Foto: V.ivash, Freepik
Viele Geburten, zu wenig Plätze in Kita & Schule.
Deutschland, das vergreisende Land, in dem die Jüngeren die Rente der Älteren nicht mehr erwirtschaften können – dieses Bild zeichneten vergangene Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung. Die Schülerzahlen gingen über 15 Jahre hinweg kontinuierlich zurück. Schulen inbesondere in ländlich geprägten Regionen wie der Lausitz wurden geschlossen – in der Regel wurden weiter sinkende Schülerzahlen prognostiziert. 7,2 Millionen sollten es nach den letzten Berechnungen der Kultusminister im Jahr 2025 in Deutschland sein.
Im Sommer zeigte nun eine Bertelsmann-Studie, was der anhaltende Babyboom längst vermuten ließ. Sie prognostizierte für das Jahr 2025 gut eine Million mehr Kinder im schulpflichtigen Alter. Zwischen 2000 und 2015 wurden deutschlandweit aber bereits fast 2.000 Grundschulen geschlossen, mehr als ein Viertel davon in den ostdeutschen Bundesländern.
Quelle: Bertelsmann-Stiftung „Demografische Rendite adé“
Die aktuelle Studie „Demografische Rendite adé“ der Bertelsmann-Stiftung geht im Jahr 2025 nun von 8,3 Millionen und 2030 sogar von 8,6 Millionen Schülern an allgemeinbildenden Schulen aus, perspektivisch also sogar eineinhalb Millionen mehr als in der aktuellen Planung der Länder vorgesehen.
Insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern könnte der Babyboom Vieles über den Haufen werfen, auch wenn man sich in der Politik gewohnt gelassen gibt. Allein in den Lausitzer Kliniken wurden im Jahr 2016 gegenüber dem Jahr 2015 ca. 10 % mehr Babys geboren – das sind ca. 400 Kinder mehr, die künftig auch in unserer Region Kita und Schule besuchen. Was bedeutet das für Eltern?
Regionale Unterschiede
Die Herausforderungen, die durch den aktuellen Babyboom und die dadurch steigenden Schülerzahlen deutschlandweit auf das Bildungssystem zukommen, sind groß: 4,7 Milliarden höhere Bildungsausgaben prognostiziert die Bertelsmann-Stiftung pro Jahr, die in etwa 28.000 zusätzliche Klassen und über 40.000 neue Lehrerstellen fließen müssen. „Jetzt besteht enormer Handlungsdruck. Viele Bundesländer müssen komplett umdenken“, warnt der Vorstand der Bertelsmann-Stiftung, Jörg Dräger. Doch nicht jedes Bundesland ist gleichstark vom Babyboom betroffen. Dieser macht sich nämlich vor allem in Ballungsgebieten und den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen bemerkbar. Aber auch in den ostdeutschen Flächenländern Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen wird die Anzahl der Kinder in den nächsten Jahren höher liegen, als noch 2013 durch die Kulturministerkonferenz prognostiziert wurde.
Nach den Vorausberechnungen der Bertelsmann-Stiftung wird sich die Anzahl der Kindergartenkinder von 0 bis unter sechs Jahren in Brandenburg leicht erhöhen, statt wie zuvor prognostiziert sinken. Erst ab 2020 sollen die Zahlen wieder leicht abnehmen. Einen Anstieg verzeichnen auch die anderen Altersgruppen. Allerdings beziehen sich die Prognosen der Bertelsmann-Stiftung auf die Gesamtheit der östlichen Flächenländer. Die dadurch entstehenden Durchschnittswerte vernachlässigen dabei länderspezifische Unterschiede. Exklusive Zahlen nur für die Bundesländer Brandenburg und Sachsen und speziell für die Lausitzer Region liegen nicht vor. Betrachtet man jedoch die Geburtenzahlen der vergangenen Jahre in Lausitzer Kliniken, lässt sich feststellen, dass auch in den Kliniken unserer Region nach zuvor nur leichten Veränderungen im Jahr 2016 ein immenser Sprung nach oben stattfand. Teilweise wurden die meisten Entbindungen seit dem letzten Babyboom Ende der 1980er-Jahre gezählt.
Krankenhaus | 2016 | 2015 | 2015->16 | 2014 | 2013 | 2012 | 2011 |
Carl-Thiem-Klinikum Cottbus gGmbH | 1129 | 1053 | +7,2% | 1005 | 985 | 1004 | 988 |
Städtisches Krankenhaus Eisenhüttenstadt GmbH | 351 | 304 | +15,5% | 331 | 332 | 315 | 360 |
Lausitz Klinik Forst GmbH | 475 | 408 | +16,4% | 434 | 407 | 393 | 416 |
Elbe-Elster Klinikum GmbH Herzberg | 532 | 522 | +1,9% | 485 | 473 | 497 | 528 |
Klinikum Niederlausitz GmbH Lauchhammer-Ost | 680 | 642 | +5,9% | 585 | 615 | 591 | 578 |
Klinikum Dahme-Spreewald GmbH Spreewaldklinik Lübben | 541 | 495 | +9,3% | 523 | 494 | 509 | 526 |
Klinikum Weißwasser | 358 | 337 | +6,2% | 340 | 320 | 328 | 334 |
Seenland-Klinikum Hoyerswerda | 676 | 617 | +9,0% | 607 | 565 | 600 | 584 |
Gesamt | 4742 | 4378 | +8,3% | 4310 | 4191 | 4237 | 4314 |
Quelle: Milupa Geburtenlisten 2012-2016
Wie man in der Tabelle sehen kann, verzeichneten sämtliche Kliniken in der Lausitz teils starke Geburtenzuwächse im Jahr 2016 gegenüber dem Vorjahr. In den Jahren 2011 bis 2015 pegelten sich die Geburtenzahlen in Lausitzer Kliniken immer im Bereich von 4.200 bis 4.300 Geburten ein, 2016 waren es über 4.700.