Gehandicapte Kinder

Datum: Freitag, 26. Oktober 2012 13:46

„Liebe heißt einen anderen
Menschen so sehen zu können
wie Gott ihn gemeint hat.“
(Dostojewski)


Ein gesundes Kind auf die Welt zu bringen, ist der Wunsch einer jeden Mutter, eines jeden Vaters. Leider geht dieser Wunsch nicht immer in Erfüllung. Manchmal kommt es anders. Bekommen die Eltern die Diagnose, dass ihr Kind körperliche oder geistige Einschränkungen hat, stürzt für sie oft eine Welt zusammen. Wut und Trauer sind ständige Begleiter der betroffenen Eltern. Diese Gefühle sollten zunächst zugelassen und ausgelebt werden. In dieser Situation und besonders in den ersten Tagen und Wochen mit dem gehandicapten Kind brauchen Eltern Zeit und die Unterstützung vertrauter Personen. Die Diagnose anzunehmen, ist in der ersten Zeit eine besonders große Hürde. Kinder mit Handicaps mit ihren besonderen Bedürfnissen sind umso mehr auf fürsorgliche und starke Eltern angewiesen. Diese Kinder werden sich entwickeln, nur vielleicht langsamer, mit mehr Stolpersteinen und vielleicht auf Umwegen. Sie werden möglicherweise eine eigene Sprache oder eine andere Form der Kommunikation und des Denkens finden. Das alles braucht mehr Zeit und stellt Eltern vor besondere Herausforderungen. Mit einer optimalen Förderung und einer medizinischen Betreuung kann der Grundstein für eine positive Entwicklung auch dieser Kinder gelegt werden. Großes Engagement, strapazierbare Nerven und diplomatisches Geschick sind bei Kindern mit Handicaps besonders gefordert. Ein Leben mit einem behinderten Kind schließt besondere Anstrengungen ein und hat trotzdem schöne Momente. Jeder Fortschritt in der Entwicklung des Kindes ist ein besonderer Erfolg, der stark macht. Nicht nur die Eltern, sondern auch die Kinder. Eltern lernen, dass das Leben mit einem Kind mit Handicap genauso von Höhen und Tiefen, von glücklichen und anstrengenden Zeiten geprägt ist, wie bei anderen Kindern auch. Manchmal erscheint es Eltern, dass ihnen einfach alles zuviel wird. Sie sollten sich nicht scheuen, spätestens dann Hilfe von Anderen anzunehmen. Geht es um eine optimale Versorgung von Kindern mit Handicap oder Frühchen, finden Eltern in den Frühförderstellen und Sozialpädiatrischen Zentren (SPZ) Orientierung und Hilfe. Die Netzwerke Gesunde Kinder haben sehr gute Kontakte zu diesen Frühförderstellen. Neben Kinderärztinnen und Kinderärzten arbeiten dort Fachkräfte aus den Bereichen Physiotherapie, Psychologie, Heilpädagogik, Ergotherapie und Logopädie. Erfahrene Fachkräfte beraten Eltern, damit ihr Kind individuell und seinen eigenen Fähigkeiten entsprechend gefördert wird. Ein Übermaß an Förderung und Therapie kann Eltern und Kinder überfordern. Eine einfühlende Begleitung der Kinder steht im Fokus. Weiterhin werden Eltern über geeignete Kuren und Einrichtungen für sich und ihr Kind informiert. Viele der betroffenen Eltern suchen Rat, Unterstützung und Rückhalt in Selbsthilfegruppen. Engagierte, selbst betroffene Eltern stehen Hilfesuchenden zur Seite. Sie unterstützen sie, wenn es darum geht, eigene Bedürfnisse, Ansprüche und Wünsche sowie die des Kindes durchzusetzen und bieten u.a. Begleitung an, um sich im Dschungel des Hilfesystems zurechtzufinden. Für die Eltern ist es oft am wichtigsten, dass es Menschen gibt, die ihnen zuhören. Selbsthilfegruppen finden Sie über die Behindertenhilfe (z.B. der Lebenshilfe) oder in den Familienratgebern der Aktion Mensch. Weitere Informationen über relevante Adressen in Ihrer Region erhalten Sie von Ihrem Arzt bzw. von Ihrer Ärztin. Neben den Fachkräften können auch die Netzwerke Gesunde Kinder mit ihren ehrenamtlich tätigen Paten auch Familien mit behinderten Kindern unterstützend zur Seite stehen. Wenn Eltern den Mut finden, die einzigartige Persönlichkeit ihres Kindes zu entdecken und ein Leben mit einem behinderten Kind zu wagen, kommt von den Kindern eine ganz eigene Art der Liebe zurück.

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Hennemann, Judith: 
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Greß, Jürgen:
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Glaßer, Marianne:
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