Happy Family

Datum: Donnerstag, 27. Oktober 2022 16:30

Wie Familien glücklich werden – ein Ratgeber

In Zeiten der Dauerkrise wollen wir über schöne Dinge schreiben. Denn schlechte Nachrichten gibt es derzeit zur Genüge. Daher schauen wir uns für diese Ausgabe das weite Thema „Glück“ an. Was macht Menschen glücklich und was brauchen Kinder und Eltern zum Glücklichsein? Zunächst vorweg: Auch wenn viele Deutsche Meister im Jammern sind, so tun sie dies doch auf einem hohen Niveau. Denn im Allgemeinen geht es den Menschen in Deutschland gut. Zumindest die vor Corona erhobenen Statistiken zeigen hohe Glücks- und Zufriedenheitswerte an. So gaben in einer YouGov-Studie von 2019 zwei Drittel der Deutschen an, dass sie derzeit optimistisch und glücklich sind.

Exkurs Hygge: Hygge – kaum ein anderes fremdsprachiges Wort steht so sehr für Glück und Wohlbefinden wie das skandinavische „Hygge“. Das Wort steht im Dänischen und im Norwegischen für Gemütlichkeit, Heimeligkeit und ist mittlerweile mehr als nur ein Wort: Es steht für ein Konzept, für eine Art zu leben. Auf den Trend aus dem Norden sind viele Marketing-Experten aufgesprungen. Es gibt Hygge-Bücher und -Zeitschriften, Cafés und Mobiliar. Sie alle versprechen mehr Zufriedenheit und Gemütlichkeit. Das nordische Hygge ist mittlerweile so präsent in Deutschland, das es sogar Eingang in den Duden gefunden hat. Auch andere Sprachen haben ihre ganz eigenen Wörter für Lebenszufriedenheit. So unterscheidet das Englische zwischen „luck“ als Zufallsglück im Spiel oder beim Lotto und „happiness“ als Glücklichsein. Das französische „bonvivant“ oder „savoir vivre“ steht für die französische Lebenskunst, das Wissen, wie man gut lebt und genießt. Die Aborigines in Australien nutzen den Begriff „dadirri“, er steht für Selbst-Besinnung, ein spirituelles In-sich-Ruhen.

Eine der umfangreichsten und längsten Studien zum Thema Glück wird seit mehr als 80 Jahren in den USA durchgeführt. Dort begannen Wissenschaftler in den 1930er-Jahren gut 700 junge Männer nach ihrer Lebenszufriedenheit, ihren Zielen und ihren Lebensumständen zu befragen. Diese Befragung wurde alle zwei Jahre wiederholt – bis ins hohe Alter der Probanden hinein. Ergänzt wurden die Interviews um die Auswertung von Blutproben und Hirnscans der Befragten. 2015 fasste der derzeitige Studienleiter Robert Waldinger die Ergebnisse zusammen: „Die wichtigste Botschaft aus dieser Studie ist: Gute Beziehungen machen glücklicher und gesünder.“ Nicht Reichtum oder beruflicher Erfolg machen glücklich, sondern Freundschaften und Partnerschaften. Einsamkeit dagegen wirkt toxisch. Dabei allerdings komme es weniger auf die Quantität der Beziehungen an, als vielmehr auf die Qualität. Eine unglückliche Ehe schadet unserer Gesundheit und Zufriedenheit, während gute Beziehungen den Körper und den Geist schützen. Die Studie wird übrigens fortgesetzt. Da die meisten der 700 Probanden mittlerweile verstorben sind, werden jetzt deren Kinder befragt.

Einen internationalen Blick auf Glück erlaubt der World Happiness Report. Seit 2012 erfasst er die Zufriedenheitswerte in etwa 150 Ländern. Ein Stück weit gibt dieser Bericht also Antwort auf die Frage, wo die glücklichsten Menschen leben: in Skandinavien. In den zurückliegenden Jahren landeten Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland und Island stets in den Top 10, oft nahmen skandinavische Länder sogar die vorderen drei Plätze ein. Als Gründe dafür gelten unter anderem hohe Einkommen, ein geringes Maß an Ungleichheit, ein starker Sozialstaat, stabile demokratische Institutionen, denen die Bürger ein hohes Vertrauen entgegenbringen, geringe Kriminalität und Korruption, ein hoher Grad an gesellschaftlichem Zusammenhalt sowie an persönlicher Autonomie und Freiheit.

Schaut man sich die Zufriedenheitswerte innerhalb Deutschlands genauer an, leben die glücklichsten Menschen in Schleswig-Holstein (6,78), Sachsen-Anhalt und Bayern, Brandenburg (6,74) folgt auf Platz 5, Sachsen (6,58) auf dem zwölften Platz, Schlusslicht sind die Berliner (6,20).