Schul-Spezial Teil 2: "Ist gute Schule Zauberei?"

Datum: Montag, 30. September 2013 11:25


Einfluss- und Mitwirkungsmöglichkeiten für Eltern
Eltern haben Einflussmöglichkeiten bei der Wahl ihrer Schule, und das nicht nur mit der Wahl einer Privatschule. Wer in die Bildung seines Kindes investieren möchte, kann eine freie Schule wählen. Die Kosten sind in der Regel nach dem Einkommen gestaffelt und auch für weniger wohlhabende Familien finanzierbar, wenn sie entsprechende Prioritäten setzen. Ansonsten bekommt in unserem Land im ersten Schritt jedes Kind seine Schule nach dem Wohnortprinzip zugewiesen. In dieser findet die Vorschuluntersuchung statt und fast alle Eltern schulen ihre Kinder dann auch an dieser Schule ein. Es ist immer wieder erstaunlich, wie wenige Eltern sich zuvor intensiv über den Ort erkundigen, der in den ersten Jahren so grundlegend wie kein anderer über die Bildungszukunft und damit auch das künftige Leben ihres Kindes entscheidet. Dabei gibt es viele Möglichkeiten: Gespräche mit Lehrern, der Schulleitung oder Eltern, Recherchen in den Schulporträts auf dem Bildungsserver, Tage der offenen Tür. Gute Schulen lassen aber auch eine Hospitation im Unterricht zu oder einen Probeunterricht für das künftige Schulkind. Wer gründlich recherchiert und eine andere Schule als die nach dem Prinzip der Wohnortnähe zugewiesene für die bessere hält, sollte diese schon bei der Vorschuluntersuchung als Schulwunsch angeben und sich ebenso rechtzeitig an dieser Schule informieren und sein Interesse anmelden. Hat eine andere Schule nach Berücksichtigung der Kinder aus ihrem Einzugsgebiet dann noch freie Kapazitäten, hat das Kind auch die Chance, auf dieser Schule aufgenommen zu werden. Ein Schulwechsel ist unter diesen Voraussetzungen auch in späteren Schuljahren möglich. Eltern haben also schon bei der Schulwahl direkte Einflussmöglichkeiten.
Die demokratische Mitwirkung der Eltern an unseren Schulen während der Schulzeit der Kinder ist im Brandenburgischen Schulgesetz geregelt. Dabei nehmen sie die Mitwirkung gleichberechtigt mit Lehrern und Schülern wahr. Sie können sich aktiv an vielen Entscheidungsprozessen beteiligen. Gremien dazu gibt es auf verschiedenen Ebenen: in jeder Klasse, jeder Schule, jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt sowie für das gesamte Land.

Hier haben wir bereits in der letzten Ausgabe geschildert, wie wichtig das Miteinander von Schule, Eltern und Lehrern für die Kinder ist, die die jeweilige Schule besuchen. An vielen deutschen Schulen schweigen sich Eltern leider in der Elternversammlung aus und äußern ihre Kritik dann in der Gruppe vor dem Schultor. Hier müssen auch die Eltern noch viel hinzulernen, damit an unseren Schulen eine Atmosphäre gegenseitigen Vertrauens entsteht.

Lehrer sein: ein hartes Brot
Wenn in den Ausführungen von weniger engagierten Lehrern die Rede war, muss an dieser Stelle auch einmal klargestellt werden, dass viele Lehrer hochengagiert einen sehr guten Job leisten. Viele Lehrer arbeiten kompetent mit vielfältigen Methoden und deutlich über die normale Arbeitszeit hinaus. An Schulen mit langzeiterkrankten Lehrern oder in den üblichen Grippeepidemien schultern sie oft die Arbeit anderer Kollegen mit. Die zunehmende Heterogenität in den Klassen verlangt Lehrern heute auch pädagogisch, physisch und psychisch deutlich mehr ab, als das viele Eltern aus ihrer eigenen Schulzeit in Erinnerung haben. Gleiches gilt auch für das Verhältnis zwischen Lehrern und Elternschaft. Auch unter den Eltern hat die Heterogenität stark zugenommen. Lehrer arbeiten oft in einem konfliktreichen Spannungsfeld, dem sie nicht immer gewachsen sein können. Darauf werden sie schon in ihrer Ausbildung viel zu wenig vorbereitet.

Ein besonderes Engagement der Lehrerschaft ist gerade in den Schulen zu erkennen, in denen Teamarbeit im Lehrerkollegium und individuelle Förderung geleistet werden. Lehrer müssen je Woche 28 Stunden (ab 2014 noch 27 Stunden) unterrichten, dazu kommen Vor- und Nachbereitungen für den Unterricht, Gespräche mit Schülern und Eltern, Kontrollen, Tätigkeiten als Klassenlehrer. Bei alldem ist für Teambesprechungen der Lehrer einer Schule untereinander überhaupt kein Zeitkontingent vorgesehen. Es ist daher eher der Normalfall, dass Lehrer einfach keine Zeit für die Abstimmung untereinander aufbringen. Ebenso ist die individuelle Förderung mit der Vielfalt an Materialien und Methoden natürlich mit einem zusätzlichen Zeitaufwand verbunden. Auch wenn Lehrern hier durch die Kürzung der Unterrichtszeit ab 2014 eine Stunde mehr zur Verfügung gestellt wird, wiegt das den zusätzlichen Aufwand nicht auf.