Weihnachtsmann und Osterhase
Was lange funktioniert hat, wird irgendwann doch in Frage gestellt: „Gibts den Weihnachtsmann wirklich, Mama?“ Eltern kleiner Kinder stehen vor der Frage: Lüge ich mein Kind an oder verzichte ich auf den Weihnachtsmann? Ende 2016 hatten britische Forscher mit einem Fachartikel für Unsicherheit gesorgt, in dem sie Eltern warnten, ihre Kinder jahrelang anzulügen. Die Lüge vom Weihnachtsmann könne das Vertrauen zwischen Eltern und Kindern nachhaltig schädigen, wenn sie auffliege. Ganz so drastisch sehen es die meisten Experten hierzulande nicht sie. Sie sehen die Geschichte vom Weihnachtsmann eher als Bereicherung. Lüge und Wahrheit sei an dieser Stelle die falsche Kategorie. Kleine Kinder im magischen Alter leben ohnehin in einer Welt voller Prinzessinnen, Drachen, Hexen und Ritter. Diese Phanatisefiguren und -reisen kann man ihnen getrost lassen, bis sie spannenderes entdecken. Fachleute sagen daher: Geschichten von Zahnfee, Schnullerfee, Osterhase und Weihnachtsmann sind völlig legitim, wenn sowohl Eltern als auch Kinder mit diesen Geschichten leben wollen und sie nicht in Frage stellen. Wer jedes Jahr den Weihnachtsmann in die heimische Stube kommen lässt, sollte allerdings auf die Fragen der Kleinen vorbereitet sein: Wo wohnt der Weihnachtsmann? Besucht der alle Kinder? Schafft er das überhaupt? Warum kommt manchmal der Weihnachtsmann und manchmal das Christkind? Woher hat der Weihnachtsmann die Geschenke? Eltern haben entweder passende Antworten parat oder aber sie entwickeln sie gemeinsam mit ihren Kindern, in dem sie die Fragen zurückgeben. Während die ältesten Geschwister noch relativ lange an den Weihnachtsmann glauben können, wird es bei kleineren Geschwistern schwieriger. Man kann sie einfach eher „aufklären“ oder aber man macht sich die Großen zum Verbündeten, wenn sie die „Lüge“ enttarnt haben: „Du kennst jetzt ein Geheimnis der Erwachsenen, das darf deine kleine Schwester noch nicht wissen.“
Das sagt die Expertin: Wie lange dürfen Kinder an den Weihnachtsmann glauben? Maria Große Perdekamp: Hier hängt es wieder von den Eltern ab, was sie sich wünschen. Von der magischen Welt, in der Kinder bis zum Vorschulalter leben, profitieren ja auch die Eltern. Ich persönlich finde es ein schönes Ritual, das zu unserer Kultur gehört. Irgendwann, meist mit Beginn der Grundschule, verlassen die Kinder diese magische Welt und enttarnen diese Mythen. Oft gönnen sich Familien gern noch eine gewisse Übergangszeit, in der weiterhin der Weihnachtsmann bzw. das Christkind die Geschenke überreicht, obwohl die Kinder nicht mehr daran glauben. Ich finde es auch wichtig, Kindern die unterschiedlichen Bräuche um das Weihnachtsfest zu vermitteln. Auch die Feste und Bräuche anderer Religionen dürfen hier Platz finden.
Literatur
Erklär mir, warum!: Erstaunliche Antworten auf Kinderfragen, gondolino Verlag
Kann Papa Kinder kriegen? Die wichtigsten Kinderfragen und wie Eltern liebevoll darauf eingehen können, DK Verlag





