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Titelthema :: Seite 57

Konvention gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts:

u.a. die 1924 vom Völkerbund verkündete, aber

nicht rechtsverbindliche „Geneva Declaration“

und die Magna Charta Libertatum aus Polen. Diese

und weitere Dokumente bildeten die Grundlage für

die ab 1980 erarbeitete UN-Kinderrechtskonven-

tion. Sie ist bis heute die wichtigste Rechtsgrund-

lage für Kinder und Jugendliche auf der ganzen

Welt. Sie spricht jedem Kind das Recht auf Leben,

Bildung und Schutz vor Gewalt zu – aber auch das

Recht, gehört zu werden. Die Kinderrechte gel-

ten für jedes Kind auf der Welt, unabhängig von

Geschlecht oder Herkunft. Verabschiedet wurde

die Konvention am 20. November 1989. Nachdem

2015 auch Somalia und Süd-Sudan die Kinder-

rechtskonvention ratifiziert haben, gibt es heute

nur noch einen Staat, der dies nicht gemacht hat:

die USA. Das ist einerseits ebenso traurig wie er-

staunlich, andererseits muss man zugeben, dass es

Kindern in den USA deutlich besser geht, als bei-

spielsweise im von Armut und Krieg geprägten So-

malia. Die Gründe, warum der US-Senat bis heute

die für eine Ratifizierung notwendige Zwei-Drittel-

Mehrheit verweigert, sind vielschichtig: Zum einen

sind die USA bei der Unterzeichnung internatio-

naler Abkommen schon immer zurückhaltend, da

sie ihre eigene Souveränität nicht einschränken

wollen. Kritiker befürchten zudem klagefreudige

Kinder und die Einschränkungen von elterlichen

Rechten. Zum anderen sagen die USA, sie würden

mit ihrer Gesetzgebung die Rechte von Kindern

bereits ausreichend gewährleisten. Allerdings gibt

es sehr wohl US-Gesetze, die klar gegen die UN-

Regeln verstoßen: So können Minderjährige in den

USA zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt wer-

den. Bis 2005 war sogar die Todesstrafe möglich.

Einige Bundesstaaten erlauben Lehrern zudem die

körperliche Züchtigung von Schülern. Auch Kin-

derarbeit, vor allem durch Migranten zur Erntezeit

und die Rekrutierung von unter 18-jährigen Solda-

ten widersprechen dem UN-Regelwerk.

In wenigen Tagen ist wieder der Weltkin-

dertag. Der 20. September wird gern zum

Anlass genommen, auf die Rechte der Kin-

der aufmerksam zu machen. Vermutlich kennen

die wenigsten Eltern die Rechte ihrer Kinder. Oder

wussten Sie, dass Ihr Kind ein Recht auf Spiel hat

und die Ohrfeige bzw. der Klaps auf den Po gesetz-

lich verboten ist? Nur 15 Prozent der Erwachsenen

kennen die Kinderrechte und wissen, was in etwa

darin steht. Dass die in einer UN-Konvention gere-

gelten Kinderrechte in Deutschland in der Praxis

kaum bekannt sind, heißt nicht, dass es den Kin-

dern hier schlecht geht. Im Gegenteil. Im Vergleich

zu Staaten wie Indien, Bangladesch etc. geht es

uns in Deutschland richtig gut und dennoch gibt

es hier reichlich Initiativen, die sich für die Rechte

der Jüngsten einsetzen – nicht ohne Grund. Auch

in Deutschland steht nicht alles zum besten, wach-

sen Kinder in Armut auf, werden Kinder geschla-

gen oder missbraucht.

Brauchen Kinder überhaupt eigene Rechte? Sind

sie nicht auch Menschen wie Erwachsene, für die

ebenfalls die Menschenrechte und das deutsche

Grundgesetz gelten? Ein Blick auf die Geschichte

macht deutlich, warum die Verankerung von Rech-

ten explizit für Kinder durchaus sinnvoll war und

bis heute ist.

Kinderrechte damals & heute

Historisch betrachtet ist der Gedanke, dass Kinder

ebenfalls Menschen mit eigenen Rechten sind,

noch recht jung. Über Jahrtausende galten Kinder

als nicht vollwertige Menschen, die Erwachsenen

unterlegen und ihnen rechtlich nicht gleichgestellt

waren. Über das Recht zu Leben oder zu sterben,

durfte im Alten Rom der Vater und Patriarch der

Familie entscheiden. Noch bis in die Neuzeit galten

Kinder als zum Hausstand und Besitz ihrer Eltern

gehörend und waren ihnen unbedingten Gehorsam

schuldig. Erst mit der Aufklärung veränderte sich

das Bild des Kindes. Bis zum wichtigsten Doku-

ment – der UN-Kinderrechtskonvention – dauerte

es aber noch mal 200 Jahre. Erste Vorläufer dieser

Redaktion:

Anett Linke,

Foto links:

Steffen Schwenk

(www.light-impression.de

)

Im Namen der Kinder!

Was man zum Thema Kinderrechte wissen sollte.

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