Erst links, dann rechts ...

Datum: Samstag, 01. Oktober 2022 11:17

Sicher mit dem Rad unterwegs

Babys und Kleinkinder fahren auf dem Rad der Eltern mit. Dafür gibt es mehrere Lösungen. Wir stellen die wichtigsten vor.


 Foto: ADAC/ Uwe Rattay

Fahrradanhänger

Wer schon ganz kleine oder zwei Kinder mitnehmen will, für den lohnt die Anschaffung eines Fahrradanhängers. Er eignet sich auch für längere Radtouren besser als ein Kindersitz. Nachteil gegenüber dem Kindersitz: Eltern und Kind können währen der Fahrt nicht miteinander reden. Die kleinen bunten Wagen bieten je nach Modell Platz für ein bis zwei Kinder, mit entsprechendem Einsatz auch für Säuglinge, die noch nicht sitzen können. Platz ist auch für Spielzeug oder eine Trinkflasche, was den Kindern ermöglicht, sich die Zeit zu vertreiben und sich selbst zu versorgen, ohne dass etwas verloren gehen kann. Die meisten Anhänger lassen sich auf Ausflügen unkompliziert zum Buggy umbauen. Mit etwa 400 bis 700 Euro pro Stück sind sie nicht eben preiswert, aber durchaus eine lohnende Investition für Familien, die häufig mit dem Rad unterwegs sind. Für Tagesausflüge und Radurlaub sind sie ideal. Die Kinder sitzen bequem, sind vor Insekten, Wind, Regen und Sonne geschützt. Bei einem Unfall sind sie durch eine gewisse Pufferzone und die geringe Kippgefahr besser geschützt als in einem Kindersitz. Erlaubt ist die Mitnahme von Kindern von 0 bis 7 Jahren, wobei die meisten Siebenjährigen kaum mehr hineinpassen werden, schon gar nicht mit Helm. Der wird ebenso empfohlen wie anschnallen. Eltern sollten vor dem Kauf eines Anhängers prüfen, ob ihr Fahrrad dafür geeignet ist: Der Anhänger muss sich am Rad befestigen lassen. Das zulässige Gesamtgewicht sollte mindestens 120 kg betragen. Nicht alle Anhänger sind mit Beleuchtung ausgestattet, hier kann Nachrüsten lohnen, da die meisten Anhänger das Rücklicht des Fahrrads verdecken. Ein bunter Wimpel und Reflektoren erhöhen die Sichtbarkeit. Wer in einem Zweisitzer nur ein Kind transportiert, sollte es wegen des Schwerpunkts in die Mitte setzen. Ist das nicht möglich, dann auf die rechte Seite.


 Foto: ADAC/ Uwe Rattay

Fahrrad-Kindersitz

Für kürzere Strecken in der Stadt, auf denen vielleicht nicht immer ausreichend große „Parkplätze“ für ein Rad mit Anhänger zur Verfügung stehen, ist der klassische Kindersitz die bessere Wahl. Dafür muss das Kind selbständig sitzen können. Zur Auswahl stehen Modelle für die Montage hinten oder vorn, für im Schnitt knapp 100 Euro. Ob der Kindersitz hinter dem Fahrer oder zwischen Lenkerstange und Fahrer montiert wird, ist ein Stück weit Glaubensfrage. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Die Montage vorn ist nur für kleinere bzw. leichte Kinder bis höchstens 15 kg erlaubt. Hier liegt der Schwerpunkt für den Radfahrer günstiger, da die Fahrweise kaum beeinflusst wird. Allerdings fährt es sich durch die breitbeinige Sitzhaltung weniger komfortabel. Vorn kann das Kind mehr sehen und die Eltern haben ihr Kind im Blick, können sich mit ihm besser unterhalten. Allerdings ist es Wind und Wetter ungeschützt ausgesetzt und die Kopfstützte fehlt. Bei einem Sturz besteht die Gefahr, dass der Fahrer aufs Kind fällt. Hinten ist es vor dem Fahrtwind geschützt, der Transport stabiler als bei vorn montierten Sitzen. Das Kind hat mehr Platz und sitzt dadurch bequemer. Der Sitz muss Gurte haben, die vom Kind nicht allein zu öffnen sind. Ein Speichenschutz muss verhindern, dass die Kinderfüße in die Speichen kommen können. Ist ein solcher Speichenschutz montiert, ist es auch erlaubt, die Kleinen auf einem kleinen Sattel zwischen Lenker und Fahrer mitzunehmen. Der Kindersitz für hinten sollte nicht direkt am Gepäckträger montiert werden, sondern mittels Adapter am Rahmen. Die Kinder sollten dick genug angezogen sein, da sie durch den Fahrtwind und ohne Bewegung schnell auskühlen. Den Kindersitz nur für kurze Strecken nutzen oder aber ausreichend Pausen einplanen, da die Kleinen in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt sind. Da das Ein- und Aussteigen aus dem Kindersitz nicht ganz einfach ist, sind Zweibeinständer hilfreich. Auch auf dem Kindersitz gilt: bitte mit Helm! Auf dem Kindersitz dürfen Kinder nur im Alter von 9 Monaten bis 7 Jahren transportiert werden. Wird der Sitz vorn montiert, darf das Kind nicht mehr als 15 Kilogramm wiegen, hinten höchstens 22 Kilogramm.

Fahrradtrailer

Sogenannte Fahrradtrailer oder Trailerbikes sind gute Lösungen für junge Fahranfänger auf längeren Strecken. Diese Trailer sehen aus wie ein Kinderrad ohne Vorderrad und werden mittels einer langen Stange am Elternrad befestigt. Die Kleinen können also selbst in die Pedale treten, werden aber von den Eltern gelenkt und so sicher durch heikle Verkehrssituationen manövriert.


Foto: ADAC/ Uwe Rattay

Fahrradkupplung

Bei dieser Variante wird das Kinderrad mit Hilfe einer Tandemstange oder -kupplung ans Elternrad gekoppelt. Der Vorteil: Wenn dem Nachwuchs die Puste ausgeht oder die Strecke unübersichtlich wird, kann das Kinderrad relativ unkompliziert ans Elternrad montiert werden. Das Kind muss dann weder in die Pedale treten noch lenken.

Familientandem

Das Fahrrad hat wie ein Tandem zwei bis drei Sattel und die entsprechende Zahl an Pedalen. Je nach Modell finden darauf ein Erwachsener und bis zu drei Kinder Platz. Der Vorteil: Eltern und Kind(er) können sich unterhalten und die Familie kommt schneller voran, als wenn die Kinder mit ihrem Rad separat fahren. Das kann je nach gewählter Tourenlänge hilfreich sein. Eine Freilauffunktion für das Kinder-Tretlager ist sinnvoll, damit die Kinder sich bei Bedarf ausruhen können.


Foto: ADAC/ Uwe Rattay

Lastenrad

Diese noch recht junge Fahrrad-Variante eignet sich sowohl für den Transport des Wochenendeinkaufs als für den von Kindern. Es gibt unterschiedliche Modelle als klassisches Zweirad oder als Dreirad, teils sogar mit vier Rädern, mit Ladefläche vorn oder hinten. Sitzen die Kinder vorn (Modell Long John), hat man sie besser im Blick, allerdings ist hier das zulässige Gesamtgewicht vergleichsweise gering. Beim Longtail sitzen die Kinder dagegen hinten. Vorteil: Je nach Modell können auch mehr als zwei Kinder transportiert werden. Nachteil aller Lastenräder: Sie brauchen im Straßenverkehr und vor allem beim Parken viel Platz, den hat nicht jeder – vor allem nicht, wenn man in einer Mietwohnung lebt. Da man für die Fahrt mit Kindern viel Kraft braucht, lohnt es, über eine E-Bike-Variante mit zuschaltbarem Motor nachzudenken.

Für alle vorgestellten Transportlösungen gilt: Sie verändern den Schwerpunkt des Fahrzeugs und damit das Fahrgefühl. Gerade das Bremsen und Kurvenfahren braucht Übung. Am besten testen Sie das neue Gefährt vorab ohne Kinder, stattdessen mit einem Wasserkasten. Nehmen Sie Ihr Rad mit zum Fachhändler, um sicher zu gehen, dass sich Kindersitz und Co. auch tatsächlich daran befestigen lassen. Im Idealfall sind auch die Kinder dabei und können vor Ort probefahren bzw. probesitzen.