Die Schulcloud für Brandenburg
Anfang April hat das Land Brandenburg angesichts der Corona-Pandemie die Pilotlösung für eine Schul-Cloud ausgeweitet. Das Bildungsministerium bezog alle Schulen, die im Rahmen einer Umfrage einen kurzfristigen Bedarf angemeldet hatten, mit einem Zugang zur Schul-Cloud Brandenburg ein. Seit Beginn des laufenden Schuljahres erproben 54 Schulen im Rahmen einer zweijährigen Pilotierungsphase die vom Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam entwickelte Schul-Cloud Brandenburg. Rund 170 weiteren interessierten Schulen (Schulen in öffentlicher und freier Trägerschaft) wurde die Schul-Cloud-Brandenburg ab Anfang April zur Verfügung gestellt. Nach den Osterferien folgten weitere 115 Schulen. Zum kommenden Schuljahr 2020/2021 ist der Anschluss von rund 170 weiteren Schulen geplant. Die Schul-Cloud Brandenburg ist eine leicht bedienbare digitale Lern- und Arbeitsumgebung, auf die Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler orts-, zeit- und endgeräteunabhängig zugreifen können. Sie schafft die technische Grundlage dafür, moderne digitale Lehr- und Lerninhalte in jedem Unterrichtsfach sicher nutzen zu können – das gilt auch in Zeiten der Untersagung von Unterrichtserteilung an den Schulen. Die Schulcloud schafft eine digitale Lernumgebung, in der Texte geschrieben und Präsentationen erstellt werden können, in der man mit Mitschülern und Lehrern und innerhalb von Arbeitsgruppen kommunizieren kann. Sie lässt sich am PC, aber auch via Smartphone und Tablet bedienen.
Wichtig ist dabei jedoch auch die Vorbereitung der Lehrkräfte. „Die technischen Möglichkeiten zu haben, ist das eine. Damit sinnvoll umzugehen, ist die andere Frage“, sagt Prof. Dr. Christoph Meinel vom Hasso-Plattner-Institut. Vor der Coronazeit gab es in den ersten Partnerschulen Zirkel, Arbeitsgemeinschaften und einen Austausch mit Best Practise-Beispielen. Jetzt melden sich Schulen an, die gar nicht die Möglichkeit haben, ihre Lehrer einzuweisen. Doch auch hierfür arbeitet das HPI an einer digitalen Lösung: die Plattform lernen.cloud. Hier werden alle Informationen zusammengestellt, die für die Schulcloud wichtig sind: Die ersten Schritte, Aufgaben des Administrators, Möglichkeiten zur Einbindung von Unterricht, Best Practise Beispiele und vieles mehr. Die nötige Weiterbildung kann hier selbstständig durchgeführt werden.
Der ein oder andere mag fragen: Waren solche Möglichkeiten im Internet nicht längst schon vorhanden, um das Homeschooling zu organisieren? Der Knackpunkt sind bei den meisten Anbietern personenbezogene Daten, die umfangreich gesammelt und interpretiert werden müssen, damit Lernplattformen vernünftig funktionieren können. Der Vorteil der HPI Cloud: Sie pseudonymisiert die Daten, speichert nicht den Namen, die Schule oder Klasse von Schülern ab, sondern vergibt ihnen Nummern. So können sensible Daten nicht eindeutig einem bestimmten Kind zugeordnet werden.
Eltern sollten also nachfragen, ob ihre Schule sich bereits um eine Teilnahme an diesem wegweisenden Tool gekümmert hat – und inwieweit die Lehrer darauf vorbereitet werden bzw. sich selbst vorbereiten. Sie können ebenso hinterfragen, ob die Schule eventuell andere Konzepte verfolgt und sich diese erklären lassen. Nicht immer muss eine Cloud der beste Weg sein.
Das Schulkonzept
Aus den vielen Anmerkungen zu den einzelnen Kompetenzfeldern ist ersichtlich, wie individuell Lernkonzepte an Schulen auszurichten sind, damit kein Schüler auf der Strecke bleibt. An Schulen mit gut betuchter Elternschaft kann man evtl. stärker auf digitale Lösungen setzen, wenn alle Familien über die entsprechenden Möglichkeiten vom WLAN bis zum separaten Laptop fürs Kind verfügen. Das kann in mancher Klasse aber auch ganz anders aussehen, dann können Aufgaben auf Papier sowie Kontakte per Telefon und E-Mail der richtige Weg sein. Videounterricht muss keine gute Lösung sein, wenn dabei keine individuelle Kommunikation zwischen Schülern und Lehrern möglich ist. In Leistungs- und einkommensstarken Klassen kann eine rein digitale Lernumgebung aber auch der Königsweg sein. Gerade im digitalen Bereich stellt sich aber die Frage nach dem Datenschutz, insbesondere bei Kindern. Solange sich Schüler per WhatsApp, Google Drive oder Zoom zusammentun, sind sie immer auch privaten Anbietern mit teils fragwürdigem Datenschutz ausgesetzt. Hier verfügen deutsche Schulen noch viel zu selten über eine frei zugängliche Onlineumgebung, in der Schüler nicht nur lernen, sondern auch sicher miteinander kommunizieren können. Es gibt Schulkonzepte, die aus Datenschutzgründen und als Schutz vor Cybermobbing ganz gezielt auf eine digitale Gemeinschaftslösung verzichten.
An diesen kurzen Anmerkungen ist zu erkennen, dass die Art des Homeschoolings für den Erfolg nicht ausschlaggebend sein muss. Auch die Abwesenheit digitaler Medien kann durch engagierte Lehrer und Schulen eine individuelle Begleitung von Schülern und Eltern ermöglichen. Wichtig scheint vor allem, dass neben den Schülern auch die Eltern stets auf dem Laufenden gehalten werden und jederzeit wissen, wie das Homeschooling gestaltet wird. In ersten wissenschaftlichen Projekten, die das Homeschooling begleiten, kristallisiert sich bereits heraus, dass genau jene Eltern am unzufriedensten sind, bei denen die Kommunikation mit Lehrern und Schule nicht funktioniert.
Um das Konzept einer Schule zu bewerten, können Eltern Antworten auf folgende Fragen Anhaltspunkte liefern:
- Wissen Kind und Eltern, was im Homeschooling bis wann zu erledigen ist?
- Haben Schüler regelmäßig (kann auch einmal pro Woche ausreichen) Kontakt mit dem jeweiligen Lehrer?
- Werden Eltern durch die Schule auf dem Laufenden gehalten?
- Erfolgt durch Lehrer ein Feedback auf Lernerfolge bzw. Aufgabenlösungen?
Kann man diese Fragen überwiegend positiv beantworten, ist das schon ein gutes Zeichen. Es ist zu merken, dass sowohl analoge als auch digitale Konzepte zu guten Lösungen führen können. Weiterführende Fragen geben dann Hinweise auf besonders gute Konzepte:
- Sind individuelle oder gemeinsame Besprechungen in Schülergruppen (online, Telefon oder Chat) mit Lehrpersonen möglich?
- Können die Schüler in einem geschützten Raum gemeinsam an Projekten / Materialien arbeiten?
- Erhalten Eltern Hinweise für hilfreiche Tools zur Unterstützung ihrer Kinder?
- Werden Eltern durch Lehrer und Schule in Aufgaben für die Bildung daheim aktiv einbezogen und besteht ein regelmäßiger, persönlicher Austausch?
- Können Schüler in einem geschützten Raum privat miteinander kommunizieren?
Wenn auch einige dieser Fragen positiv beantwortet werden können, dann ist die Schule sehr gut aufgestellt. Die Fragen nach der geschützten Umgebung müssen allerdings genau für jene Schulen nicht positiv beantwortet werden, die sich für ein analoges Konzept und den Kontakt per Telefon und E-Mail entschieden haben.





