Höher hinaus mit Lesen

Datum: Mittwoch, 15. Juni 2011 09:31

 


Warum lesen für unsere Kinder so wichtig ist

Sind Sie in Ihrer Kindheit auch wie Peter Pan über London und Nimmerland geflogen, als Winnetou auf Iltschis Rücken über die Prärie geschwebt oder wie Astrid Lindgrens Karlsson vom Dach rotiert? Bücher und vor allem das Lesen bringen uns in der Phantasie oft auch im wörtlichen Sinn hoch hinaus. Eltern wissen heute um die große Bedeutung des Lesens für die Entwicklung ihrer Kinder – nur handeln sie im Alltag oft nicht danach. Die folgenden Seiten sollen Anregungen und Hinweise geben, wie Kinder zu vergnügten Leseratten werden und interessante Argumente liefern, warum das so wichtig ist.

Was Lesen alles macht
Lesen macht nicht nur schlau. Viele Studien haben inzwischen erwiesen, dass Vielleser unter den Kindern nicht nur im Kopf einen Vorteil haben, sondern auch in ihren emotionalen und sozialen Eigenschaften deutlich mehr gefördert werden. Selbst den Umgang mit der Medienflut in unserer Mediengesellschaft meistern sie besser – und nutzen selbst moderne Medien wie das Internet effektiver als Altersgenossen, die eher wenig lesen. Kinder, die von klein auf Bücher und Lesen zu ihrer Lebenswelt zählen, haben  unabhängig von ihrersozialen Herkunft bessere Bildungschancen und später größere schulische und berufliche Erfolge. Inzwischen  ist gesichert, dass Lesen für Kinder gerade in den ersten Lebensjahren einen wichtigen Grundstein legt und immensen Einfluss auf die Sprachentwicklung, die Phantasie und Gedächtnisleistungen nimmt. Was Lesen dabei – auch in späteren Jahren – im Gehirn bewirkt, folgt in einer separaten Betrachtung. Soviel aber vorab: Lesen gilt als der zentrale referentielle Prozess zur Entwicklung unseres Gehirns, während Fernsehen oder andere bildhafte Medien hier deutlich weniger ausrichten. Den Anfang machen wir aber erst einmal bei den ganz „Kleinen“ und der Frage, warum gerade das Vorlesen in den ersten Jahren so wichtig ist.

Lesen gilt als der zentrale
referentielle Prozess zur
Entwicklung unseres Gehirns

Vorlesen – Väter gesucht
Die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Stiftung Lesen verwundern mit Hinblick auf die Tatsache, dass 82% der deutschen Eltern Lesen und vor allem Büchern für die Entwicklung ihrer Kinder eine große Bedeutung zumessen. In der Realität lesen nämlich 42% aller Eltern mit Kindern bis zehn Jahren gar nicht oder nur unregelmäßig vor, über einem Drittel der Kinder wird weder im Elternhaus noch in Schule oder Kita vorgelesen. Selbst wo vorgelesen wird, stehlen sich Väter aus der Verantwortung: Lediglich bei 8% der Kinder liest der Vater, bei etwas mehr lesen beide – bei zwei Dritteln liest nur die Mutter. Dieser Mangel an väterlichem Engagement führt zu immer mehr Leseunlust gerade bei Jungen, denen männliche Lese-Vorbilder fehlen. Studien belegen, dass Jungen mit fehlendem väterlichem Lesevorbild deutlich weniger lesen als Jungen, deren Väter sich dafür Zeit genommen haben Das Vorlesen ist der kindlichen Entwicklung aus ganz verschiedenen Gründen zuträglich, denn es  fördert:
das Einfühlungsvermögen: Eltern und Kind nehmen sich beim Vorlesen viel Zeit füreinander die Sprachentwicklung: Jeder Text, jedes neue Bild vermittelt neue Wörter und erweitert den Sprachschatz das Gedächtnis: Beim Betrachten merkt sich das Kind die neuen Dinge  das abstrakte Denken: Es regt zum Nachdenken und Verallgemeinern an die Phantasie: Beim Vorlesen taucht  man in unbekannte Welten ein


Kinder sind nie zu jung für Bücher,

selbst wenn sie die Texte noch nicht
oder nicht gänzlich verstehen


Selbst wenn Kinder noch zahnlos vor sich hin brabbeln und auf Buchecken herum kauen, formt das Betrachten von Bilderbüchern  und das gemeinsame (Vor)Lesen den Sprachschatz und ermöglicht einen spielerischen Zugang zur Welt der Bücher. Kinder sind nie zu jung für Bücher, selbst wenn sie die Texte noch nicht oder nicht gänzlich verstehen. Bei Bilderbüchern bestimmt das Kind im  Gegensatz zu technischen Medien selbst den Rhythmus, kann Auswählen, Überblättern und lernt dabei schon, Informationen zu  filtern. Vor allem aber die Interaktion, die beim Vorlesen mit den Eltern entsteht, formt neben der Sprache soziale und emotionale Kompetenzen.