Allergien im Säuglings- und Kleinkindalter

Datum: Dienstag, 06. September 2022 13:08


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Kinder sind keine kleinen Erwachsenen – dies gilt auch für das Auftreten von Allergien bei Säuglingen und Kleinkindern. Einerseits muss sich deren Immunsystem erst noch aufbauen und ist dadurch auch für das Entstehen von Allergien anfälliger. Andererseits bietet die dünne und durchlässige Haut der Kleinen eine zusätzliche Eintrittspforte für allergieauslösende Stoffe und Umweltreizungen.

Allergien in dieser Altersklasse treten meist entweder in Verbindung mit der Nahrungsaufnahme auf oder zeigen sich in Form von krankhaften Hauterkrankungen, insbesondere der Neurodermitis (=atopisches Ekzem/Dermatitis).
Die Säuglinge und Kleinkinder reagieren zwar meist nur auf ein bis zwei verschiedene Nahrungsmittel allergisch, allerdings sind diese wiederum in ca. 90 Prozent der Grundlebensmittel vertreten. Die wichtigsten Allergieauslöser sind hierbei Kuhmilch, Hühnerei, Fisch, Soja, Weizen oder Nüsse und eben alle Produkte, in denen diese Stoffe enthalten sind. Manche dieser Lebensmittelallergien bleiben ein Leben lang bestehen, weiten sich im Laufe des Lebens noch auf weitere Nahrungsmittel oder andere Erkrankungen (Asthma) aus – manche Allergien verschwinden aber auch wieder im Laufe des Heranwachsens.

Gibt es vorbeugende Maßnahmen, die das Auftreten von Nahrungsmittelallergien im Säuglings- und Kleinkindalter verhindern können? Ja, Stillen! Säuglinge, die in den ersten vier Lebensmonaten voll gestillt wurden und erst anschließend nach und nach Beikost erhielten, entwickelten nachweislich ein weitaus geringeres Risiko für solche Allergien. Stillen ist ein wesentlicher Bestandteil der Entwicklung, des Aufbaus und der Stärkung unseres Immunsystems.

Neben diesen Nahrungsmittelallergien können im Säuglings- und Kleinkindalter auch die Haut betreffende allergische Reaktionen und Erkrankungen auftreten, insbesondere die atopische Dermatitis (Neurodermitis). Ein erster Hinweis darauf kann der sog. Milchschorf im Gesicht und an den Außenseiten von Armen und Beinen bei Säuglingen sein – dies ist nicht mit der ebenfalls im Babyalter auftretenden gelbfarbigen und i.d.R. harmlosen Schuppung der Kopfhaut zu verwechseln.

Die von der Neurodermitis geplagte Kinderhaut nässt, ist gerötet und mit Schuppenkrusten bedeckt. Insbesondere der starke Juckreiz ist für das Kind sehr quälend. Im späteren Verlauf werden noch weitere Hautbereiche von dem stark juckenden Ekzem befallen. Bei Säuglingen treten diese meist im Gesicht, an den Ohren und anderen Bereichen des Kopfes auf. Sie können sich bei einem akuten Schub auf die gesamte Haut ausdehnen. Die Kinder kratzen sich diese entzündeten Hautstellen auf, Infektionen der Haut durch Viren und Bakterien sind dann keine Seltenheit. Während des späteren Kleinkindalters kann es zu einer Besserung des Hautbildes kommen. Allerdings haben alle Kinder, die sehr früh eine atopische Dermatitis durchgemacht haben im späteren Lebensalter ein erhöhtes Risiko, allergische Erkrankungen wie Heuschnupfen oder Asthma zu entwickeln – oder für ein Wiederauftreten der Neurodermitis.
Wie bei der Lebensmittelallergie auch ist das volle Stillen des Säuglings in den ersten vier Lebensmonaten die vorbeugende Maßnahme. Weiterhin ist eine entsprechende Hautpflege sehr wichtig (nicht nur beim Auftreten einer Hauterkrankung). Hierzu bedarf es aber der Vorstellung des Kindes beim Arzt. Dies ist notwendig, um eine Neurodermitis von anderen Hauterkrankungen oder harmlosen, vorübergehenden Ekzemen zu unterscheiden – und um auch die richtige Hautpflege auszuwählen. Säuglinge und Kleinkinder sind, was Allergien anbelangt, eben keine kleinen Erwachsenen. Die im weiteren Kindes-, Jugend- oder gar Erwachsenenalter typischen Verläufe und Symptome von Allergien (Heuschnupfen, Asthma, auftretende Haut-/Schleimhautreaktionen usw.) sind bei den Kleinsten der Kleinen eher selten und untypisch. Dennoch kommt es nicht selten vor, dass die davon betroffenen Kinder im späteren Leben weitere, neue Allergien entwickeln.

Die Netzwerke Gesunde Kinder stellen Ihnen gern weitere Informationen oder entsprechende Kontaktadressen zur Verfügung.

Literatur: Hoehl, Kullick (2019): Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, Bochum, Thieme-Verlag
Hoffmann, Lentze, Spranger, Zepp, Berner (Hrsg) (2021): Pädiatrie, Springer-Verlag

www.netzwerk-gesunde-kinder.de 

www.kindersicherheit.de