Auch Kinder sind mal wütend!

Datum: Mittwoch, 01. Juni 2022 08:18

Wut ist auch im Zusammenhang mit dem sogenannten „Trotzalter“ ein wichtiges Thema für Eltern. Wutanfälle, Tränen und Schreikrämpfe sind Teil dieses Alters, welches mit etwa eineinhalb Jahren beginnt und meist um den vierten Geburtstag überstanden ist. Sätze wie: „Ich kann das allein!“ oder „Ich will aber!“ oder aber auch „Blöde Mama“ kennen sicher sehr viele Eltern. Kinder stecken in diesem Alter in einem Zwiespalt zwischen Trennungsangst und Abenteuerlust, zwischen Wollen und Können. Einerseits wollen sie die Welt entdecken, andererseits brauchen sie Sicherheit und Geborgenheit. Daneben entdecken sie in diesem Alter ihren eigenen Willen und müssen dabei erkennen, dass sich nicht jede Idee umsetzen lässt und nicht jedes Bedürfnis erfüllt werden kann. Auch die Wahl zwischen mehreren Dingen, die für ein Kind eigentlich alle attraktiv sind, kann für ein Kind ein Problem darstellen, dem es nur mit Wut begegnen kann. Bei Eltern kann ein wütendes Kind, das trampelt, um sich schlägt, manchmal sogar beißt, brüllt und sich auf dem Boden wälzt, eigene Wut auslösen. Besonders wenn sie die Wut des Kindes in einem „ungünstigen Moment“ erwischt. Auch Wutausbrüche auf öffentlichen Schauplätzen, z.B. im Supermarkt, können für Eltern sehr unangenehm sein; wenn dann noch gut gemeinte Ratschläge der Umstehenden dazu kommen, kann es Eltern schwerfallen, gelassen zu bleiben. Wichtig ist es, sich in diesen Situationen vor Augen zu führen, dass das Kind die Eltern mit seiner Wut nicht ärgern will. Häufig ist die Wut ein Ausdruck von Hilflosigkeit. Oft fehlt unseren Kindern in diesem Fall einfach der Wortschatz, um Enttäuschung, Wut oder Frust zu verbalisieren. Kinder sind noch nicht in der Lage, ihre Wut zu steuern oder zu kanalisieren, oft sind sie selbst erschrocken über dieses heftige Gefühl, das da von ihnen Besitz ergreift. Kinderwut ist blind, taub und spürt kaum etwas. Wenn Eltern in solchen Situationen schimpfen oder gar schlagen, hilft dies nicht und auch gutes Zureden ist oft vergeblich. Kinder sind darauf angewiesen, dass Eltern in solchen Situationen Ruhe bewahren und bei ihnen bleiben, bis sie sich beruhigt haben. Ruhe und Gelassenheit vermitteln dem Kind Sicherheit, sie zeigen, dass alle Gefühle okay sind, dass jemand für sie da ist und die Bindung hält!

Erste Hilfe bei Trotzanfällen
*Achte darauf, dass dein Kind sich in seiner unermesslichen Wut nicht verletzen kann.
*Manchen Kindern tut es gut, wenn sie sanft festgehalten werden. Der Körperkontakt und die Botschaft „Ich bin bei Dir, ich hab Dich lieb“ lässt es schneller wieder zur Ruhe kommen.
*Wenn dein Kind nicht festgehalten werden möchte, zwing es nicht.
*Rede während eines Wutanfalls nicht auf dein Kind ein. Das ist völlig nutzlos! Warte, bis es sich beruhigt hat.
*Bleibe selbst nach Möglichkeit ruhig. Ganz ruhig. Nicht schreien, nicht schimpfen, nicht die Geduld verlieren.
*Dramatisiere den Wutanfall nicht. Wenn du dem Wüten und Toben nicht allzu viel Aufmerksamkeit widmest, ist er oft auch schnell wieder vorüber.
*Mach dich nicht für den Wutanfall verantwortlich und nimm ihn nicht persönlich.
*Versuche nicht, Wutanfälle vorherzusehen – und zu vermeiden. Dein Kind wird diesen Plan durchschauen und die Situationen ausnutzen.

Kein Kind im Trotzalter möchte seine Eltern durch Trotz beleidigen oder ihre Liebe und
Geduld auf die Probe stellen. Wer das begriffen hat, der weiß: in ein paar Minuten ziehen die Wolken vorüber. Dann nehmen wir uns in die Arme und reden darüber. Und morgen gibt es ein neues Spiel.

Die Begleitung von Familien durch ehrenamtliche Pat*innen des Netzwerkes Gesunde Kinder endet offiziell mit dem 3. Geburtstag der Kinder, also genau in der Zeit des Trotzens und des wütend seins. Über den 3. Geburtstag der Kinder hinaus können Ihnen die Mitarbeiter*innen der Regionalnetzwerke Gesunde Kinder im Land Brandenburg Beratungsstellen und Ansprechpartner*innen in Ihrer Region empfehlen und/oder auf Veranstaltungen zum Thema „Wut/Trotz im Kindesalter“ verweisen. Die Erziehungs- und Familienberatung bietet u. a. den Elternkurs „Starke Eltern – Starke Kinder“ sowie eine Vortragsreihe zu unterschiedlichen Themen wie z. B. Film und Gespräch „Freiheit in Grenzen“ an. Sprechen Sie uns an und schauen Sie auf der Internetseite www.netzwerk-gesunde-kinder.de auf unsere Angebote und Termine.

www.netzwerk-gesunde-kinder.de