Eine Kinderhaus-Story

Datum: Montag, 28. März 2022 14:23


Kilian und seine Eltern: Musik sorgt für Glücksmomente.

... über Entlastung und das kleine Glück in der Johanniter-Pusteblume.

Kurz nach 10 Uhr an einem Donnerstagmorgen schallen plötzlich Klaviertöne und eine helle, klare Stimme erfüllt das Haus. Familie Richter / Wenzel hat ihren Tag begonnen. „Bei uns ist alles in Schwingung“, sagt Vater Peter und spielt lächelnd weiter. Neben ihm sitzt sein 12-jähriger Sohn Kilian mit Mutter Romy. Kilian genießt die Musik sichtlich, singt mit und haut ab und zu auch selbst in die Tasten. Romy Richter gehört die helle, klare Stimme. „Musik erdet Kilian und gehört einfach untrennbar zu unserem Leben. Er ist grundsätzlich sehr geräuschempfindlich, aber der Flügel im Kinderhaus macht ihm so viel Freude, dass wir gerne hier den Tag beginnen.“

Doch so mühelos das Klavierspiel von Peter Wenzel auch wirkt, die Oboe ist seine wahre Berufung. Zuhause ist er als Oboist Teil der Robert-Schumann-Philharmonie des Theaters Chemnitz. Auch die singende Mama Romy ist Berufsmusikerin – jedoch keine Sängerin: An der städtischen Musikschule Chemnitz bringt sie ihren SchülerInnen als Fachbereichsleiterin das Violoncello näher.

Schon im Sommer 2020, kurz nach der Eröffnung des Kinderhauses Pusteblume, waren Kilian und seine Eltern zum ersten Mal hier zu Gast – damals aus einer Notlage heraus: Nach einer Operation konnte der Vater seinen Teil von Kilians Pflege nicht mehr leisten. Die Familie war zum ersten Mal nach zwölf Jahren dringend auf umfangreiche Unterstützung von außen angewiesen. Seitdem sind gut anderthalb Jahre vergangen, in denen Familie Richter / Wenzel gerne wiederkam und einige Entlastungsaufenthalte in Burg verbracht hat.

„Zum Loslassen im Kleinen wie im Großen gehört Vertrauen. Das war hier ab dem ersten Tag da, obwohl wir ein wenig in die Situation ‚hineingeschubst‘ worden sind. Anderswo haben wir das so nicht erlebt. Wir sind unendlich dankbar, dass es so gekommen ist und wir dadurch diesen Ort kennengelernt haben. Hier ist unsere Oase, hier tanken wir auf“, sagt Romy. Peter ergänzt: „Toll ist, dass Kilian hier auch sein Fahrrad nutzen kann, das ist mit Abstand sein Lieblingshilfsmittel und wichtig für seine Mobilisierung. Auch daheim fährt er fast jeden Tag mit dem Fahrrad und ist jedes Mal sichtlich glücklich.“ So verwundert es nicht, dass Kilian auch in der „Pusteblume“ täglich zu einer Radtour mit Pflegerin Sandra aufbricht.

So viel Spaß er in Burg auch hat, er freut sich trotzdem auf Zuhause und sogar (ganz und gar ungewöhnlich für die meisten Pubertiere) auf die Schule: Dort wartet seine Freundin Almut auf ihn. „Sie ist eine ganz Süße, die Kilian am liebsten heiraten möchte“, verrät Mama Romy augenzwinkernd.

Zur Erinnerung: Das Kinderhaus „Pusteblume“ in Burg vereint ein Kinderhospiz mit einer ambulant betreuten Wohngruppe. 20 schwerstkranke Kinder und Jugendliche finden in der Johanniter-Einrichtung ein Zuhause auf Zeit und erfahren mit ihren Familien Entlastung. Das Haus wurde am 01. Mai 2020 eröffnet. Weitere Informationen auf:

www.johanniter.de/kinderhospiz