Die radelnde Hebamme im Spreewald

Datum: Donnerstag, 27. Mai 2021 14:36

Ich bin Spreewaldhebamme Edith Ballenthin, 29 Jahre alt, verheiratet und bin gerade mit meinem Mann in unser neu gebautes Haus gezogen. In der 8. Klasse hatte ich schon den Wunsch, Hebamme zu werden. Den Beruf kenne ich von meiner Tante und bei ihr durfte ich dann mit 16 auch mein erstes Praktikum machen. Die erste Geburt hat mich emotional total umgehauen und die Hausbesuche mochte ich auch sehr gern. Während meiner Ausbildung, nach meinem Abitur, habe ich mein Externat bei ihr gemacht und wir hatten viel Spaß beim gemeinsamen Arbeiten. Ich durfte eine Kurseinheit über das Stillen in ihrem Geburtsvorbereitungskurs halten und im Rückbildungskurs mitturnen.

Die Hebammenkunst ist ein Handwerk, das Leidenschaft, Feingefühl, Intuition und viel Wissen, aber auch Organisationstalent und Spontanität erfordert. Jede Hebamme arbeitet anders. Es gibt angestellte Hebammen mit und ohne freiberufliche Nebentätigkeit, Vollzeit selbstständige Hebammen, die freiberufliche Geburtshilfe zu Hause, im Geburtshaus oder als Beleghebamme im Krankenhaus anbieten oder ohne Geburtshilfe in Vor- und Nachsorge tätig sind. Nach meiner Ausbildung habe ich fünf Jahre als angestellte Hebamme im Kreißsaal und auf der Wochenstation gearbeitet. Ich habe die Geburtshilfe in der Spreewaldklinik der Klinikum Dahme-Spreewald GmbH in Lübben geliebt. Nebenbei habe ich bereits mit freiberuflichen Nachsorgen angefangen und mein Leistungsangebot nach der Klinikzeit auf Schwangerenvorsorge, Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse erweitert.

Ich bin ein Spreewaldmädchen und wollte schon immer als die Spreewaldhebamme auf der Straße erkannt werden. Mein Markenzeichen ist mein Fahrrad. Ich besitze kein Auto und fahre zu all meinen Terminen mit meinem (inzwischen Elektro-)Fahrrad. Die Lübbenauer kennen mich inzwischen tatsächlich als die Hebamme mit dem Fahrrad. Wenn ich morgens aufstehe, schaue ich als erstes aus dem Fenster und in meine Wetter- und Regen-App. Dann packe ich Regenanzug und Taschenüberzug ein und los geht es.

Meine Woche habe ich in Vor- und Nachsorgetage aufgeteilt, aber oft mischt sich doch alles durcheinander und ich muss gut sortieren. Wenn ich dann an der Tür von der großen Schwester mit den Worten begrüßt werde: „Hallo Hebamme! Mein neuer Bruder war heute Nacht ziemlich laut, aber jetzt isst er an Mamas Brust und ist endlich mal still.“, bin ich direkt in meinem Element. Stillberatung, Mut machen, Erklären, dass ein Neugeborenes keinen Tages-Nacht-Rhythmus hat und sich in der Nacht einmal mehr rückversichert, ob auch wirklich alle da sind und die Anzeichen von Hunger und satt aufzeigen. Beim Wiegen den Erfolg des Stillens sichtbar machen und auch den positiven Effekt auf die Rückbildung der Gebärmutter, dann die Frau besänftigen, sodass ich sie mit guten Gedanken und bestärkt in ihrem Dasein als Mama wieder verlasse. Bei den nächsten beiden Familien ist es ähnlich und auch sie konnte ich beruhigen und sie haben wieder etwas besser verstanden, was ihr Kind ihnen sagen will. Es macht mich stolz, Paare auf ihrem Weg, gute Eltern zu werden, zu begleiten, sodass alle in ihre neue Rolle hineinfinden. Ich plane immer großzügig Zeit für meine Termine ein, sodass ich mir Zeit für die Frau und das Baby, aber auch für Papa und die Geschwister nehmen kann. Ich bin für eine Zeitlang Teil der Familie und Ansprechpartner für alle.

Obwohl mir nur 20 Minuten Hausbesuch vergütet werden, nehme ich mir die Zeit, um sicher sein zu können, dass Mutter und Kind einen gesunden Wochenbettverlauf haben und alle zufrieden sind. All meinen Familien empfehle ich auch das Netzwerk Gesunde Kinder. Es bietet so viele Möglichkeiten und begleitet zusätzlich den spannenden Weg der ganzen Familie. Für den nächsten Termin muss ich etwas weiter ins nächste Dorf fahren. Zeit zum Durchatmen für mich, wenn mir der Wind durch den Pony fährt und die Sonne ins Gesicht scheint. Unterwegs winke ich zwei Frauen mit Kinderwaagen, die ich auch vor einer Weile auf ihrem Weg der Elternschaft begleiten durfte. Das liebe ich an meiner kleinen Stadt und meinem Beruf, dass man sich kennt und die Entwicklung live erlebt.

www.kindersicherheit.de

www.netzwerk-gesunde-kinder.de