Kleiner Piks, große Wirkung

Datum: Dienstag, 02. November 2021 16:45

Herden-Immunität: Schutz für sich und andere

Der Begriff ist seit der Coronavirus-Pandemie wohl jedem bekannt, das Prinzip existiert jedoch schon, seit es Impfungen im Allgemeinen gibt. Der Gedanke: Wenn möglichst viele Menschen gegen eine Krankheit immun sind, hat das Virus keine Chance mehr, sich weiter zu verbreiten. Je höher die Impfquote, desto besser funktioniert das Prinzip der Herdenimmunität. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt eine Quote von mindestens 95 Prozent für einen effektiven Schutz der Gemeinschaft. Ist die Quote noch etwas höher und wird diese über mehrere Jahre konsequent durchgehalten, ist es sogar möglich, bestimmte Krankheiten auszurotten.

Die erste und bisher einzige weltweit ausgerottete von Mensch zu Mensch übertragbare Krankheit sind die Pocken. Im 18. und 19. Jahrhundert war die Krankheit gefürchtet, vor allem Kinder erkrankten schwer und starben oft. Noch im 20. Jahrhundert starben weltweit 300 Millionen Menschen an Pocken. 1979 konnte die WHO die Erkrankung dank eines Impfstoffs als ausgerottet erklären. Gegen Pocken wird daher heute nicht mehr geimpft.

Anders sieht es bei Polio aus. Die auch als Kinderlähmung bezeichnete Krankheit gilt zwar in einigen Regionen der Welt ebenfalls als ausgerottet, darunter in Europa. Sie kann aber durch Einreisende wieder eingeschleppt werden, daher wird die Impfung weiter empfohlen.

Die WHO verfolgt ebenfalls das Ziel, die Masern auszurotten. In den USA war das Anfang der 2000er-Jahre bereits gelungen. Durch eingeschleppte Masernerkrankungen und wiederholte lokale Ausbrüche ist der Kontinent heute nicht mehr masernfrei. Um das WHO-Ziel zu erreichen, setzt Deutschland seit 2020 eine Masern-Impfpflicht an Kitas und Schulen um. Profitieren können von einer Herdenimmunität vor allem jene, die sich nicht impfen lassen können, weil sie beispielsweise zu klein sind oder aufgrund einer Erkrankung nicht geimpft werden dürfen.

Ziel bei Corona: 75 % Durchimpfung

Theoretisch müsste auch beim Coronavirus eine Impfquote von 95 Prozent erreicht werden, um von einer Herdenimmunität sprechen zu können. Davon ist Deutschland noch weit entfernt. Wissenschaftler sprechen davon, dass 75 Prozent ausreichen könnten, um in der kalten Jahreszeit bei Inzidenzen unter 100 zu bleiben. Zählt man noch die Genesenen dazu, käme man auf etwa 85 Prozent an Personen, die immunisiert sind. Einen solchen Status hat Dänemark bereits erreicht: Bei einer Impfquote von 75 Prozent sind die Coronaregeln in unserem Nachbarland größtenteils aufgehoben worden.

Wenn man es global betrachtet, sind wir jedoch weit davon entfernt, eine Impfquote zu erreichen, so dass sich das Virus praktisch nirgends mehr verbreiten könnte. In afrikanischen Ländern wie zum Beispiel Kenia, Äthiopien oder Nigeria liegen die Quoten noch weit unter 10 Prozent. Gerade hier ist aufgrund des größeren Infektionsgeschehens das Potenzial für neue Mutationen am höchsten, was auch hierzulande immer wieder Auffrischimpfungen nötig machen wird. Die Impfung gegen das Coronavirus dürfte daher auch in den nächsten Jahren nicht aus unserer Realität verschwinden.

Jetzt schon an Weihnachten denken

Das Weihnachtsfest ist die Zeit, in der die ganze Familie für besinnliche Stunden und Tage zusammenkommt. Das war schon immer so – mit Ausnahme des letzten Jahres, als die Bedrohung für unsere älteren Familienmitglieder mangels massenhaft verfügbarer Schnelltests oder Impfungen noch sehr groß war. In diesem Jahr dürfte die Vorfreude umso größer sein, endlich wieder ein Weihnachtsfest mit einem Gefühl der Normalität zu verbringen. Dennoch sollte dabei nicht vergessen werden, dass rund 15 Prozent aller über 60-Jährigen in Deutschland noch ungeimpft sind. In den hohen Altersgruppen ist das Coronavirus besonders gefährlich, ältere Menschen leiden am häufigsten an schweren Verläufen. Niemand unter den Eltern möchte mit dem schlechten Gewissen leben, am Weihnachtsfest der Überträger zu sein, der Großeltern auf die Intensivstation bringt. Daher vonseiten der lausebande der klare Appell: Ob Großeltern, Eltern oder Kinder ab 12 Jahren – jeder, der die Möglichkeit hat, sollte sich gegen das Coronavirus impfen lassen und so zu einer Rückkehr zur vollständigen Normalität beitragen.