchem Alter sinnvoll und was sollte man beachten? Diese und andere Fragen möchten wir heute aufgreifen und klären.

Bereits im Mutterleib wird das Ungeborene über die Nabelschnur mit Antikörpern der Mutter versorgt und kommt daher mit dem sogenannten Nestschutz zur Welt. Der mitgebrachte Immunstatus des Neugeborenen nimmt in den ersten Lebensmonaten ab und das kindliche Immunsystem muss nach und nach aufgebaut werden. Daher stehen neben den Vorsorgeuntersuchungen auch die empfohlenen Impfungen an erster Stelle, wenn es um den Schutz des Kindes vor ansteckenden Infektionskrankheiten geht. Fachleute der Ständigen Impfkommission (STIKO) wägen den Sinn und Nutzen von Impfungen nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen sorgfältig ab und fassen auf Grund dessen ihre Empfehlungen, welche Impfungen in welchem Alter vorgesehen sind.

Babys werden in den ersten beiden Lebensjahren gegen 13 Erkrankungen geimpft. Damit Kinder nicht unnötig oft „gepikst“ werden müssen, stehen mittlerweile gut verträgliche Mehrfachimpfungen zur Verfügung. In der Regel erhält ein Baby mit Vollendung der sechsten Lebenswoche die erste Impfung gegen Rotaviren, wonach im Alter von zwei Lebensmonaten weitere Impfungen folgen. Einige Impfungen erfolgen einmalig, während andere einer Auffrischung bedürfen. Um den Überblick zu bewahren, erhalten Eltern über den behandelnden Kinderarzt einen Impfkalender, der empfohlene Zeitpunkte und Abstände von Impfungen und deren Auffrischung übersichtlich erklärt. Die Kosten für die empfohlenen Impfungen werden von den Krankenkassen übernommen.

Damit der kindliche Körper ausreichende Antikörper bilden kann, muss er in mehreren Schritten
„trainiert“ werden. Von einem zuverlässigen Impfschutz spricht man, wenn das Kind alle
„Teilimpfungen“ in bestimmten zeitlichen Abständen erhalten hat. Der vollständige Impfschutz, die sogenannte Grundimmunisierung, sollte im besten Falle bis zur Vollendung des 2. Lebensjahres abgeschlossen sein.

Trotz der Tatsache, dass es viele Krankheiten in Deutschland und anderen entwickelten Ländern nicht mehr gibt, sind diese in anderen Teilen der Erde noch weit verbreitet, da der Erreger nach wie vor existiert. Durch Fernreisen, die Globalisierung, veränderte Umweltbedingungen und Migration kann die Ausbreitung oder das Auftreten neuer, bisher unbekannter Infektionen jedoch rasch begünstigt werden. Und je mehr ungeschützte Kinder es gibt, umso leichter hat es der Erreger auch hier in Deutschland, sich wieder auszubreiten.

Eine generelle Impfpflicht gibt es bisher in Deutschland nicht, ausgenommen davon ist die seit 1. März 2020 geltende gesetzliche Regelung, wonach Kinder ab dem 1. vollendeten Lebensjahr vor dem Eintritt in eine Gemeinschaftseinrichtung wie Kindergarten, Kindertagespflege oder Schule einen Impfschutz gegen Masern vorweisen müssen.

Die STIKO empfiehlt außerdem die Impfung gegen Grippe für alle Personen, die bei einer Grippeerkrankung ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Folgen haben wie z. B. Kinder, Personen mit Vorerkrankungen oder chronisch Kranke. Kleinkinder können bereits ab dem Alter von 6 Monaten gegen Grippe geimpft werden.

Es ist wichtig, dass Eltern ausreichend Wissen über Impfungen haben, damit sie auf dieser Grundlage eine Entscheidung für oder gegen Impfungen treffen können. Mit dem Kinderarzt oder der Familienpat*in des Netzwerkes Gesunde Kinder können Sie die Unsicherheiten besprechen und Fragen klären.

www.netzwerk-gesunde-kinder.de